Autismus und ADHS kommen oft im Doppelpack – Betroffene sind hin- und hergerissen zwischen Routinen und Impulsivität

Eine Doppel-Diagnose aus Autismus und ADHS bleibt oft unentdeckt. Betroffene kämpfen mit Überforderung und inneren Widersprüchen.

Kinder mit AuDHD vereinen Eigenschaften von Autismus und ADHS – gezielte Förderung hilft ihnen, soziale und schulische Herausforderungen zu bewältigen.

Kinder mit AuDHD vereinen Eigenschaften von Autismus und ADHS – gezielte Förderung hilft ihnen, soziale Herausforderungen zu bewältigen. © Vecteezy

Bis zu 70 Prozent der Menschen mit einer Autismus-Diagnose haben auch ADHS, zeigt eine im Frontiers of Psychiatry veröffentlichte Studie. Gleichzeitig können einer anderen Studie zufolge etwa 10 Prozent der Kinder mit ADHS ebenfalls autistische Merkmale zeigen. Experten bezeichnen diese Kombination von Autismus und ADHS auch als AuDHS.

Diese enge Verbindung wurde erst seit der Einführung des DSM-5-TR (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, also Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen) im Jahr 2013 offiziell anerkannt. Zuvor war es nicht möglich, beide Diagnosen gleichzeitig zu stellen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Autismus und ADHS teilen einige Symptome, darunter Probleme bei der sozialen Interaktion, emotionale Regulation und eine erhöhte Sensibilität gegenüber Reizen. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede: Menschen mit Autismus bevorzugen oft routinierte Abläufe und haben spezifische Interessen, während Menschen mit ADHS eher impulsiv handeln und neue Erlebnisse suchen. Medical News Today beschreibt, wie sich diese Unterschiede im Alltag bemerkbar machen.

Beide Zustände sind in der neurologischen Entwicklung bedingt und beeinflussen, wie Menschen Informationen wahrnehmen und verarbeiten. Gemeinsamkeiten wie „Stimming“ – selbststimulierende Verhaltensweisen – oder ähnliche sensorische Empfindlichkeiten treten oft auf. Auch Überforderungen in sozialen Situationen sind typisch. Dennoch unterscheiden sich die Gründe für Kommunikationsprobleme: Während Autisten häufig mit sozialen Signalen und nonverbaler Sprache kämpfen, haben Menschen mit ADHS Schwierigkeiten, Gespräche zu strukturieren.

Symptome überlagern sich häufig

Laut Dr. Nicole Washington ist die Kombination beider Erkrankungen oft schwer erkennbar, weil sich die Symptome oft überlagern. Eine umfassende Anamnese, Verhaltensbeobachtungen und Testverfahren sind notwendig, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Diagnose von Autismus dauert in der Regel länger und erfordert mehrere Fachleute, während ADHS meist mithilfe spezifischer Kriterien im DSM-5-TR festgestellt wird, erklärt sie gegenüber Medical News Today.

In vielen Fällen wird nur eine der beiden Erkrankungen diagnostiziert. Dies liegt unter anderem daran, dass Fachleute oft die Symptome einer Erkrankung übersehen oder falsch interpretieren. Menschen mit AuDHS erleben häufig innere Konflikte zwischen den Eigenschaften beider Störungen. Ein Beispiel dafür ist der Wunsch nach Routinen (typisch für Autismus), der durch die Impulsivität von ADHS erschwert wird.

Therapien individuell anpassen

Menschen mit AuDHS benötigen individuelle Unterstützung. Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin) können helfen, die Symptome von ADHS zu lindern. Für autistische Personen gibt es jedoch keine spezifischen Medikamente. Stattdessen spielen Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie und Ergotherapie eine wichtige Rolle. Auch Unterstützungsgruppen und spezielle Hilfsangebote in Schule und Beruf sind für viele Betroffene essenziell.

Der Bedarf an Unterstützung ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Viele profitieren von einer Kombination aus medizinischer Behandlung, psychologischer Beratung und sozialer Unterstützung. Wichtig ist, dass die Stärken der Betroffenen erkannt und gefördert werden. Die richtige Betreuung kann Menschen mit AuDHS dabei helfen, ihre Herausforderungen zu bewältigen und ihre Potenziale zu entfalten.

Was du dir merken solltest:

  • Autismus und ADHS treten oft gemeinsam auf, eine Kombination, die als AuDHS bezeichnet wird.
  • Betroffene leiden unter inneren Konflikten zwischen Routinen und Impulsivität, was die Diagnose erschwert.
  • Individuelle Therapieansätze und Unterstützung können helfen, die Herausforderungen von AuDHS zu bewältigen.

Bild: © Vecteezy

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert