Zusatzeffekt: Grippe-Impfung verhindert nicht nur Infekte
Die Grippeimpfung kann laut Deutschem Herzzentrum der Charité Herzinfarkte verhindern und gilt inzwischen als feste Säule der Herzvorsorge.
Fachärzte des Deutschen Herzzentrums der Charité empfehlen die Grippeimpfung, weil sie Herzpatienten nachweislich vor Infarkten und anderen Komplikationen schützt. © Pexels
In Deutschland erleiden jedes Jahr Hunderttausende Menschen einen Herzinfarkt – viele davon treten in den Wintermonaten auf. Wenn die Grippesaison beginnt, steigt die Belastung fürs Herz-Kreislauf-System deutlich an. Weniger bekannt ist, dass sich dieses Risiko mit einer einfachen Maßnahme senken lässt: Die Grippeimpfung schützt nicht nur vor Influenza, sondern senkt nachweislich das Risiko für einen Herzinfarkt – besonders bei Menschen mit Herzerkrankungen.
„Eine Grippeimpfung gehört zur Herzinfarkt-Vorsorge“, sagt Prof. Ulf Landmesser, stellvertretender Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC). „Das ist inzwischen sehr gut belegt – wird aber immer noch unterschätzt.“
Impfung schützt doppelt
Wie eng Herzgesundheit und Infektionsschutz zusammenhängen, zeigt ein neues Konsensuspapier im European Heart Journal, das maßgeblich von den Berliner Fachleuten mitverfasst wurde. Erstautorin ist Prof. Bettina Heidecker, Kardiologin und Spezialistin für Herzmuskelerkrankungen, gemeinsam mit Prof. Landmesser und Prof. Felix Schönrath, Leitender Oberarzt für Herzinsuffizienz am DHZC.
Eine Grippe ist eine erhebliche Belastung für den Körper – besonders für Menschen mit Herzerkrankungen. Das Immunsystem reagiert mit einer starken Entzündung, die auch Herz und Blutgefäße betrifft. Dadurch können sich Ablagerungen in den Gefäßen lösen oder Blutgerinnsel entstehen – typische Auslöser für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
„Eine Impfung schützt zweifach. Sie verhindert die Infektion und sie verhindert, dass diese Entzündungsreaktionen überhaupt entstehen“, erklärt Heidecker.

Grippeimpfung als neue Säule der Herzvorsorge
Das Papier fasst große Datensätze, klinische Studien und mechanistische Untersuchungen zusammen. Alle zeigen: Impfungen – insbesondere gegen Influenza und Pneumokokken – können das Risiko schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse deutlich verringern. Die Fachleute bezeichnen die Grippeimpfung deshalb als „vierte Säule der Herzinfarktprävention“, neben:
- Blutdrucksenkung
- Senkung erhöhter Blutfette
- Kontrolle des Blutzuckers
Für Menschen mit koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder nach einem Herzinfarkt bietet die Impfung einen zusätzlichen Schutz vor akuten Ereignissen.
Wann Ärzte zur Impfung raten
Die Kardiologen des DHZC empfehlen Herzpatienten, die Grippeimpfung frühzeitig einzuplanen – am besten vor Beginn der Grippewelle. Doch auch später kann sie sinnvoll sein. „Auch eine Impfung im Dezember oder Januar ist noch sinnvoll, solange die Grippewelle andauert“, erklärt Prof. Schönrath. „Der Impfschutz baut sich innerhalb von etwa zwei Wochen auf.“
Gerade für Menschen mit Vorerkrankungen kann dieser Zeitraum entscheidend sein. Eine Grippeinfektion bringt das Immunsystem in Alarmbereitschaft, Blutdruck und Puls steigen, während die Sauerstoffversorgung sinkt. In dieser Phase ist das Risiko für einen Infarkt besonders hoch.
Wie Entzündungen das Herz schwächen
Wenn der Körper Viren bekämpft, entstehen Entzündungsbotenstoffe, die Gefäße aufrauen und Plaques instabil machen können. Wenn diese aufbrechen, droht ein Gefäßverschluss – die Ursache vieler Herzinfarkte. Die Grippeimpfung verhindert eine Infektion und somit auch ihre Folgen.
Fachleute raten deshalb besonders gefährdeten Gruppen, sich regelmäßig impfen zu lassen:
- Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes
- Ältere Personen über 60 Jahre
- Schwangere und Personen mit geschwächtem Immunsystem
Bei Unsicherheiten oder Vorerkrankungen sollte die Entscheidung gemeinsam mit dem behandelnden Arzt getroffen werden. Landmesser macht deutlich:
Eine Grippeimpfung gehört heute zur ganzheitlichen Herzvorsorge.
Kurz zusammengefasst:
- Die Grippeimpfung kann das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich senken, weil sie sowohl vor der Infektion als auch vor entzündlichen Gefäßreaktionen schützt.
- Während einer Grippe entstehen Entzündungen, die Ablagerungen in den Arterien destabilisieren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmern können.
- Fachleute des Deutschen Herzzentrums der Charité empfehlen die Grippeimpfung als feste Säule der Herzvorsorge – besonders für Menschen mit bestehenden Herzerkrankungen.
Übrigens: Auch wer nur wenige Zigaretten am Tag raucht, setzt sein Herz unter massiven Druck. Schon zwei Glimmstängel täglich erhöhen das Infarktrisiko deutlich – mehr dazu in unserem Artikel.
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