Das passiert mit dem Körper nach drei Tagen Waldbaden

Waldbaden beeinflusst Herz und Kreislauf messbar: Bereits drei Tage im Grünen senken den Blutdruck, verbessern die Herzratenvariabilität und reduzieren Entzündungen.

Waldbaden beeinflusst Herz und Kreislauf messbar: Bereits drei Tage im Wald senken den Blutdruck, verbessern die Herzratenvariabilität und reduzieren Entzündungen.

Waldbaden reduziert nicht nur Stress, sondern senkt auch Entzündungswerte im Körper und steigert die Energie deutlich. © Freepik

Das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter, die klare Luft – im Wald wirkt alles entschleunigt. Schon nach wenigen Minuten verändert sich oft das eigene Empfinden: Der Atem wird ruhiger, der Kopf klarer, der Puls langsamer. Doch der Effekt der Natur geht offenbar weit über dieses gute Gefühl hinaus. Aktuelle Forschungsergebnisse aus China und Japan zeigen, dass Waldbaden mehr kann, als bisher gedacht – und sogar zentrale Körperfunktionen wie den Blutdruck beeinflusst.

Die Wurzeln des Waldbadens

Waldbaden kommt aus Japan und heißt dort Shinrin-Yoku. Wortwörtlich bedeutet es „Baden in der Waldluft“. Die Praxis entstand in den 1980er-Jahren im Rahmen eines nationalen Gesundheitsprogramms. Ziel ist es, durch bewusstes Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes Körper und Geist zu stärken. Dabei geht es nicht um sportliche Aktivität, sondern um Achtsamkeit: Geräusche wahrnehmen, Düfte einatmen und die Natur mit allen Sinnen erleben.

Bis heute gilt Shinrin-Yoku in Japan als anerkannte Methode zur Stressbewältigung und Gesundheitsförderung. Bereits kurze Aufenthalte im Grünen scheinen spürbare Veränderungen auszulösen.

Wie die Studie aufgebaut war

Für die Untersuchung wurden 36 Erwachsene zwischen 60 und 80 Jahren ausgewählt, alle mit diagnostiziertem Bluthochdruck. Die Teilnehmer wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt:

  • 24 Personen verbrachten drei Tage und zwei Nächte im Qianjiangyuan-Nationalpark in China.
  • 12 Personen blieben in einer städtischen Umgebung in Hangzhou.

Beide Gruppen erhielten dieselbe Ernährung, hatten identische Schlafzeiten und legten ähnliche Strecken zurück. Elektronische Geräte, Alkohol, Nikotin und Koffein waren während der Studie verboten. Der einzige Unterschied: die Umgebung – Wald oder Stadt.

Sanfte Bewegung und Achtsamkeit im Grünen

Die Waldgruppe nahm täglich an mehreren Aktivitäten teil:

  • Drei Stunden leichte Wanderungen auf befestigten Wegen
  • Eine Stunde Qigong – eine traditionelle chinesische Atem- und Bewegungstechnik
  • Eine Teezeremonie zur bewussten Entschleunigung
  • Eine geführte Meditation inmitten der Natur

Die Stadtgruppe führte ein ähnliches Bewegungsprogramm durch, allerdings in Straßenumgebung. Damit wollten die Forscher ausschließen, dass die Effekte nur durch körperliche Aktivität entstehen.

Blutdruck sinkt messbar nach drei Tagen Waldbaden

Nach nur drei Tagen zeigte sich ein deutlicher Unterschied: In der Waldgruppe lag der obere Blutdruckwert durchschnittlich 12 mmHg niedriger als in der Stadtgruppe, der untere Wert um etwa 6 mmHg. Studienleiter Prof. Iwao Uehara rät deshalb:

Waldbaden ist eine kostengünstige und sinnvolle Therapie für Menschen mit Bluthochdruck.

Die Forscher vermuten, dass der Aufenthalt in der Natur das Nervensystem beruhigt und so Herz und Kreislauf entlastet.

