Vom Strand zum Baukran: Der unsichtbare Konflikt um den Rohstoff Sand
Sand ist nach Wasser der zweithäufigste Rohstoff und ist doch so begehrt, dass er weltweit ökologische sowie soziale Konflikte verursacht.
Sand mag auf den ersten Blick unspektakulär erscheinen, doch er ist nach Wasser der am zweithäufigsten verbrauchte Rohstoff auf der Erde. Dies offenbarte ein Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2022. Der jährliche Verbrauch dieser Ressource steigt um 6 Prozent – ein Tempo, das die nachhaltigen Grenzen unseres Planeten sprengt.
Sand: Ein kleines Korn mit großen Auswirkungen
Zum Vergleich: China hat in den letzten Jahren mehr Bausand verwendet, als die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Sand ist grundlegend für das moderne Bauwesen, doch seine Gewinnung ist auch mit erheblichen ökologischen und sozialen Konflikten verbunden. Etwaige Aktivitäten verlaufen häufig unreguliert, was zur Zerstörung von Ökosystemen und lokalen Wirtschaftssektoren führen kann. Laut James Leonard Best, Professor für Sedimentgeologie an der University of Illinois in Urbana-Champaign, habe die Förderung von Sand und Kies in einigen Ländern durchaus Merkmale eines „Konfliktminerals“. So berichtet Best dem englischsprachigen Nachrichtenmagazin Salon von der Existenz sogenannter „Sandmafias“, die mit Gewalt und Zwang ihre Interessen durchsetzen.
Jakob Kløve Keiding vom Geologischen Dienst für Dänemark und Grönland (GEUS) betont, dass der Aggregatsektor, zu dem Sand gehört, der größte unter den nicht-energetischen Rohstoffindustrien ist. Die Nachfrage nach hochwertigem Sand, insbesondere für Beton, sei kritisch, da die Ressourcen ungleich verteilt seien und lokal erhebliche Versorgungsprobleme bestünden.
Von Wüsten und Meeren: Wo der Sand gewonnen wird
Während man annehmen könnte, dass Sand leicht in der Arabischen Wüste zu finden sei, ist dieser für Bauzwecke oft zu fein. Besser geeignet ist Sand aus flachen Meeresumgebungen und Flüssen, obwohl auch dieser seine Probleme mit sich bringt. So beeinträchtigt eine zu hohe Salzkonzentration etwa die Betonqualität. Diese geografische und qualitätsbedingte Diversität des Sands führt zu Umweltschäden und fördert lokale wie globale Konflikte.
Der Weg in eine nachhaltige Zukunft
Die Herausforderungen, denen sich die Sandindustrie gegenübersieht, sind nicht unlösbar. Ein multidisziplinärer und integrativer Ansatz, der alle Beteiligten einbezieht, sei erforderlich, um den nachhaltigen Bedürfnissen der Gemeinschaften gerecht zu werden und gleichzeitig die Umwelt zu schützen, erklärt Best. Dieser umfassende Ansatz müsse sich an den Veränderungen der Bevölkerung, der Technologie und der räumlichen Verschiebung der Sandnachfrage in den kommenden Jahrzehnten orientieren.
Was du dir merken solltest:
- Sand ist der am zweithäufigsten verbrauchte Rohstoff der Welt, dessen Verbrauch jährlich steigt.
- Die Gewinnung von Sand verläuft oft unreguliert und führt zu schwerwiegenden ökologischen und sozialen Problemen. Diese schließen die Zerstörung von Ökosystemen mit ein. Auch das Auftreten von sogenannten „Sandmafias“ ist problematisch, da diese lokale Gemeinschaften bedrohen.
- Um die langfristigen Auswirkungen des Sandabbaus zu bewältigen, sind multidisziplinäre Ansätze erforderlich. Diese müssen die nachhaltigen Bedürfnisse der Gemeinschaften berücksichtigen und eine globale Regulierung und Überwachung der Sandnutzung fördern.
Übrigens: Der Bauboom in China hat verheerende Auswirkungen auf die dortigen Metropolen. Eine Studie offenbart, dass fast die Hälfte der urbanen Gebiete Chinas jährlich signifikant absinkt. Das bedroht Millionen Einwohner. Mehr zu diesem Problem und wie China es lösen will, findest du in unserem Artikel.
Bild: © Sujin jetkasettakorn via Vecteezy
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