BMI längst überholt – Körperfettanteil prognostiziert Sterberisiko genauer und verlässlicher

Der Körperfettanteil und Taillenumfang sagt laut einer neuen Studie deutlich mehr über das Sterberisiko aus als der bisher genutzte BMI.

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Schlank auf den ersten Blick, riskant im Inneren: Der BMI sieht gesund aus – doch der Körperfettanteil kann eine andere Geschichte erzählen. © Pexels

Seit Jahren gilt der Body-Mass-Index (BMI) als Standard zur Einschätzung von Gewicht und Gesundheit. Ärzte, Versicherungen, Gesundheitsportale – fast alle nutzen diesen Wert. Doch nun zeigt sich: Der Körperfettanteil sagt deutlich mehr über das Sterberisiko aus als der BMI.

Wer äußerlich schlank wirkt, kann dennoch zu viel Fett im Körper tragen und ein erhöhtes Risiko haben, früh zu sterben. Die University of Florida hat in einer neuen Studie Daten von mehr als 4.200 Erwachsenen zwischen 20 und 49 Jahren ausgewertet. Alle wurden über einen Zeitraum von 15 Jahren begleitet. Dabei ging es nicht nur um Gewicht und Größe, sondern um den tatsächlichen Anteil an Körperfett und was dieser mit dem Risiko zu sterben zu tun hat.

BMI allein reicht nicht aus

Der Body-Mass-Index wird seit Jahrzehnten als Standardwert verwendet. Doch er kann in die Irre führen. Menschen mit viel Muskelmasse gelten schnell als übergewichtig. Gleichzeitig bleibt gefährliches Bauchfett bei schlank wirkenden Menschen oft unentdeckt.

„Der Fettanteil ist der entscheidendere Wert“, sagt Studienleiterin Dr. Ayotunde Dokun. Der BMI gebe zwar grobe Hinweise, übersehe aber häufig echte Risiken. Gerade bei jüngeren Erwachsenen kann das gravierende Folgen haben.

Hoher Körperfettanteil steigert Sterberisiko maßgeblich

Die Ergebnisse sind eindeutig: Männer mit mehr als 27 Prozent Körperfett und Frauen mit über 44 Prozent hatten ein deutlich höheres Risiko, innerhalb von 15 Jahren zu sterben. Das Risiko lag bei ihnen 78 Prozent höher als bei Menschen mit gesundem Körperfettanteil.

Noch drastischer fiel das Ergebnis bei Herzkrankheiten aus. Wer zu viel Körperfett hatte, starb 3,6-mal häufiger an einem Herzinfarkt oder einer anderen Herz-Kreislauf-Erkrankung. Dabei spielte es keine Rolle, ob der BMI im Normalbereich lag.

Taillenumfang verrät oft mehr als das Gewicht

Auch der Taillenumfang wurde in der Studie berücksichtigt. Männer mit mehr als 102 cm Umfang und Frauen mit mehr als 89 cm hatten ein um 59 Prozent höheres Sterberisiko. Noch alarmierender: Die Wahrscheinlichkeit, an Herzkrankheiten zu sterben, lag viermal höher.

Gesunde Richtwerte für den Taillenumfang:

GeschlechtGesundErhöhtes RisikoStark erhöhtes Risiko
Frauen< 80 cm≥ 80 cm≥ 88 cm
Männer< 94 cm≥ 94 cm≥ 102 cm

Der Taillenumfang lässt sich einfach messen und liefert oft bessere Hinweise als die Körperwaage. Fett, das sich um die inneren Organe ansammelt, sogenanntes Viszeralfett, gilt als besonders gefährlich. Es kann Entzündungen fördern und das Herz schwächen.

Wie wird richtig gemessen?

  • Morgens, nüchtern und im Stehen
  • Maßband horizontal knapp oberhalb des Beckenkamms oder zwischen Rippenbogen und Hüftknochen anlegen
  • Locker anlegen, nicht einschneiden lassen, nicht die Luft anhalten

Körperfett messen: Methoden und Geräte im Überblick

Den Körperfettanteil zu messen, ist auf verschiedene Arten möglich – je nach Genauigkeit, Aufwand und Verfügbarkeit. Die gängigsten Methoden sind:

  • Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA): leichter Strom wird durch den Körper geschickt. Muskelgewebe leitet den Strom besser als Fettgewebe. Messmethode in vielen Körperfettwaagen für den Hausgebrauch oder in Arztpraxen mit professionellen Geräten
  • Hautfaltenmessung mit Caliper (Fettzange): an verschiedenen Körperstellen (z. B. Bauch, Oberschenkel, Oberarm) wird die Hautdicke gemessen und daraus der Körperfettanteil berechnet, bei Sportmedizinern, Ernährungsberatern
  • DEXA-Scan (Dual-Röntgen-Absorptiometrie): spezielles Röntgenverfahren misst exakt die Verteilung von Fett, Muskeln und Knochen im Körper, in Kliniken oder spezialisierten Praxen
  • Tipp: Für den Alltag reicht oft eine gut kalibrierte BIA-Waage

Umdenken ist überfällig: Praktische Geräte könnten Messen vereinfachen

In Hausarztpraxen wurde der Fettanteil bislang selten gemessen. Die Geräte dafür galten als teuer oder aufwendig. Doch das ändert sich. Moderne Impedanzmessgeräte sind klein, günstig und liefern in wenigen Sekunden aussagekräftige Werte zum Fettanteil.

Die Forscher der University of Florida sehen darin eine große Chance: „Wenn wir die richtigen Werte messen, erkennen wir Risiken viel früher.“ Gerade bei jungen Erwachsenen könnte das Leben retten. Sie fordern daher, den BMI in der Praxis nicht mehr als alleinigen Maßstab zu nehmen.

Kurz zusammengefasst:

  • Der Körperfettanteil ist ein deutlich besserer Indikator für das Sterberisiko als der Body-Mass-Index (BMI), da er auch bei normalgewichtigen Menschen gefährliches Fett sichtbar macht.
  • Männer mit über 27 Prozent und Frauen mit über 44 Prozent Körperfett haben ein um 78 Prozent höheres Risiko, innerhalb von 15 Jahren zu sterben – unabhängig vom BMI.
  • Auch ein zu großer Taillenumfang erhöht das Risiko erheblich, insbesondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – einfache Messmethoden können hier frühzeitig warnen.

Übrigens: Wer viel Körperfett mit sich trägt, riskiert nicht nur Herzprobleme, sondern auch seelisches Ungleichgewicht. Neue Daten zeigen, dass Fehlernährung sogar Gehirnsignale verändert und Angst verstärken kann. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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