Entzündungen gehen deutlich zurück

Auch bei den Entzündungswerten im Blut zeigten sich deutliche Unterschiede. Teilnehmer, die ihre Zeit im Wald verbrachten, hatten wesentlich niedrigere Werte als die Vergleichsgruppe in der Stadt. Das deutet darauf hin, dass Waldbaden Entzündungsprozesse im Körper reduzieren kann und das Herz-Kreislauf-System zusätzlich schützt.

Andere Marker wie IL-6 oder Cortisol blieben stabil. Die Forscher führen die Effekte vor allem auf die ruhige Umgebung und die achtsam gestalteten Aktivitäten zurück, die das Immunsystem kurzfristig entlasten und so Entzündungsreaktionen dämpfen können.

Herzratenvariabilität verbessert sich deutlich

Ein weiterer zentraler Messwert war die Herzratenvariabilität (HRV), die anzeigt, wie gut das Herz auf unterschiedliche Belastungen reagieren kann. In der Waldgruppe war die HRV deutlich höher als in der Stadtgruppe.

Eine verbesserte HRV bedeutet, dass das Nervensystem besser arbeitet und der Körper flexibler auf Stress reagieren kann. Das liefert einen weiteren Hinweis darauf, dass Waldbaden nicht nur den Blutdruck beeinflusst, sondern auch die Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems stärkt.

Positive Effekte auf Psyche und Energie

Neben den körperlichen Verbesserungen berichteten die Teilnehmer auch von deutlichen Veränderungen ihres Wohlbefindens:

  • Stress und Angst nahmen ab
  • Energie und Vitalität nahmen spürbar zu
  • Werte für innere Anspannung sanken um fast 30 Prozent
  • Die Vitalität stieg um rund 33 Prozent

Die Forscher erklären diesen Effekt mit der Kombination aus Natur, Bewegung und Achtsamkeit. Ruhe, frische Luft und die intensive Sinneserfahrung im Wald entlasten das Nervensystem und fördern das psychische Gleichgewicht.

Warum die Umgebung den Unterschied macht

Da beide Gruppen ähnlich viel Bewegung hatten, sind die Unterschiede vor allem auf die Umgebung zurückzuführen. Wälder bieten besondere Bedingungen, die Körper und Geist beeinflussen:

  • Frische Luft mit hohem Sauerstoffgehalt
  • Phytonzide, natürliche Pflanzenstoffe, die das Immunsystem aktivieren
  • Ruhige Umgebungen fernab von Lärm und Reizüberflutung
  • Natürliche Reize wie Vogelstimmen, fließendes Wasser und das Rauschen der Blätter

Diese Faktoren können gemeinsam Stressreaktionen dämpfen und wichtige Prozesse im Körper ins Gleichgewicht bringen.

Gerade für Menschen mit Bluthochdruck oder anhaltendem Stress kann Waldbaden eine wertvolle Unterstützung sein. Auch in der Vorsorge gewinnt der Ansatz an Bedeutung: Immer häufiger setzen Gesundheitsprogramme auf „Green Prescribing“, also gezielt verordnete Aufenthalte in der Natur, um Körper und Geist zu stärken.

Kurz zusammengefasst:

  • Waldbaden kann die Gesundheit fördern: Schon drei Tage im Wald senkten in einer neuen Studie den Blutdruck deutlich, reduzierten Entzündungen und verbesserten die Herzratenvariabilität.
  • Studienteilnehmer berichteten über weniger Stress und Angst sowie mehr Energie und Ausgeglichenheit – Naturaufenthalte stärken Körper und Geist zugleich.
  • Regelmäßiges Waldbaden kann Bluthochdruck vorbeugen, Stress abbauen und das Wohlbefinden steigern, besonders bei Menschen, die viel Zeit in Städten verbringen.

Übrigens: Virtuelles Waldbaden kann Stress spürbar senken und die Stimmung verbessern. Eine Studie zeigt, dass der Effekt besonders stark ist, wenn Bild, Ton und Duft kombiniert werden – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Freepik

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