Dänen glücklicher im Job: Was deutsche Chefs von unseren Nachbarn lernen können
Flache Hierarchien und gezielte Anerkennung machen Dänen glücklicher im Job. Was deutsche Unternehmen von dieser Arbeitskultur lernen können.
Dänemark gehört zu den glücklichsten Ländern der Welt – und das spiegelt sich auch im Berufsleben wider. Während die Deutschen laut UN-Glücksindex auf Platz 24 landen, stehen unsere Nachbarn viel weiter oben auf Rang zwei. Doch woran liegt es, dass die Dänen offenbar glücklicher im Job sind als wir? Meik Wiking, Glücksforscher und Autor, nennt im Gespräch mit der WirtschaftsWoche eine der wichtigsten Ursachen: flache Hierarchien. In Dänemark ist es normal, dass der CEO mit den Mitarbeitern in der Kantine isst. „Das hat einen großen symbolischen Wert und zeigt: Wir sind alle gleich.“
Dänen glücklicher im Job – Alle sind verantwortlich
Das dänische Modell setzt auf Nähe und Nahbarkeit. Wiking erklärt, dass eine offene Unternehmenskultur nicht nur das Miteinander stärkt, sondern auch die Leistung verbessert. Ein Beispiel dafür ist der Kopenhagener Vergnügungspark Tivoli, wo die sogenannte Drei-Meter-Regel gilt. Innerhalb dieses Bereichs sind alle Mitarbeiter – vom Kartenabreißer bis zum CEO – verantwortlich, etwa wenn Müll auf dem Boden liegt. Diese Regel schaffe nicht nur Sauberkeit, sondern vermittle den Menschen ein Gefühl der Eigenverantwortung und des Mitgestaltens, so Wiking.
Verantwortung steigert Zufriedenheit
Das Gefühl, Verantwortung zu tragen, steigert laut Studien die Zufriedenheit am Arbeitsplatz erheblich. Die meisten Menschen wollen stolz auf ihre Arbeit sein, sagt Wiking. Und in Dänemark verstehen Unternehmen, wie man das fördert. Ein Beispiel: Statt Essensreste aus der Kantine wegzuwerfen, bekommen wechselnde Gruppen von Beschäftigten diese als Abendessen mit. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Zeit und Geld.
Auch kleine Veränderungen können viel bewirken. Eine Kopenhagener Firma gestattete es ihren Managementberatern, nicht nur abrechenbare Stunden, sondern auch die Zeit für interne Aufgaben zu erfassen. „Das hat an Gehalt oder Arbeitszeit nichts geändert. Aber den Beratern war das wichtig und sie fühlten sich stärker anerkannt.“
Trotz Bürokratie Sinn im Job finden
In Deutschland stünde einer solchen Idee oft die Bürokratie im Weg – so würden Hygienevorschriften oder andere Regularien die Flexibilität erschweren. Doch gerade in einem so regulierten Umfeld kann ein Perspektivwechsel helfen, mehr Sinn und Freude im Job zu finden. „Eine Reinigungskraft im Krankenhaus kann sich sagen: Ich putze Böden, aber mein Hauptjob ist es, Patienten zum Lachen zu bringen“, erklärt Wiking. Studien zeigen, dass solch ein positiver Blick auf die eigene Arbeit diese nicht nur sinnstiftender, sondern auch erfüllender macht.
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Ein weiterer wichtiger Ansatz ist es, persönliche Stärken und Interessen bewusst in den Job einzubringen. Wiking rät: „Fragen Sie sich: Was können Sie gut, was bereitet Ihnen Freude und was können Sie davon nahtlos in Ihren Beruf übertragen?“ Denn je mehr die eigene Persönlichkeit in die Arbeit einfließt, desto glücklicher macht sie. Auch direktes Feedback stärkt dieses Gefühl, eine sinnhafte Aufgabe zu erfüllen. „Dafür reicht manchmal eine überraschend kleine Änderung“, so Wiking.
Anerkennung motiviert
Das größte Krankenhaus Kopenhagens zeigt, wie Anerkennung kreativ gestaltet werden kann. Dort wird der „Mitarbeiter des Monats“ ausgezeichnet – allerdings nicht für die beste Leistung, sondern für das Fördern des Teamgeists. Die Regel: Der aktuelle Preisträger wählt seinen Nachfolger. Dieses System schafft Zusammenhalt und vermeidet Konkurrenzdruck.
Was du dir merken solltest:
- Flache Strukturen stärken Gemeinschaft: Dänische Unternehmen setzen auf Nähe zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, was Vertrauen und Zufriedenheit fördert.
- Dänen glücklicher im Job: Die Arbeitskultur verbindet Wertschätzung, Eigenverantwortung und sinnvolle Anerkennung zu einem harmonischen Arbeitsumfeld.
- Sinn und Perspektive zählen: Ein positiver Blick auf die eigene Tätigkeit und klare Verantwortlichkeiten erhöhen die Freude und Motivation nachhaltig.
Übrigens: Ina, 42, Kommunikationsleiterin und Mutter von zwei Töchtern, meistert täglich den Balanceakt zwischen Job und Familie. Ihr Fazit zur Vereinbarkeit? „Anstrengend. Herausfordernd. Arbeit.“ Wie sie es trotzdem schafft, erfährst du in unserem Artikel.
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