Unsichtbares Risiko im Mund – Fehlende Zähne gefährden die Knochen
Ältere Frauen mit wenigen gesunden Zähnen haben ein deutlich höheres Risiko für Hüftfrakturen – vor allem ab einem Alter von 75 Jahren.

Weniger Zähne, höheres Risiko: Zahnverlust gilt laut einer aktuellen Studie als unterschätzte Ursache für Hüftfrakturen. © Pexels
Im Alter seine Zähne zu verlieren ist mehr als ein ästhetisches Problem – es wird zur möglichen Ursache einer Hüftfraktur. Eine aktuelle Studie zeigt: Ältere Frauen mit wenigen gesunden Zähnen erleiden deutlich häufiger Hüftfrakturen. Besonders betroffen sind Frauen ab 75 Jahren. Der Zusammenhang betrifft jedoch nicht nur das Gebiss, sondern reicht bis tief ins Skelett.
Die Untersuchung basiert auf Daten von knapp 191.000 älteren Menschen in Japan. Alle nahmen an zahnärztlichen Kontrollterminen teil. Die Forscher untersuchten, wie viele Zähne jede Person hatte – ohne Weisheitszähne, maximal 28 – und verglichen das mit der Häufigkeit von Hüftbrüchen, die operiert werden mussten.
Weniger als 21 Zähne – Risiko steigt deutlich
Bei Frauen mit 20 oder weniger gesunden oder gefüllten Zähnen stieg das Risiko für eine Hüftfraktur deutlich an. Die Wahrscheinlichkeit lag bei ihnen rund 28 Prozent höher als bei Frauen mit einem nahezu vollständigen Gebiss. Die Forscher der Osaka Metropolitan University, die die Studie durchführten, erklären: „Ältere Frauen mit Zahnverlust sollten gezielt auf Osteoporose (Knochenschwund) gescreent werden.“
Männer zeigten diesen Zusammenhang kaum. Warum? Wahrscheinlich, weil Frauen durch den Östrogenmangel nach den Wechseljahren anfälliger für Knochenbrüche sind. Die Gefahr schleicht sich leise an – oft unbemerkt. Wer seine Zähne verliert, verliert auch an Stabilität.
Ursache für Hüftfraktur: Kiefer beeinflusst das Gleichgewicht
Ein fester Biss wirkt sich direkt auf die Körperbalance aus. Zähne dienen nicht nur dem Kauen, sie stabilisieren auch den ganzen Kopf- und Nackenbereich. Geht diese Funktion verloren, steigt das Risiko zu stürzen. Dazu kommt: Wer schlecht beißen kann, isst oft zu wenig oder zu einseitig. Das schwächt zusätzlich die Knochen.
Diese Erkenntnis bringt einen einfachen, aber wichtigen Rat mit sich: Zahnarzttermine sind keine Nebensache. Sie können helfen, Stürze mit dramatischen Folgen zu verhindern – vor allem bei älteren Frauen. Ein gesundes Gebiss ist also mehr als nur eine Frage der Ästhetik.
Hüftfrakturen treffen Frauen besonders hart
Die Studie erfasste insgesamt 3.552 Hüftfrakturen bei älteren Frauen – das sind 3,2 Prozent aller Teilnehmerinnen. Bei den Männern lag die Quote mit 1.063 Brüchen deutlich niedriger (1,3 Prozent). Vor allem Frauen mit weniger als 21 gesunden oder gefüllten Zähnen waren gefährdet. Laut Studie ist hier die Schwelle, ab der das Risiko steigt.
Ein reines Zählen aller Zähne reicht nicht aus. Kariöse Zähne liefern keinen Schutz – entscheidend sind funktionstüchtige Zähne. Wird das berücksichtigt, steigt die Vorhersagekraft für Hüftfrakturen deutlich.
Frühzeitige Kontrolle kann schwere Folgen verhindern
Die Forscher sehen in der Zahnanzahl ein wichtiges Warnsignal. Sie fordern mehr Aufmerksamkeit für Zahnerhalt und frühzeitige Osteoporose-Vorsorge. Vor allem Frauen sollten sensibel für diese Verbindung sein – besonders, wenn sie im Alltag unsicher auf den Beinen sind oder bereits Zähne verloren haben.
Zwar wurden pflegebedürftige Menschen in Heimen nicht einbezogen, was die Aussagekraft einschränkt. Doch für alle, die noch selbstständig leben, ist der Befund klar: Wer sich um seine Zähne kümmert, senkt das Risiko für schwere Knochenbrüche. Und gewinnt ein Stück Sicherheit im Alter zurück.
Kurz zusammengefasst:
- Frauen ab 75 Jahren, die weniger als 21 gesunde oder gefüllte Zähne haben, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Hüftfraktur zu erleiden.
- Zahnverlust kann das Gleichgewicht beeinträchtigen und die Ernährung verschlechtern – beides verstärkt das Risiko für Stürze und Knochenschäden.
- Ältere Frauen mit Zahnverlust sollten gezielt auf Osteoporose untersucht werden, um Frakturen frühzeitig zu verhindern.
Übrigens: Eine US-Studie zeigt: Wer viele Zähne verliert, nimmt auch öfter zu – vor allem, wenn Backenzähne fehlen. Mehr dazu in unserem Artikel.
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