Bosnischer Serbenführer will Srebrenica umbenennen: Ein Versuch, die Geschichte neu zu schreiben?
Bosniens Serbenführer wollen Srebrenica umbenennen, um die Erinnerung an den Völkermord von 1995 zu tilgen.
Der serbische General Ratko Mladić und seine Truppen haben im Juli 1995 in Srebrenica eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Nachkriegsgeschichte geschrieben. Mehr als 8.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen wurden systematisch ermordet. Dieser Akt wurde international als Völkermord anerkannt. Eine Tatsache, die die UN in einer Resolution im Mai nochmals bestätigte und den 11. Juli zum Internationalen Gedenktag der Opfer von Srebrenica machte.
Fast 30 Jahre später will man im serbischen Teil Bosniens immer noch wegschauen. Präsident Dodiks Aussagen, in Srebrenica habe es „keine Operation gegeben“ und es sei „niemand getötet“ worden, stehen im krassen Gegensatz zur historischen Wahrheit und den zahlreichen Zeugenaussagen und Beweisen.
Streit um die Umbenennung
In Bosnien-Herzegowinas Teilstaat Republika Srpska, angeführt von Präsident Milorad Dodik, entbrannte kürzlich eine heftige Kontroverse. Dodik und Mladen Grujičić, der serbische Bürgermeister von Srebrenica, bezeichnen die Stadt als „befleckt“ und streben eine Umbenennung an, um die „negativen Assoziationen“, die Investoren abschrecken könnten, zu beseitigen. Dies soll Dodik dem Belgrader Sender TV Happy gesagt haben, meldet der Sender N1. „Das wollen wir nicht zulassen“, so Grujičić, der die Bemühungen um eine Umbenennung auf die „Lügen“ zurückführt, die seiner Meinung nach über die Stadt verbreitet werden.
Widerstand von Opferverbänden
Diese Vorstöße haben heftige Reaktionen von Opferverbänden ausgelöst. Der Verband „Die Mütter der Enklaven von Srebrenica und Zepa“ betont, dass der Versuch, den Namen der Stadt zu ändern, die Wahrheit über die Ereignisse nicht verdecken kann.
Sie können nur Städtenamen verändern, die Wahrheit über Srebrenica aber nicht vertuschen,
erklärte der Verband.
Die Rolle der internationalen Gemeinschaft
Die internationale Anerkennung des Massakers als Völkermord stellt eine wesentliche Stütze für die Gedenkarbeit und die historische Aufarbeitung dar. Die jüngsten Versuche, diese Geschichte umzuschreiben, stoßen daher auf breite Ablehnung, auch weil sie schmerzhafte Wunden wieder aufreißen.
Erhalt der Erinnerung als Herausforderung
Wenn man Srebrenica umbenennen würde, wäre das mehr als nur die Änderung einer geographischen Bezeichnung. Es würde auch ein Signal senden, dass die Anerkennung von historischem Unrecht verhandelbar ist. Es bleibt abzuwarten, wie die internationale Gemeinschaft und die Einwohner Bosniens auf diese Herausforderungen reagieren werden, um das Andenken an die Opfer des Völkermordes zu bewahren.
Was du dir merken solltest:
- Historische Tragödie von Srebrenica: Im Juli 1995 wurden über 8.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen in Srebrenica systematisch ermordet. Dies wurde von der internationalen Gemeinschaft als Völkermord anerkannt und durch eine UN-Resolution bekräftigt.
- Aktuelle Kontroversen um Umbenennung: Fast drei Jahrzehnte später wollen die serbischen Führer der Republika Srpska, angeführt von Präsident Milorad Dodik, Srebrenica umbenennen und damit die negativen Assoziationen und die Erinnerung an den Völkermord tilgen.
- Widerstand gegen Geschichtsrevisionismus: Opferverbände und internationale Beobachter lehnen die Versuche, Srebrenicas Namen zu ändern und seine Geschichte umzuschreiben, vehement ab. Sie betonen die Bedeutung der Wahrheitsbewahrung und warnen vor den Gefahren des Geschichtsrevisionismus.
Übrigens: In Kanada will man über einen Genozid nicht länger schweigen. Als Symbol für diese Verbrechen steht der „Highway of Tears“. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
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