Zigarettenstummel als Brutstätte für resistente Keime

Zigarettenstummel sind tickende Zeitbomben. Sie helfen Krankheitserregern, sich gegen Antibiotika zu wappnen – mit dramatischen Folgen für die Gesundheit.

Weggeworfene Zigarettenstummel sind Brutstätten für Superkeime. Die resistenten Bakterien verbreiten sich unbemerkt – mit fatalen Folgen. © Comofoto / AdobeStock

Weggeworfene Zigarettenstummel sind Brutstätten für Superkeime. Die resistenten Bakterien verbreiten sich unbemerkt – mit fatalen Folgen. © Comofoto / AdobeStock

Rauchen ist schädlich für die eigene Gesundheit und für die Umwelt, das liegt auf der Hand. Rauchen hat aber noch weitere gravierende Folgen, die man zunächst nicht vermutet – nämlich in Form von Antibiotikaresistenzen. Eine Studie der Technischen Universität Dresden zeigt, dass Zigarettenstummel zur Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien beitragen. Schadstoffe aus Zigarettenabfällen gelangen in die Natur, wo sie Keime begünstigen, die gegen Medikamente unempfindlich werden können.

Antibiotikaresistenzen stellen weltweit ein wachsendes Problem dar, weil sie lebensrettende Therapien unwirksam machen. Forscher warnen nun, dass Rauchen diese gefährliche Entwicklung zusätzlich beschleunigt – sowohl in der Umwelt als auch direkt in der Lunge von Rauchern.

„Zigarettenfilter enthalten viele der giftigen Substanzen aus dem Zigarettenrauch“, erklärt Dr. Uli Klümper von der TU Dresden. Diese Filter verbleiben oft in der Umwelt – etwa in Gewässern – und bieten dort ideale Bedingungen für gefährliche Keime. „Wir konnten in unserer Studie feststellen, dass diese Filter, wenn sie in Gewässern landen, vermehrt von potenziell krankheitserregenden Keimen und Bakterien mit Antibiotikaresistenzen besiedelt werden, da diese besonders gut an die widrigen Bedingungen auf den Filtern angepasst sind.“

Keime reisen mit Zigarettenstummeln um die Welt

Die mit resistenten Bakterien belasteten Zigarettenstummel können weite Strecken zurücklegen. Sie gelangen in Flüsse, an Strände und in andere Ökosysteme, wo sie das Problem weiter verschärfen. „Dies unterstreicht die Notwendigkeit strengerer Maßnahmen gegen das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln und verdeutlicht eine weitere versteckte Gesundheitsgefahr durch das Rauchen“, so Klümper.

Rauchen und resistente Bakterien in der Lunge

Nicht nur die Umwelt ist betroffen. Die Forscher fanden heraus, dass Raucher ein erhöhtes Risiko haben, selbst Träger resistenter Bakterien zu werden. Giftstoffe aus dem Zigarettenrauch reichern sich in der Lunge an und setzen die dort lebenden Bakterien unter Stress. Diese Stressreaktion beschleunigt die Weitergabe von Resistenzgenen zwischen den Keimen.

„In unseren Experimenten mit künstlichem Lungenmedium konnte gezeigt werden, dass die giftigen Stoffe, die sich durch Zigarettenrauch in der Lungenflüssigkeit anreichern, eine Stressreaktion der Bakterien auslösen, welche unter anderem die Frequenz der Weitergabe von Resistenzgenen durch Plasmide zwischen Bakterien mehr als verdoppelt“, erklären die Forscher in ihrer Studie.

Auswirkungen auf zukünftige Infektionen

Für Raucher kann das schwerwiegende Folgen haben. Antibiotika, die früher gegen Lungeninfektionen halfen, könnten bei ihnen schlechter oder gar nicht mehr wirken. Die Forschungsgruppe der Technischen Universität Dresden warnt daher vor den langfristigen Konsequenzen von Rauchen – nicht nur für die Raucher selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Kurz zusammengefasst:

  • Zigarettenstummel fördern die Verbreitung antibiotikaresistenter Keime, da sich Schadstoffe aus den Filtern in der Umwelt ansammeln und ideale Bedingungen für resistente Bakterien schaffen.
  • Rauchen beschleunigt die Resistenzbildung in der Lunge, weil die Giftstoffe aus dem Rauch Bakterien unter Stress setzen und die Weitergabe von Resistenzgenen verdoppeln.
  • Antibiotika könnten bei Rauchern schlechter wirken, da sich resistente Keime in ihren Atemwegen schneller verbreiten und dadurch die Behandlung von Lungeninfektionen erschweren.

Übrigens: Schon eine einzige Zigarettenkippe kann ein Gewässer mit Giftstoffen belasten und das Wachstum toxischer Algen fördern. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Comofoto / AdobeStock

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