So lernt der Mensch am besten: Die effektivste Lernmethode nutzt zwei Strategien zugleich

Flexibles Lernen bringt Vorteile: Eine Studie mit Minecraft zeigt, wie die Kombination aus eigenem Ausprobieren und Beobachtung den Lernerfolg steigert.

Soziales Lernen: Warum kluges Kombinieren den Erfolg bringt

Im Experiment mit Minecraft zeigt sich, dass flexibles Wechseln zwischen eigenem Ausprobieren und Beobachten anderer den Lernerfolg deutlich erhöht. © Pexels

Soziales Lernen entscheidet über den Erfolg: Wer geschickt zwischen eigenem Ausprobieren und dem Beobachten anderer wechselt, lernt am besten. Das zeigt eine neue internationale Studie, an der auch das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beteiligt war. Die Forscher untersuchten in einer virtuellen Welt, wie Menschen ihr eigenes Wissen und soziale Informationen kombinieren, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen.

Soziales Lernen bringt klare Vorteile

Dass Menschen voneinander lernen können, ist ein besonderes Merkmal unserer Spezies. Dieses soziale Lernen macht es möglich, Wissen über Generationen weiterzugeben und gemeinsam zu verbessern. Doch bisher haben viele wissenschaftliche Studien den Alltag wenig abgebildet. Meist ging es um einfache Aufgaben, die wenig mit realen Situationen zu tun hatten.

Ein internationales Forschungsteam wollte das ändern. Dafür nutzten sie das beliebte Videospiel Minecraft, in dem sich die Spieler in einer offenen 3D-Welt bewegen und auf Schatzsuche gehen.

Forscher nutzen Minecraft für realitätsnahes Experiment

Im Experiment steuerten die Studienteilnehmer einen Avatar durch die digitale Landschaft. Ihr Ziel: möglichst viele versteckte Ressourcen wie Wassermelonen und Kürbisse finden. Wenn jemand eine Ressource entdeckte, erschien ein blauer Funkenschauer. Dieses Signal konnten andere sehen und daraus lernen.

Zu Beginn jeder Runde erfuhren die Spieler, ob sie allein oder in einer Gruppe mit drei anderen Personen unterwegs waren. Dabei kommunizierten sie nicht direkt miteinander. Jeder wollte möglichst viele eigene Belohnungen sammeln.

Zwei Spielwelten – zwei Herausforderungen

Die Forscher testeten zwei unterschiedliche Umgebungen. In der ersten Variante, der „regelmäßigen Umgebung“, lagen die Ressourcen in Gruppen beieinander. Fand jemand eine Wassermelone, war die nächste nicht weit. In der zweiten Variante, der „zufälligen Umgebung“, waren die Schätze über die Karte verstreut. Hier half es kaum, andere zu beobachten, denn der nächste Fund lag oft weit entfernt.

Anpassungsfähigkeit wird zum Schlüssel für Erfolg

In den regelmäßigen Umgebungen zeigte sich: Wer auf die blauen Funkensignale achtete, konnte schneller weitere Ressourcen finden. In den zufälligen Umgebungen hingegen mussten sich die Spieler auf eigene Entdeckungen verlassen. Entscheidend war also die Fähigkeit, je nach Situation flexibel zwischen eigenem Suchen und sozialem Lernen zu wechseln.

Ralf Kurvers, Seniorautor der Studie und Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, erklärte: „Ein Spiel wie Minecraft zu nutzen, ist sinnvoll, weil es reale Herausforderungen simuliert. Man sieht immer nur einen kleinen Teil der Welt und muss entscheiden, ob man sich auf eigene Erfahrungen verlässt oder den Erfolgen anderer folgt.“

Soziales Lernen als Erfolgsstrategie

Das Forschungsteam beobachtete die Blickbewegungen der Spieler sehr genau. Mit einer Erfassungsrate von 20 Datenpunkten pro Sekunde konnten sie genau analysieren, wie oft jemand soziale Hinweise nutzte oder lieber eigenständig suchte.

Studienautor Charley Wu von der Universität Tübingen sagte: „Einfach ausgedrückt können wir nun vorhersagen, welchen Block eine Person als Nächstes auswählen wird, indem wir individuelle und soziale Lernstrategien in einem gemeinsamen Modell zusammenführen.“

Flexible Lernstrategie schlägt starres Verhalten

Die Auswertung zeigte klar: Wer situativ entschied, mal selbstständig zu suchen und mal soziale Hinweise aufzugreifen, sammelte die meisten Belohnungen. Wer stur an einer einzigen Strategie festhielt, hatte weniger Erfolg.

Die Fähigkeit, zwischen eigenem Lernen und Beobachtung flexibel zu wechseln, war der beste Prädiktor für den Erfolg. Diese Anpassungsfähigkeit spiegelt ein zentrales Prinzip menschlicher Intelligenz wider: Wer sich laufend auf neue Bedingungen einstellen kann, bleibt langfristig im Vorteil.

Warum Flexibilität beim Lernen so wichtig ist

Gutes Lernen heißt nicht, nur andere nachzumachen oder stur eigene Wege zu gehen. Erfolgreiches Lernen bedeutet, je nach Situation flexibel zu entscheiden, welcher Weg besser ist. Mal hilft es, sich an anderen zu orientieren, mal ist eigenständiges Erkunden sinnvoller.

Das Experiment zeigt, dass Menschen diese Flexibilität nicht nur theoretisch besitzen, sondern aktiv einsetzen können – wenn die Umgebung realistisch genug gestaltet ist.

Anwendung in Alltag und Beruf

Diese Erkenntnisse helfen auch im echten Leben weiter. Ob in der Schule, im Studium oder im Beruf: Wer immer nur auf eigene Erfahrungen setzt oder sich blind an anderen orientiert, verschenkt Potenzial. Wer jedoch flexibel bleibt und die jeweilige Lage klug einschätzt, lernt schneller, besser und nachhaltiger.

Besonders in Zeiten ständigen Wandels ist diese Fähigkeit Gold wert. In komplexen Situationen braucht es eine Mischung aus Selbstständigkeit und Teamorientierung.

Studie schließt wichtige Forschungslücke

Die Studie mit Minecraft schafft eine Brücke zwischen zwei bisher oft getrennt betrachteten Lernformen: dem individuellen und dem sozialen Lernen. Menschen sind weder reine Einzelkämpfer noch bloße Imitatoren. Sie kombinieren beide Wege je nach Bedarf.

Damit liefert die Forschung wichtige Hinweise darauf, wie Lernumgebungen gestaltet werden sollten. Starre Vorgaben behindern oft die natürliche Anpassungsfähigkeit. Viel besser sind Lernräume, die individuelles Ausprobieren und gemeinsames Lernen gleichermaßen fördern.

Kurz zusammengefasst:

  • Menschen lernen am besten, wenn sie flexibel zwischen eigenem Ausprobieren und dem Beobachten anderer wechseln und ihr Verhalten laufend an neue Situationen anpassen.
  • In einer Minecraft-Studie über soziales Lernen zeigte sich, dass erfolgreiche Lernende soziale Hinweise in regelmäßigen Umgebungen nutzen, in unstrukturierten Umgebungen jedoch stärker auf eigene Erfahrungen setzen.
  • Wer beide Lernstrategien geschickt kombiniert und nicht stur an einer Methode festhält, erzielt langfristig die besten Erfolge im Lernen und im Alltag.

Übrigens: Minecraft kann weit mehr als unterhalten – es kann auch soziale Kompetenzen fördern. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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