Berufseinsteiger der Gen Z sehen schwarz: Ist „nach dem Abschluss“ nur „vor der Arbeitslosigkeit“?
Bei der Gen Z herrscht Krisenstimmung: Entlassungen und Erfolgsdruck machen viele auf der Suche nach Arbeit pessimistisch.
Die Studienabsolventen der Generation Z stehen vor einer großen Herausforderung: Viele von ihnen blicken mit Unsicherheit auf ihre erste Arbeit. Diese Skepsis lässt sich direkt auf die Erfahrungen des Jahrgangs 2024 zurückführen, der in einem zunehmend schwierigen Arbeitsmarkt mit Entlassungen konfrontiert war.
Laut einer Umfrage der Plattform Handshake, über die Fortune berichtet, sehen 57 Prozent der Absolventen, die im Jahr 2025 ihr Erststudium am College oder einer Universität abschließen, ihre berufliche Zukunft pessimistisch. Im Vergleich dazu waren es im Vorjahr noch 49 Prozent. Von denen, die einen ersten Job ergattern konnten, wurden nicht wenige bereits innerhalb kurzer Zeit wieder entlassen.
Jobmarkt fordert neue Strategien
Ein weiterer Grund für die Unsicherheit ist die steigende Konkurrenz um Einstiegspositionen. Viele Unternehmen bieten weniger Stellen an, während die Bewerberzahl pro Position wächst. Um dennoch erfolgreich zu sein, setzen Absolventen zunehmend auf alternative Wege wie die Freiberuflichkeit, Praktika oder Start-ups.
„Einen Einstiegsjob auf dem heutigen wettbewerbsintensiven Markt zu bekommen, erfordert Sorgfalt und gründliche Vorbereitung“, erklärt Karriereberaterin Marlo Lyons gegenüber Fortune.
Bewerbungsunterlagen optimal vorbereiten
Christine Cruzvergara, Bildungsstrategin bei Handshake, betont die Bedeutung einer vollständigen und überzeugenden Bewerbungsmappe. In ihrem Gespräch mit Fortune empfiehlt sie, das gesamte Profil – vom Lebenslauf bis hin zur Online-Präsenz – professionell zu gestalten. Neben einem klaren Lebenslauf gehören dazu auch ein aussagekräftiges Anschreiben und ein optimiertes LinkedIn-Profil.
Lyons rät zudem, Online-Zertifikate zu nutzen, um das Profil zu stärken. Diese ergänzen die klassischen Qualifikationen und erhöhen die Chancen im Bewerbungsprozess.
Branchenwissen und gezielte Recherche
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die umfassende Recherche zum gewünschten Arbeitsfeld. Es geht darum, sich nicht nur über das Unternehmen, sondern auch über die Branche zu informieren, sagte Cruzvergara. Bewerber sollten in der Lage sein, Gespräche auf Augenhöhe zu führen und ihre Kenntnisse gezielt einzusetzen.
Karriereberaterin Lyons empfiehlt, sich vor einer Bewerbung intensiv mit den eigenen Zielen auseinanderzusetzen: „Der wichtigste Schritt besteht darin, zu wissen, was man will, und sich als idealer Kandidat für diese Rolle zu positionieren.“ Der Lebenslauf sollte dabei die passenden Qualifikationen und Erfahrungen hervorheben.
Networking mit Bedacht
Das sogenannte „Networking“, zu Deutsch so viel wie „Netzwerken“, spielt beim Berufseinstieg eine zentrale Rolle. Viele Einstiegspositionen werden durch Empfehlungen besetzt. Laut Cruzvergara machen Studenten jedoch oft den Fehler, sich zu wenig aktiv zu vernetzen.
Ein bewusster Aufbau eines Netzwerks an Kontakten ist daher essenziell. Sie rät dazu, Kontakt zu Kommilitonen und Alumni zu suchen. „Networking kann Türen öffnen, die Bewerbungen nicht können“, so Lyons. Gerade bei der ersten Stelle kann eine Empfehlung entscheidend sein.
Das könnte dich auch interessieren:
- Karriere 1×1: Vergiss den perfekten Job, finde den richtigen Manager
- Generation Z: Junge Briten lehnen Jobangebote ab, weil sie zu wenig Geld haben
- Im härtesten Arbeitsmarkt der USA ist Kreativität gefragt: Pizza Hut liefert Lebenslauf direkt zum Arbeitgeber
Geduld und Ausdauer im Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess kann langwierig und frustrierend sein. Cruzvergara empfiehlt eine sorgfältige Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Bewerber sollten außerdem flexibel bleiben, da Einladungen oft kurzfristig erfolgen.
Lyons betont, dass es nicht auf die Anzahl der Bewerbungen ankomme, sondern auf eine durchdachte Strategie:
Geduld und Beharrlichkeit zahlen sich aus. Das bedeutet nicht, dass man sich auf eine bestimmte Anzahl von Stellen pro Tag bewerben muss. Das bedeutet, dass man seine Strategie und seinen Ansatz bewusst festlegen sollte.
Erfolgsdruck nicht verinnerlichen
Berichte über schnelle Kündigungen verunsichern viele junge Berufseinsteiger. Lyons relativiert jedoch diese Sorgen: Zwar habe sie von Fällen gehört, in denen Mitarbeiter innerhalb der ersten 90 Tage entlassen wurden, doch dies sei kein Massenphänomen. Unternehmen investieren viel in neue Mitarbeiter und sind daran interessiert, diese langfristig zu halten.
In den meisten Fällen suchen Arbeitgeber nach Kandidaten, die Motivation, Eigeninitiative und Lernbereitschaft zeigen. Fehler sind dabei erlaubt, da es vielmehr darum geht, sich weiterzuentwickeln.
Eigene Erfolge und Stärken im Blick behalten
Lyons empfiehlt zudem, ein Tagebuch zu führen, in dem tägliche Erfolge festgehalten werden. Diese Methode kann helfen, Selbstvertrauen aufzubauen und einen klaren Überblick über die eigenen Stärken zu behalten:
Um dein Selbstvertrauen zu stärken, solltest du deine Beiträge und Erfolge jeden Tag in einem Tagebuch festhalten. Schreibe eine große Errungenschaft für den Tag auf, die eine Sache, die du gelernt hast, und den Wert, den du dem Team oder dem Unternehmen gebracht hast.
Was du dir merken solltest:
- Absolventen der Generation Z blicken aufgrund von Stellenkürzungen und Entlassungen mit Unsicherheit auf ihren Berufseinstieg.
- Karriereberater empfehlen strategische Bewerbungen, ein starkes Netzwerk und eine gründliche Vorbereitung, um die Chancen zu erhöhen.
- Selbstbewusstsein und Ausdauer sind entscheidend, um den Bewerbungsprozess erfolgreich zu meistern und sich von der Konkurrenz abzuheben.
Übrigens: Drei Warnsignale deuten laut einem HR-Experten mit 40 Jahren Erfahrung darauf hin, dass du deinen Job schlecht machst. Welche das sind, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Vecteezy