Nur sechs Minuten Vogelzwitschern reichen, um Ängste und Paranoia zu senken

Die Wissenschaft bestätigt: Vogelzwitschern sorgt für mentale Entspannung, wohingegen Verkehrslärm depressive Zustände verstärkt.

Vogelzwitschern verbessert beim Zuhören zwar nicht unbedingt die kognitiven Fähigkeiten, aber das emotionale Wohlbefinden. © Pexels

Vogelzwitschern verbessert beim Zuhören zwar nicht unbedingt die kognitiven Fähigkeiten, aber das emotionale Wohlbefinden. © Pexels

Das Hören von Vogelzwitschern kann Ängste lindern und sogar paranoide Gedanken abschwächen: Das zeigt eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Berlin. Das Forschungsteam untersuchte, wie sich unterschiedliche Klangkulissen auf die psychische Gesundheit auswirken. An der Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführt wurde, nahmen 295 Personen teil.

In einem Online-Experiment hörten die Teilnehmer sechs Minuten lang entweder Verkehrsgeräusche oder Vogelgesang. Die Anzahl der verschiedenen Verkehrsgeräusche und Vogelstimmen variierte dabei. Vor und nach dem Hören beantworteten die Teilnehmer Fragebögen zu ihrer Stimmung, Paranoia und kognitiven Fähigkeiten. Außerdem sollten sie einige kognitive Aufgaben lösen.

Vogelzwitschern mildert Ängste und paranoide Gedanken

Die Ergebnisse zeigen, dass Vogelgesang Ängste und Paranoia reduziert. Dies galt auch für Menschen ohne diagnostizierte psychische Erkrankungen. Ob der Gesang von vielen Vogelarten oder nur von wenigen stammte, spielte dabei keine Rolle. Bei depressiven Symptomen konnte dagegen kein positiver Effekt festgestellt werden.

Verkehrslärm hatte dagegen einen gegenteiligen Effekt. Er verstärkte depressive Zustände, insbesondere dann, wenn viele verschiedene Verkehrsgeräusche gleichzeitig zu hören waren. Diese Beobachtung bestätigt, dass Lärm eine Belastung für die Psyche sein kann.

Natürliche Klänge vermitteln Sicherheit

Eine Erklärung für die Wirkung von Vogelgesang liefert das Max-Planck-Institut selbst: Naturgeräusche signalisieren eine sichere Umgebung. Diese unbewusste Wahrnehmung könnte Stress reduzieren und die Aufmerksamkeit von belastenden Gedanken ablenken.

Ein weiterer Effekt der Studie: Weder Vogelgesang noch Verkehrsgeräusche beeinflussten die kognitive Leistungsfähigkeit der Teilnehmer. Die Forschung zeigt also klar: Der positive Einfluss von Naturklängen betrifft vor allem die emotionale Ebene.

Vogelzwitschern als einfache Therapieoption?

Vogelgesang könnte den Studienergebnissen zufolge zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. „Schon das Anhören einer Klang-CD wäre eine einfache, leicht zugängliche Intervention. Wenn wir schon in einem Online-Experiment, das die Teilnehmenden am Computer absolvierten, solche Effekte nachweisen können, ist davon auszugehen, dass diese in der freien Natur noch stärker sind“, erklärt Studienleiter Emil Stobbe.

Auch Simone Kühn, Leiterin der Lise-Meitner-Gruppe Umweltneurowissenschaften, betont die Bedeutung der Natur für die psychische Gesundheit. „Erst jüngst konnten wir in einer Studie zeigen, dass bereits ein einstündiger Aufenthalt in der Natur die mit Stress verbundene Gehirntätigkeit reduziert.“ Welche Faktoren dabei entscheidend sind, bleibt jedoch unklar. Die aktuelle Studie ist ein weiterer Baustein zur Erforschung dieser Zusammenhänge.

Kurz zusammengefasst:

  • Vogelgesang kann Ängste lindern und paranoide Gedanken abschwächen, während Verkehrslärm depressive Zustände verstärkt. 
  • Eine Studie des Max-Planck-Instituts mit 295 Teilnehmenden zeigt, dass Naturklänge ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und die mentale Gesundheit positiv beeinflussen.
  • Der Effekt tritt unabhängig von der Anzahl der Vogelarten auf und könnte zur Prävention psychischer Erkrankungen genutzt werden.

Bild: © Pexels

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