Unsere biologische Uhr tickt bei Hitze schneller – Hohe Temperaturen beschleunigen den Alterungsprozess
Hitze lässt uns schneller altern: Hohe Temperaturen beschleunigen die Zellalterung und erhöhen gesundheitliche Risiken im Alter.
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Steigende Temperaturen sind Realität. In Städten speichern Gebäude und Straßen mehr Hitze als ländliche Gebiete. © Wikimedia
Noch sind Hitzetage in Deutschland nicht an der Tagesordnung, aber der Sommer ist nicht weit – und mit ihm kommen die drückende Hitze, die schlaflosen Nächte und die Tage, an denen jeder Schritt zu viel scheint. Nach langen, heißen Wochen fühlen sich viele ausgelaugt, der Kreislauf schwächelt, Konzentration fällt schwer. Doch Hitze belastet nicht nur kurzfristig. Forscher der University of Southern California (USC) haben herausgefunden, dass hohe Temperaturen den Körper langfristig verändern: Menschen, die in besonders heißen Regionen häufig Hitze erdulden müssen, altern auf molekularer Ebene schneller.
Hitze greift in die Zellalterung ein
Für die Studie wurden über 3.600 Menschen ab 56 Jahren untersucht. Sechs Jahre lang wurden ihre Blutproben analysiert, um epigenetische Veränderungen zu messen – biologische Prozesse, die bestimmen, wie Zellen altern und sich regenerieren. Besonders auffällig war, dass Menschen in Regionen mit häufigen Hitzetagen eine beschleunigte Alterung zeigten.
Ein hoher Hitzeindex, also die Kombination aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit, scheint diesen Effekt zu verstärken. Die sogenannte epigenetische Uhr, die das biologische Alter eines Menschen misst, lief in heißen Regionen schneller. Ein biologisches Alter, das über dem tatsächlichen Alter liegt, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, körperlichen Abbau und eine verkürzte Lebenserwartung.
Bis zu 14 Monate älter – Hitze lässt uns schneller altern
Die Unterschiede sind messbar. „Teilnehmer, die in Gebieten wohnen, in denen an der Hälfte des Jahres Hitzetage auftreten, wie in Phoenix, Arizona, erfuhren bis zu 14 Monate zusätzliche biologische Alterung im Vergleich zu jenen, die in kühleren Regionen leben“, erklärt Eunyoung Choi, eine der Hauptautorinnen der Studie.
Dieser Effekt blieb bestehen, selbst wenn andere Faktoren wie Einkommen, Bildung, Bewegung und Ernährung berücksichtigt wurden. Wer über Jahre hinweg hohen Temperaturen ausgesetzt ist, altert biologisch schneller – auch ein gesunder Lebensstil kann diesen Prozess nicht vollständig aufhalten.
Ältere Menschen besonders gefährdet
Mit dem Alter verändert sich die Fähigkeit des Körpers, sich an extreme Temperaturen anzupassen. Besonders die natürliche Kühlfunktion durch Schwitzen wird weniger effizient. „Es geht wirklich um die Kombination von Hitze und Feuchtigkeit, besonders für ältere Erwachsene, weil sie nicht mehr auf die gleiche Weise schwitzen“, erklärt Jennifer Ailshire, Professorin für Gerontologie und Soziologie.
Die Folgen sind weitreichend: Kreislaufprobleme, Hitzeschläge und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders gefährlich wird es, wenn hohe Temperaturen über mehrere Tage hinweg anhalten. Der Körper kann sich dann nicht mehr ausreichend regenerieren.
Städte müssen sich anpassen
Die steigenden Temperaturen sind längst Realität. In vielen Städten heizen sich Gebäude und Straßen stärker auf als ländliche Gebiete. Stadtplaner suchen nach Wegen, um extreme Hitze abzumildern: Begrünte Flächen, kühlende Baumaterialien und schattige Gehwege könnten helfen, die Temperaturen zu senken.
„Wenn es überall wärmer wird und die Bevölkerung altert, und diese Menschen anfällig sind, dann müssen wir wirklich viel klüger werden in Bezug auf diese Minderungsstrategien“, betont Ailshire. Viele Städte setzen bereits auf reflektierende Straßenbeläge, überdachte Haltestellen und mehr Grünflächen, um die Auswirkungen der Hitze zu verringern.
Schutzmaßnahmen im Alltag
Bis große Veränderungen greifen, bleibt es wichtig, sich selbst zu schützen. Besonders ältere Menschen sollten während heißer Monate auf einige Dinge achten:
- Tagsüber kühle Räume aufsuchen, besonders in den Mittagsstunden.
- Ausreichend trinken, auch wenn kein Durstgefühl besteht.
- Direkte Sonne meiden und leichte, helle Kleidung tragen.
- Wohnräume früh morgens lüften und tagsüber abdunkeln, um Hitze fernzuhalten.
- Regelmäßige Abkühlung durch kalte Duschen oder feuchte Tücher, um den Körper aktiv zu kühlen.
Die Studie zeigt, dass Hitze nicht nur eine Frage des Wohlbefindens ist, sondern den Körper nachhaltig verändert. Mit jedem weiteren heißen Sommer könnte das Risiko für eine beschleunigte Alterung weiter steigen.
Kurz zusammengefasst:
- Hitze lässt uns schneller altern: Menschen, die oft hohen Temperaturen ausgesetzt sind, zeigen eine beschleunigte biologische Alterung auf zellulärer Ebene.
- Besonders gefährdet sind ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter verliert der Körper die Fähigkeit, sich durch Schwitzen effizient zu kühlen, was das Risiko für gesundheitliche Probleme erhöht.
- Städte müssen sich anpassen: Begrünung, Schatten und kühlende Materialien können helfen, die Auswirkungen extremer Hitze abzumildern, Jeder Einzelne kann außerdem mit gezielten Maßnahmen seine Gesundheit schützen.
Übrigens: Urlaub kann erwiesenermaßen den Alterungsprozess verlangsamen – er stärkt den Stoffwechsel, fördert die Selbstheilung und senkt Stress. Mehr dazu in unserem Artikel.