Von Keyloggern bis Kameras: Australische Datenschützer beklagen Überwachung im Homeoffice

In Australien setzen immer mehr Unternehmen im Homeoffice auf umfassende Überwachung durch Technologien wie Keylogger und Kameras.

Im Homeoffice kommt es immer häufiger zur Überwachung der Mitarbeiter durch Technologien wie Keylogger und Kameras.

Im Homeoffice kommt es immer häufiger zur Überwachung der Mitarbeiter durch Technologien wie Keylogger und Kameras. © Pexels

Die Überwachung von Mitarbeitern im Homeoffice wird immer intensiver und technologisch ausgefeilter. In Australien warnen Experten wie der IT-Rechtsberater Peter Leonard davor, dass viele Unternehmen Technologien einsetzen, um ihre Angestellten umfassend zu kontrollieren. „Ich denke, es ist weit verbreitet“, erklärt Leonard laut 9News. Die sogenannten „Bossware“-Tools sind leicht zugänglich, günstig und einfach zu installieren. Sie erlauben es Arbeitgebern, Arbeitszeiten, Tastatureingaben und sogar den Standort der Mitarbeiter nachzuvollziehen.

Umfangreiche Überwachung im Homeoffice

Während der Corona-Pandemie erlebten Überwachungsprogramme einen Boom. Tools wie Hubstaff und Timedoctor zeichnen nicht nur die Arbeitszeit auf, sondern können weitaus mehr: Das Programm Sneek beispielsweise macht automatisch Fotos der Mitarbeiter über ihre Webcams und speichert diese in einem digitalen Konferenzraum. Arbeitgeber können per Klick Mitarbeiter direkt in ein Videotelefonat holen oder ihre Aktivitäten überprüfen. Auch wenn die Anbieter dieser Software betonen, dass sie zur Förderung der Teamarbeit gedacht sind, wird sie oft zur Kontrolle eingesetzt.

Standortverfolgung durch Arbeitgeber

Ein besonders umstrittenes Feature ist die Standortüberwachung. Der Berater Jarrod McGrath warnt: „Die Situation wird immer drakonischer.“ Einige Programme ermöglichen den Fernzugriff auf persönliche Geräte, überwachen den Standort oder durchsuchen die Browser-Historie der Mitarbeiter. In einem Fall führte der Beratungsriese PwC eine Regelung ein, die von den Mitarbeitern verlangte, nachzuweisen, dass sie an mindestens drei Tagen pro Woche im Büro waren. Diese Maßnahmen sorgen nicht nur für Verärgerung bei den Betroffenen, sondern auch für datenschutzrechtliche Bedenken.

Studien zeigen, dass solche Überwachungsmaßnahmen die Produktivität nicht steigern, sondern eher zu einem höheren Stresslevel und vermehrten Fehlern führen. Die ständige Überwachung, ob über Kamera, Standort oder Software, erzeugt bei vielen Mitarbeitern ein Gefühl des Misstrauens.

Strenge Regelungen in Deutschland

In Deutschland setzte das Bundesarbeitsgericht (BAG) im Jahr 2017 klare Grenzen für die Überwachung von Mitarbeitern. Es entschied, dass der Einsatz von Keyloggern, die Tastatureingaben heimlich protokollieren und Bildschirmfotos anfertigen, unzulässig ist, wenn kein konkreter Verdacht auf Fehlverhalten vorliegt. Arbeitgeber dürfen heimlich erlangte Daten nicht ohne weiteres verwenden, um Fehlverhalten nachzuweisen. Es muss ein konkreter Verdacht auf eine Straftat oder eine schwere arbeitsrechtliche Pflichtverletzung vorliegen, damit eine solche Überwachung zulässig ist.

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Bossware erkennen: Wie Mitarbeiter heimliche Überwachung aufspüren können

Laut Techtarget gibt es verschiedene Möglichkeiten, um festzustellen, ob Überwachungssoftware auf einem Firmenlaptop installiert ist. Wenn ein Mitarbeiter den Verdacht hat, überwacht zu werden, sollte er zunächst das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen oder im Mitarbeiterhandbuch nach Hinweisen zur Überwachung suchen. Sollte das unangenehm sein oder der Verdacht auf eine heimliche Überwachung bestehen, gibt es einige Schritte, um dies selbst zu überprüfen.

Zu den Maßnahmen gehört das Prüfen des Task-Managers, ob dort unbekannte Programme im Hintergrund laufen, die auf Bossware hinweisen könnten. Diese Programme sind allerdings oft schwer zu erkennen, da sie unter kryptischen Namen oder als Zahlenfolgen auftreten können. Eine weitere Möglichkeit ist das Herunterladen von Antispyware-Software, die Bossware aufspüren kann, da solche Programme oft wie Malware wirken. Schließlich kann man den ausgehenden Internetverkehr überwachen, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren, die auf Überwachung hindeuten könnten.

Was du dir merken solltest:

  • Im Homeoffice nimmt die Überwachung der Mitarbeiter durch Technologien wie Keylogger und Kameras stetig zu.
  • Besonders in Australien warnen Experten vor der intensiven Überwachung, die auch den Standort und das Onlineverhalten erfasst.
  • In Deutschland gelten strengere Regeln, die den Einsatz solcher Überwachungstechnologien nur bei Verdacht auf schwerwiegende Pflichtverletzungen erlauben.

Übrigens: Vier von fünf US-CEOs sagen dem Homeoffice in den nächsten drei Jahren ein Ende voraus. Warum Unternehmen zunehmend wieder auf Büroarbeit setzen, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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