Steve Jobs wusste: Seine Zehn-Minuten-Regel macht klüger – moderne Neurowissenschaft gibt ihm recht
Steve Jobs stand auf, wenn der Kopf blockierte. Heute bestätigen Studien: Bewegung steigert Kreativität und Denkfähigkeit messbar.

Steve Jobs war überzeugt, dass Bewegung sein Denken schärft – eine Idee, die Forscher heute bestätigen. Der Apple-Gründer starb am 5. Oktober 2011. © Wikimedia
Wenn die Gedanken feststecken, hilft manchmal kein Grübeln, sondern Bewegung. Apple-Gründer Steve Jobs hatte daraus eine Regel gemacht: Wenn ihm nach zehn Minuten keine Idee kam, stand er auf und ging spazieren. Heute zeigen Neurowissenschaftler, dass dieser einfache Trick tatsächlich das Denken verändert – und im Alltag hilft, schneller auf gute Lösungen zu kommen.
Wer regelmäßig vor Entscheidungen steht, kreativ arbeiten oder Probleme lösen muss, kann von diesem Prinzip profitieren. Die sogenannte Zehn-Minuten-Regel von Steve Jobs ist kein Mythos, sondern eine Methode, die inzwischen gut erforscht ist.
Wie Bewegung Denken und Kreativität beflügelt
Der legendäre Apple-CEO führte viele Gespräche im Gehen. Seine Biografen berichten, dass er wichtige Meetings lieber beim Spaziergang abhielt als in Konferenzräumen. Designer Jony Ive erinnert sich in einem Gespräch mit dem Wall Street Journal Magazine: „So viel Zeit miteinander haben wir damit verbracht, einfach ruhig zu gehen.“
Für Jobs war Bewegung mehr als körperliche Aktivität – sie war ein Werkzeug zum Denken. Statt sich an schwierigen Aufgaben festzubeißen, verließ er den Schreibtisch, sobald er merkte, dass sein Kopf blockierte. Diese Gewohnheit wurde zu seiner persönlichen Zehn-Minuten-Regel: Wenn sich nach zehn Minuten keine Lösung abzeichnete, ging er los.
Neurowissenschaft erklärt: Warum die Zehn-Minuten-Regel funktioniert
Die Neurowissenschaftlerin Mithu Storoni, ausgebildet an der Universität Cambridge, bestätigte diesen Ansatz im Harvard Business Review Podcast „IdeaCast“. Dort erklärte sie, dass das Gehirn anders arbeitet als ein Muskel. „Wenn du ein körperliches Problem hast, kannst du deine Muskeln einfach stärker beanspruchen“, sagte sie. „Aber das Gehirn reagiert nicht auf Druck.“
Storoni berät heute Führungskräfte und beschreibt in ihrem Buch Hyperefficient: Optimize Your Brain to Transform the Way You Work, warum man das Gehirn nicht überlasten darf. Wer sich zu lange an einer Aufgabe festbeißt, blockiert die eigenen Denkprozesse. Bewegung kann diesen Zustand auflösen, weil sie neue neuronale Verbindungen aktiviert.
Bewegung verändert, wie das Gehirn denkt
Ein Spaziergang bringt laut Storoni das Gehirn in einen Zustand zwischen Konzentration und Losgelöstheit. „Ein Spaziergang hält dich im richtigen wachen Geisteszustand“, sagt sie. „Du driftest nicht ab, wirst nicht lethargisch oder müde, schaust nicht auf dein Telefon. Gleichzeitig bewegt sich die Umgebung, also kann sich deine Aufmerksamkeit nicht auf etwas Bestimmtes fixieren. Sie wandert nach innen und sucht neue Wege zur Lösung.“
Während des Gehens bleibt das Gehirn aufmerksam, ohne überfordert zu sein. Es muss den Weg kontrollieren, Hindernisse erkennen und gleichzeitig unbewusst Gedanken sortieren. So entsteht ein Zustand zwischen Fokus und Entspannung – genau dort entstehen oft die besten Ideen.
Storoni erklärt: „Du kannst beim Gehen nicht grübeln, weil deine Aufmerksamkeit sich nicht lange auf ein Problem fixiert. Du musst ja auch darauf achten, wo du hintrittst.“
Das Gehirn bekommt durch die rhythmische Bewegung des Gehens einen gleichmäßigen Takt. Sauerstoffversorgung und Blutfluss steigen, Stresshormone sinken. Das fördert die Kommunikation zwischen Hirnarealen, die für Kreativität und Entscheidungsfindung wichtig sind.
Studien belegen: Gehen macht kreativer
Forscher der Stanford University fanden in einer groß angelegten Untersuchung heraus, dass Gehen die kreative Leistung im Durchschnitt um 60 Prozent erhöht – egal, ob auf dem Laufband oder draußen. Der Effekt hielt sogar an, wenn sich die Teilnehmer anschließend wieder hinsetzten.
Auch eine Erhebung der Harvard Medical School zeigte, dass Menschen, die „Walking Meetings“ durchführen, 5,25 Prozent kreativer und 8,5 Prozent engagierter arbeiten. Schon kurze Spaziergänge zwischen Aufgaben fördern offenbar Konzentration und Ideenfluss.
Warum schon zehn Minuten reichen
Ein Spaziergang muss nicht lang sein. Schon wenige Minuten können helfen, die Perspektive zu wechseln. Entscheidend ist, dass man den Druck am Schreibtisch unterbricht.
Die Regel lässt sich leicht umsetzen:
- Nach zehn Minuten ohne Fortschritt aufstehen – Bewegung bringt den Kopf in Schwung.
- Keine Ablenkung durch Handy oder Musik – die Umgebung sollte frei wahrgenommen werden.
- Ein kurzer Weg reicht – ob durchs Büro, um den Block oder in den Park. Wichtig ist das Gehen selbst, nicht die Strecke.
Wer diese Routine regelmäßig einbaut, steigert langfristig die Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden – und schützt sich zugleich vor mentaler Erschöpfung.
Denken in Bewegung – ein Prinzip mit Tradition
Steve Jobs war nicht der Erste, der das Gehen als Denkwerkzeug nutzte. Schon Charles Darwin machte täglich mehrere Runden um seinen Garten, um über Theorien nachzudenken. Auch Mark Zuckerberg und andere Tech-Gründer setzen auf „Walking Meetings“.
Der gemeinsame Gedanke: Wenn der Körper in Bewegung ist, bewegt sich auch der Geist. Ein kurzer Spaziergang öffnet den Blick für neue Ideen und bricht das monotone Denken am Schreibtisch auf.
Kurz zusammengefasst:
- Steve Jobs nutzte die Zehn-Minuten-Regel: Wenn er nicht weiterkam, stand er auf und ging spazieren – das brachte ihm neue Ideen.
- Neurowissenschaftlerin Mithu Storoni und Studien der Stanford University zeigen, dass Gehen Kreativität und Denkfähigkeit deutlich steigert.
- Schon kurze Spaziergänge lösen mentale Blockaden, fördern Konzentration und helfen, komplexe Probleme besser zu lösen.
Übrigens: Bewegung schärft nicht nur den Geist, sondern auch das Gehör – unser Gehirn filtert in Bewegung gezielt wichtige Geräusche heraus. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Ben Stanfield via Wikimedia unter CC BY-SA 2.0