Gesunder Snack oder Mogelpackung? – Das steckt wirklich in Fertig-Wraps
Viele Menschen greifen in der Mittagspause zu Fertig-Wraps – doch laut einem Marktcheck der Verbraucherzentralen sind sie oft ungesünder als gedacht.

Trotz ihres gesunden Images enthalten viele Fertig-Wraps zu viel Zucker, Fett und Zusatzstoffe – und nur selten pflanzliche Zutaten oder Vollkorn. © Freepik
Fertig-Wraps gelten als praktische Lösung für unterwegs – ob im Büro, am Bahnhof oder in der Mittagspause. Viele greifen im Stress zur vermeintlich gesunden Mahlzeit – doch der schnelle Snack, der mit Begriffen „Balance“ oder „Proteinquelle“ ein gesundes Image vermittelt, ist oft eine Mogelpackung: voller Zusatzstoffe, Zucker und kaum Gemüse. Ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt, wie groß der Unterschied zwischen Versprechen und Wirklichkeit ist: Die meisten Produkte enthalten zu wenig Vollkorn, viele ungesunde Fette und kaum pflanzliche Alternativen.
Fleisch dominiert – pflanzliche Varianten kaum zu finden
Die meisten Wraps enthielten Fleisch oder Fisch. In 47 von 79 getesteten Produkten steckte Fleisch, meist Hähnchen. Acht weitere enthielten Fisch – vor allem Thunfisch. Nur 24 Wraps waren vegetarisch oder vegan. Vor allem bei den günstigen Produkten unter drei Euro fanden sich kaum fleischfreie Varianten. Mehr als 90 Prozent enthielten tierische Zutaten. Erst bei Produkten ab sechs Euro gab es mehr pflanzliche Alternativen.
Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale NRW fordert: „Es braucht mehr pflanzliche Wrap-Angebote – gerade in der günstigen Preiskategorie.“ Die wenigen fleischfreien Varianten enthielten oft Linsen, Falafel oder Avocado. Der Aufpreis gegenüber fleischhaltigen Wraps war deutlich.
Kalorienreich, zuckrig – und voller Zusatzstoffe
Fertig-Wraps gelten oft als leicht – doch viele liefern mehr als 700 Kilokalorien. Im Schnitt kamen die getesteten Produkte auf 446 Kilokalorien pro Portion – das entspricht etwa einer Tiefkühlpizza. Auch der Zuckergehalt war hoch:
- Durchschnittlich 8 Gramm Zucker pro Wrap – das entspricht etwa drei Würfeln
- Ein Produkt erreichte sogar 23 Gramm – mehr als ein kleines Glas Cola
Fast alle Wraps enthielten zahlreiche Zusatzstoffe – im Durchschnitt sieben bis acht pro Produkt. Ein Tomate-Mozzarella-Wrap brachte es auf 13 verschiedene Zusätze. Nur ein einziges Produkt kam komplett ohne aus – ein Bio-Wrap.
Mehr Schein als Füllung im Teigmantel
Viele Produkte wirken beim Blick durch die Verpackung gut gefüllt. Doch beim Essen zeigt sich oft: Die sichtbare Schnittfläche spiegelt den Inhalt nicht wider. Gerade günstige Wraps bestehen meist aus viel Teig und etwas Soße – nahrhafte Füllung ist selten.
„Die Schnittfläche sollte ehrlich zeigen, was Verbraucher erwarten können“, kritisiert Burdick. Wichtig seien außerdem klare Zutatenlisten und Angaben zur Nettofüllmenge.
Kaum Vollkorn und wenig Klarheit beim Nährwert
Nur drei der 79 Produkte enthielten überhaupt Vollkornmehl. Dabei sind Vollkornfladen nicht nur sättigender, sondern liefern auch wertvolle Ballaststoffe. Dennoch dominieren helle Teigfladen.
Auch beim Nutri-Score fehlt häufig die Orientierung. Nur 41 Produkte trugen überhaupt ein solches Label. Die meisten landeten bei einem mittleren „C“. Ohne klare Kennzeichnung fällt es vielen schwer, eine gesunde Wahl zu treffen.
Preisdruck macht gesunde Ernährung schwer
Rund zwei Drittel der Deutschen achten beim Essen unterwegs vor allem auf den Preis. Doch ausgerechnet die günstigen Wraps bestehen meist aus Weißmehl, enthalten Fleisch und viele Zusatzstoffe – während pflanzliche Varianten selten und deutlich teurer sind.
Wer weniger Geld hat, greift also eher zu ungesunden Produkten. Die Folge: Unterschiede in der Ernährung verstärken sich. Daher fordern die Verbraucherzentralen:
- Mehr vegetarische und vegane Optionen – auch bei günstigen Produkten
- Weniger Zusatzstoffe
- Mehr Vollkorn statt Weißmehl
- Ehrlichere Verpackungen
- Einheitliche Nutri-Score-Kennzeichnung
Mit etwas Zeit lassen sich gesündere Wraps ganz einfach selbst zubereiten. Vollkornfladen aus dem Supermarkt können mit Hummus, gebratenem Gemüse, Salat oder Tofu gefüllt werden – auch Reste vom Vortag eignen sich gut. Selbstgemachte Wraps enthalten meist weniger Zucker und Fett, keine versteckten Zusatzstoffe und sind zugleich günstiger, nachhaltiger und sättigender.
Kurz zusammengefasst:
- Viele Fertig-Wraps enthalten zu viel Zucker, Fett und Zusatzstoffe und liefern kaum Ballaststoffe – das macht sie trotz ihres gesunden Images zu einer schlechten Wahl für die Ernährung.
- Die Untersuchung der Verbraucherzentralen zeigt: Für die Gesundheit sind Fertig-Wraps nur bedingt geeignet, da sie selten Vollkorn enthalten und häufig täuschend präsentiert werden.
- Wer sich ausgewogen ernähren möchte, sollte auf Zutatenlisten achten oder lieber selbst pflanzliche Wraps mit frischem Gemüse und Vollkornfladen zubereiten.
Übrigens: Nicht jede Trend-Diät ist automatisch gesund, vor allem für Diabetiker – das zeigt eine neue Untersuchung des Deutschen Diabetes-Zentrums. Intervallfasten, Low Carb oder vegane Kost können helfen, wenn sie richtig umgesetzt werden. Mehr dazu in unserem Artikel.
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