Generationen verschieben Vermögen: Babyboomer machen Millennials bald reich – aber viele erben nichts
In den kommenden Jahrzehnten steht eine beispiellose Vermögensübertragung bevor: Babyboomer werden riesige Vermögen an die Millennials und die Generation Z weitergeben.
In den kommenden Jahren wird beträchtliches Vermögen von der Babyboomer-Generation an die Millennials und die Generation Z vererbt werden. Dabei offenbart sich ein eklatantes Ungleichgewicht. Aristoteles Riedmann, ein 31-jähriger Millennial aus Wien, steht beispielhaft für eine privilegierte Gruppe seiner Generation.
Laut dem „Standard“ wird ihm ein umfangreiches Erbe sicher sein, darunter ein Landhaus, eine Stadtwohnung in Wien und eine Immobilie im Ausland. „Ich wohne seit zehn Jahren mietfrei in einer Eigentumswohnung in Wien. Für meine Schwester und mich stand nie zur Debatte, neben der Uni noch arbeiten zu müssen.“
Erhebliche Vermögensübertragungen erwartet
Die kommenden Dekaden könnten laut einer Studie des Immobilienmaklers Knight Frank in den USA Immobilien und Vermögenswerte im Wert von mehr als 80 Billionen Euro in neue Hände übergehen. Eine ähnliche Entwicklung wird für Europa prognostiziert. „Millennials könnten so viel erben wie noch keine Generation vor ihnen und könnten zur reichsten Generation der Geschichte werden“, berichtet „Der Standard“. Diese massiven Erbschaften werfen jedoch auch Fragen nach den sozialen und wirtschaftlichen Folgen auf.
Einige Kritiker befürchten, dass solch ein Wohlstand den Ehrgeiz untergräbt und zu finanzieller Abhängigkeit und mangelnder Resilienz führt. Zukunftsforscher und Gehaltsexperten warnen, dass die Erbengeneration durch den vorherrschenden Wohlstand die Fähigkeit verlieren könnte, Schwierigkeiten zu meistern. Dagegen argumentiert Franziska Disslbacher, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien, dass das geerbte Vermögen „die Entscheidung, wie viel sie arbeiten, nur marginal“ beeinflusse. Vielmehr behalte die Arbeit für viele Menschen über die finanzielle Notwendigkeit hinaus einen hohen Stellenwert.
Starker Anstieg der Erbschaften bis 2050
„Erbschaften steigen für die nächsten Generationen massiv an“, sagt Disslbacher. In Österreich könnte das jährlich vererbte Vermögen bis 2050 auf rund 40 Milliarden Euro ansteigen. Dieser Trend spiegelt sich auch in den veränderten Vermögensverhältnissen wider. Während bis 1910 der Anteil des Erbes am privaten Vermögen in Europa 70 bis 80 Prozent betrug, sank dieser bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf 30 bis 40 Prozent und wächst seitdem wieder an.
Ungleiche Verteilung der Erbschaften
Die Verteilung der Erbschaften ist jedoch stark ungleich. „Die obersten zehn Prozent der Menschen, die in Österreich erben, bekommen im Durchschnitt 400.000 Euro, die unteren 50 Prozent im Schnitt 30.000 Euro“, führt Disslbacher aus. Etwa 60 Prozent der Österreicher erben gar nichts, was die soziale Schere weiter öffnet. Matthias Schnetzer, Verteilungsforscher an der österreichischen Arbeiterkammer, bestätigt, dass vor allem reichere Haushalte erben, während das ärmste Zehntel der Bevölkerung weitgehend leer ausgeht.
Erbschaftssteuer: Ein Instrument gegen Ungleichheit
Die Möglichkeit, ein Erbe anzutreten, beeinflusst bereits frühzeitig wesentliche Lebensaspekte wie den Zugang zu Bildung, Praktika und beruflichen Chancen – eines von vielen Privilegien, wie Disslbacher findet. Diejenigen, die erben, verfügen oft schon vor dem Erhalt des Erbes über ein höheres Einkommen und können daher mehr sparen, im Gegensatz zu Personen aus dem unteren Drittel der Einkommensskala, deren Sparquote lediglich bei zehn Prozent liegt.
Sowohl Schnetzer als auch Disslbacher befürworten eine solche Steuer, um die wachsende Ungleichheit abzumildern. „Eine solche Steuer allein löst aber noch nicht alle Probleme, die mit dem Erben und Nichterben einhergehen“, merkt Disslbacher an. Sie betont, dass nur zielgerichtete Investitionen in Bildung und soziale Dienste die tiefgreifenden Ungleichheiten adressieren können.
Vererben zu Lebzeiten: Bill Perkins plädiert für frühzeitige Vermögensübertragung
Die Diskussion um Erbschaften führt uns auch zu den Überlegungen von Bill Perkins in seinem Buch „Die with Zero“. Perkins argumentiert für eine frühzeitige Verteilung des Vermögens. Statt alles für den Tod zu bewahren, schlägt er vor, Vermögen zu Lebzeiten zu übertragen, damit die Kinder dieses in einer Lebensphase nutzen können, in der es ihnen am meisten nutzt, wie etwa beim Erwerb eines Eigenheims oder der Finanzierung der Ausbildung ihrer Kinder.
Diese Praxis könnte nicht nur die finanzielle Belastung der Kinder in späteren Jahren mindern, sondern auch die Beziehung zwischen den Generationen Babyboomer und Millennials stärken. Durch das frühzeitige Vererben könnten Eltern miterleben, wie ihre Unterstützung das Leben ihrer Kinder positiv beeinflusst. Zudem könnte es helfen, die finanzielle Abhängigkeit und die damit verbundenen psychischen Belastungen zu verringern, die oft entstehen, wenn junge Erwachsene auf ein Erbe warten müssen, das erst im hohen Alter der Eltern frei wird.
Das solltest du dir merken:
- In den kommenden Jahrzehnten wird eine massive Vermögensübertragung von der Babyboomer-Generation an Millennials und Generation Z erwartet.
- Die Verteilung dieser Erbschaften ist ungleich, die obersten zehn Prozent in Österreich erhalten durchschnittlich 400.000 Euro, die unteren 50 Prozent dagegen nur 30.000 Euro, was die soziale Kluft weiter vertieft.
- Zur Minderung dieser Ungleichheit wird die Einführung einer Erbschaftssteuer vorgeschlagen.
Bild: © Vecteezy
Übrigens: Über die jungen Generationen wird ja gerne geschimpft. Besonders die Gen Z gerät immer wieder in Verruf, was ihre Belastbarkeit und Arbeitsmoral angeht. Ein britischer Unternehmer hat nun seinem Unmut Luft gemacht. In unserem Artikel berichtet er über seine Erfahrungen im Arbeitsalltag mit der Generation Z.
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