Grüne Dächer, Bäume, Windräder: Wie Klimaanpassung aussehen und finanziert werden kann
Noch immer mangelt es an klaren Richtlinien und finanziellen Mitteln für die Klimaanpassung. Den globalen Süden trifft dies besonders stark.
Obwohl das Pariser Abkommen von 2015 mit dem festgelegten 1,5-Grad-Ziel einen klaren Rahmen für den Klimaschutz bietet, bleibt die Frage nach der Klimaanpassung oft unbeantwortet. Dabei ist es bereits höchste Zeit, darüber zu reden.
Der Begriff „Klimaanpassung“ beschreibt die Reaktion und Anpassung auf die Folgen des Klimawandels. Der Bau von Deichen zum Schutz vor Hochwasserkatastrophen kann da genauso dazugehören wie mehr Bäume in Innenstädten, um etwa die Umgebungstemperatur zu senken. Je nach den Folgen, die der Klimawandel nach sich zieht – mehr Hitze, Starkregen und Überschwemmungen, Dürren, etc. – müssen bestimmte Maßnahmen zur Klimaanpassung unternommen werden. Eine Übersicht dazu findest du im Handbuch Klimaanpassung der bayerischen Staatsregierung.
Rixa Schwarz von Germanwatch e.V. sagte gegenüber der Tagesschau, es bestehe dringender Bedarf an festen Richtlinien für die Klimaanpassung. Viele Länder, insbesondere jene im globalen Süden, erleben bereits jetzt die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels.
Kleine Fortschritte in Bonn und Dubai
Auf der diesjährigen Klimakonferenz in Bonn, die vom 3. bis 13. Juni stattfand, einigte man sich darauf, Kriterien für eine erfolgreiche Klimaanpassung zu entwickeln. Germanwatch bewertet diesen Schritt zwar positiv, er sei jedoch nicht konkret genug. Ein genauer Messwert für die Klimaanpassung wurde zum Beispiel nicht bestimmt.
Auf der Weltklimakonferenz in Dubai im Jahr 2023 hat man immerhin sieben Indikatoren festgelegt, an denen die Anpassungsfähigkeit eines Landes an die Klimafolgen gemessen werden sollen:
- Wasser
- Ernährung und Landwirtschaft
- Gesundheit
- Ökosysteme und Biodiversität
- Armut und Lebensgrundlage
- Infrastruktur
- kulturelles Erbe
Eine Frage der Finanzierung
Der Bedarf für die Klimaanpassung beträgt einem Bericht der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) nach schätzungsweise 387 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die derzeit von den Industrienationen mobilisierten Mittel belaufen sich jedoch nur auf 32,4 Milliarden US-Dollar – ein Zehntel von dem, was eigentlich nötig wäre. Anika Schroeder von Misereor hebt hervor, dass die Unterfinanzierung der Klimaanpassung zukünftige Schäden und Kosten verursachen wird.
Jeder Cent, der heute nicht in Klimaanpassung fließt, wird uns in Zukunft mindestens das Dreifache kosten, wenn wir für die Schäden durch die Klimakrise bezahlen müssen.
Anika Schroeder, Misereor
Sabine Minninger von „Brot für die Welt“ nennt die aktuelle Finanzierung „kriminell unterfinanziert“ und warnt, dass dies alle bisherigen Erfolge in der Armutsbekämpfung zunichtemachen könnte.
Themen der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan
Auf der kommenden Weltklimakonferenz in Aserbaidschan (11.-22. November 2024) müssen die Länder ihre nationalen Klimapläne vorlegen. Platz für die Frage, wie gut das eigene Land auf die vielen Folgen des Klimawandels vorbereitet ist, wäre laut Schwarz da.
Zudem wird das neue Klimafinanzierungsziel ab 2026 eine zentrale Rolle spielen. Experten fordern eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel, um den Herausforderungen gerecht zu werden. Die 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, die Industrienationen bislang den Ländern zur Verfügung stellen, die ohne finanzielle Hilfe weder Klimaschutz betreiben noch Klimaanpassung tätigen können, sind schlichtweg unzureichend.
Bei vielen dieser Gelder handelt es sich zudem nicht nur um Schenkungen, sondern auch um Kredite. So trug Deutschland im Jahr 2022 zwar fast 6,4 Milliarden Euro zur internationalen Klimafinanzierung bei. Fast die Hälfte dieser Gelder wird jedoch in Form von Krediten verteilt. Dieser Anteil sei deutlich höher als bei den meisten anderen Industrieländern, schreibt etwa die Heinrich-Böll-Stiftung.
Was du dir merken solltest:
- Die Festlegung des 1,5-Grad-Limits im Pariser Abkommen markiert einen global anerkannten Richtwert für Klimaschutz. Doch robuste Kriterien für Klimaanpassung fehlen bislang.
- Wichtige Fortschritte wurden auf den Klimakonferenzen in Bonn und Dubai erzielt. Dort einigte man sich auf die Entwicklung von Anpassungskriterien und legte sieben Indikatoren zur Messung der Anpassungsfähigkeit fest.
- Trotz eines jährlichen Bedarfs von 387 Milliarden US-Dollar für Klimaanpassung mobilisieren die Industrienationen derzeit nur 32,4 Milliarden US-Dollar.
Bild: © Vecteezy
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