Homeoffice stärkt die Psyche – doch nur eine Gruppe profitiert richtig
Homeoffice wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit aus – doch laut einer neuen Studie hat nicht jede Beschäftigtengruppe denselben Vorteil.
Die Forscher untersuchten, wie sich Homeoffice auf die psychische Gesundheit auswirkt und welche Arbeitsform das Wohlbefinden am stärksten fördert. © Unsplash
Viele Berufstätige wünschen sich mehr Freiheit, weniger Fahrzeit und ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben. Seit der Pandemie ist das Arbeiten von zu Hause für viele selbstverständlich geworden. Doch wie wirkt sich Homeoffice wirklich auf die psychische Gesundheit aus? Eine Untersuchung der University of Melbourne liefert darauf eine klare Antwort.
Die Wissenschaftler werteten Daten aus der australischen HILDA-Langzeitstudie aus. Über einen Zeitraum von 20 Jahren wurden mehr als 16.000 Beschäftigte begleitet. Damit zählt die Analyse zu den umfassendsten Untersuchungen weltweit zum Thema Homeoffice. Ziel war es herauszufinden, wie Pendelzeit und Arbeitsort das seelische Wohlbefinden beeinflussen – unabhängig voneinander und über viele Jahre hinweg.
Frauen profitieren messbar – vor allem bei hybriden Modellen
Für Frauen brachte hybrides Arbeiten deutliche Vorteile. Besonders gut schnitten jene ab, die einen großen Teil ihrer Zeit im Homeoffice verbrachten, aber regelmäßig ins Büro kamen. Die besten Werte zeigten sich, wenn etwa 50 bis 75 Prozent der Arbeitszeit zu Hause und ein bis zwei Tage pro Woche im Büro stattfanden.
Im Vergleich zu einer Tätigkeit ausschließlich vor Ort entsprach dieser psychische Gewinn laut Studie dem Effekt einer Einkommenssteigerung von rund 15 Prozent. Eine ausgewogene Mischung aus Präsenz und Heimarbeit scheint also spürbar zum Wohlbefinden beizutragen.
Besonders stark profitierten Frauen, die bereits psychisch belastet waren. Für sie wirkte hybrides Arbeiten wie eine Entlastung. Mehr Flexibilität, planbare Tage und weniger Stress durch familiäre Verpflichtungen scheinen den Ausschlag zu geben.
Männer reagieren empfindlicher auf lange Arbeitswege
Für Männer fiel das Ergebnis anders aus. Ihre psychische Gesundheit veränderte sich durch das Homeoffice kaum. Dafür zeigte sich ein anderer Zusammenhang: Längere Arbeitswege wirkten sich bei Männern mit bereits schwächerer mentaler Verfassung negativ aus.
Schon 30 Minuten mehr Pendelzeit pro Tag verschlechterten ihr Wohlbefinden ähnlich stark wie ein Einkommensverlust von etwa zwei Prozent. Frauen reagierten auf Pendelzeiten hingegen kaum.
Warum Frauen stärker profitieren
Laut den Forschern übernehmen Frauen häufiger Aufgaben im Haushalt und in der Familie. Sie profitieren daher besonders von flexiblen Strukturen, die den Alltag planbarer machen. Hybrides Arbeiten kann Stress mindern und Überlastung vorbeugen.
Bei Männern spielt das soziale Umfeld eine größere Rolle. Viele ihrer Freundschaften und Kontakte entstehen im Beruf. Wer häufiger im Homeoffice arbeitet, verliert hier leichter den Anschluss. Außerdem fahren Männer öfter mit dem Auto zur Arbeit – Staus und lange Wege erhöhen den Druck zusätzlich.
Flexible Arbeitsmodelle als Schlüssel zur psychischen Gesundheit
Es gibt keine Patentlösung für psychisch gesundes Arbeiten. Entscheidend ist, wie Arbeitsformen individuell erlebt werden. Besonders Menschen mit psychischer Vorbelastung können von flexiblen Modellen profitieren.
Unternehmen sollten hybride Arbeitsformen gezielt fördern, Pendelzeiten als möglichen Belastungsfaktor berücksichtigen und Bürozwang überdenken. Die Experten halten fest:
Anpassungen in der Arbeitsgestaltung können die psychische Gesundheit von Menschen deutlich verbessern.
Kurz zusammengefasst:
- Homeoffice kann die psychische Gesundheit verbessern, vor allem bei Frauen, die regelmäßig, aber nicht ausschließlich zu Hause arbeiten – laut einer neuen Studie bringt ein hybrides Modell messbare mentale Vorteile.
- Männer leiden stärker unter langen Arbeitswegen – schon eine halbe Stunde mehr Pendelzeit täglich kann ihr seelisches Wohlbefinden spürbar verschlechtern.
- Flexibles Arbeiten entlastet besonders Menschen mit psychischer Vorbelastung, weil es mehr Kontrolle über den Alltag und weniger Stress im Berufsleben ermöglicht.
Übrigens: Homeoffice bringt Freiheit – aber auch Dauerstress und Rückenschmerzen. Wie stark das die Gesundheit belastet, zeigt der DEKRA-Report 2025. Mehr dazu in unserem Artikel.
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