Alle Massenaussterben überlebt – Was nun das Überleben der Haie bedroht
Haie haben fünf Massenaussterben überlebt, doch der menschengemachte Klimawandel mit hohem CO2-Gehalt gefährdet ihre Existenz wie nie zuvor.
Seit 450 Millionen Jahren durchstreifen Knorpelfische – zu denen Haie und Rochen gehören – die Weltmeere. Sie haben alle fünf Massenaussterben der Erdgeschichte überlebt. Doch jetzt stehen Haie vor einer neuen Herausforderung: dem Klimawandel. Eine aktuelle Studie der Universität Wien zeigt, dass steigende Temperaturen und höhere Meeresspiegel ihnen zwar kurzfristig zugutekommen könnten, ein steigender CO2-Gehalt im Wasser aber dramatische Folgen haben dürfte.
Mehr als ein Drittel der über 1.200 Hai- und Rochenarten ist bereits jetzt durch Überfischung und Lebensraumverlust bedroht. „Derzeit verändert sich die Umwelt besonders schnell – leider wahrscheinlich zu schnell für die Tiere und ihre Ökosysteme“, warnt Paläobiologe Manuel A. Staggl.
Fossilien belegen: Mehr Flachwasser, mehr Vielfalt
Um herauszufinden, wie sich frühere Klimaveränderungen auf die Artenvielfalt von Haien und Rochen auswirkten, analysierte das Forschungsteam Fossilien aus dem Jura (200 bis 143 Millionen Jahre) und der Kreidezeit (143 bis 66 Millionen Jahre). Besonders spannend: Immer dann, wenn sich die Küstengebiete ausdehnten, nahm die Vielfalt der Knorpelfische zu.
„Die so entstandenen Lebensräume in flachen Meeren, die weite Kontinentalflächen bedeckten, waren richtige Biodiversitäts-Hotspots“, erklärt Staggl. Haie und Rochen nutzten diese neuen Lebensräume effektiv und entwickelten eine große Vielfalt an Arten. Doch eine Entwicklung stach besonders heraus: In Zeiten hoher CO2-Werte schrumpfte die Artenvielfalt drastisch.
Klimawandel bringt zu viel CO2 mit sich – Haie ernsthaft bedroht
Während höhere Temperaturen für Knorpelfische kurzfristig von Vorteil sein können, zeigen Laborstudien alarmierende Auswirkungen eines erhöhten CO2-Gehalts. Untersuchungen an heute lebenden Haien und Rochen belegen, dass hohe CO2-Konzentrationen ihre Sinneswahrnehmung stören, ihre Fortpflanzung beeinträchtigen und sogar zu Fehlbildungen im Skelett führen können.
Die Fossilfunde bestätigen: Immer dann, wenn die CO2-Werte stark anstiegen, verschwanden zahlreiche Arten. „Wir können die genauen Mechanismen, die den negativen Effekt von CO2 auf die Artenvielfalt von Haien und Rochen haben, noch nicht vollständig erklären“, räumt Staggl ein. Klar ist aber: Ein Zuviel an CO2 könnte für viele dieser urzeitlichen Jäger das Ende bedeuten.
Schutzmaßnahmen jetzt – oder unwiderruflicher Verlust
Laut Jürgen Kriwet, Professor für Paläobiologie an der Universität Wien, sind die neuen Erkenntnisse entscheidend: „Uns ging es darum zu verstehen, welche Umweltfaktoren die Diversität von Haien und Rochen beeinflussen, um so auch mögliche Zukunftsszenarien in Hinblick auf die aktuelle Klimaerwärmung entwerfen zu können.“
Das Aussterben dieser Meeresraubfische hätte gravierende Folgen für die Ozeane. Haie und Rochen regulieren das marine Ökosystem – verschwinden sie, droht ein Ungleichgewicht, das ganze Nahrungsketten ins Wanken bringt. „Ohne die Top-Räuber würden die Ökosysteme zusammenbrechen“, warnt Kriwet. „Indem wir Haie und Rochen schützen, investieren wir direkt in die Gesundheit unserer Ozeane und damit auch in die Menschen und Wirtschaftszweige, die von diesen Ökosystemen profitieren.“
Noch bleibt Zeit zu handeln. Doch ohne effektive Maßnahmen zur CO2-Reduktion und zum Schutz der Meere könnte eine der ältesten Tiergruppen unseres Planeten bald für immer verschwinden.
Kurz zusammengefasst:
- Der Klimawandel bringt Haie und Rochen an ihre Grenzen: Steigendes CO2 bedroht ihre Sinne, Fortpflanzung und Entwicklung.
- Fossilien zeigen: Wärme fördert ihre Vielfalt, doch hohe CO2-Werte führten in der Vergangenheit zu Artensterben.
- Ohne Schutzmaßnahmen droht ihr Verschwinden – mit fatalen Folgen für die Meeresökosysteme.
Bild: © Manuel A. Staggl