Mit Herz statt Verstand: Was uns Fußballfans über irrationale Entscheidungen und Investieren lehren
Stanford-Studie enthüllt: Unsere Identität lenkt irrationale Entscheidungen und Investitionen – vom Fanartikel bis zur riskanten Finanzanlage.
Warum treffen Menschen irrationale Entscheidungen und investieren in etwas, das sie eigentlich nicht brauchen? Warum kaufen Fußballfans teure Trikots ihres Vereins, obwohl der sportliche Erfolg ausbleibt? Antworten darauf gibt eine neue Studie der Stanford Graduate School of Business. Sie zeigt, wie unsere Identität finanzielle Entscheidungen verzerren kann – oft zugunsten des Selbstwertgefühls und entgegen der Rationalität.
Kwabena Donkor, Assistenzprofessor für Marketing und Forscher an der Stanford Graduate School of Business, erklärt: „Menschen investieren nicht nur mit ihrem Geldbeutel – sie investieren mit ihrer Identität.“ Das Phänomen, das bei Fußballfans besonders deutlich wird, hat Auswirkungen weit über die Welt des Sports hinaus.
Warum Fußballfans irrationale Entscheidungen treffen
Wer regelmäßig ins Stadion geht, kennt das: Tickets sind teuer, die Bierpreise steigen, und der Schal des Lieblingsvereins kostet fast so viel wie ein Abendessen für zwei. Doch Fans kaufen trotzdem – aus Loyalität, Stolz und Zugehörigkeit. Ihr Verein ist nicht nur ein Hobby, sondern Teil ihrer Identität. Verlieren? Egal. Hauptsache, man hält zusammen.
Diese Bindung zwischen Identität und Investition erklärt, warum viele Fans irrational handeln. Sie setzen nicht auf Erfolg oder Vernunft, sondern darauf, wer sie selbst sein möchten: treu, verbunden und standhaft. Laut der Studie von Donkor lässt sich dieses Verhalten auf viele Bereiche übertragen, vor allem auf finanzielle Entscheidungen.
Wie Identität das Geld lenkt
Auch bei Investments spielt die Identität eine entscheidende Rolle. Menschen bevorzugen oft Unternehmen, mit deren Werten sie sich identifizieren. Nachhaltige Fonds, soziale Projekte oder symbolträchtige Marken: Sie fühlen sich richtig an, selbst wenn sie nicht die besten Renditen versprechen. Dabei beeinflusst die emotionale Verbindung unbewusst die Wahrnehmung von Risiken. Was zur Identität passt, wirkt sicherer.
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Ein klassisches Beispiel aus der Studie der Stanford University: Anleger halten oft an Aktien fest, die sie als Teil ihres Erfolgs sehen. Obwohl es klüger wäre, diese zu verkaufen, bleiben sie dabei – aus Stolz oder weil sie den Status ihrer Wahl nicht infrage stellen wollen.
Was Anleger daraus lernen können
Die Ergebnisse der Stanford Graduate School of Business machen deutlich: Identität ist ein mächtiger Faktor in der Finanzwelt. Doch wie kann man diese unbewussten Einflüsse erkennen? Donkor rät, bewusster auf die eigenen Motive zu schauen. Fragen wie „Warum fühle ich mich zu dieser Investition hingezogen?“ oder „Würde ich dasselbe tun, wenn mein Selbstbild nicht betroffen wäre?“ helfen dabei, rationaler zu handeln.
Das bedeutet nicht, dass emotionale Investitionen immer schlecht sind. Wer etwa nachhaltige Projekte unterstützt, fördert oft auch sinnvolle Entwicklungen. Entscheidend ist jedoch, dass man sich der eigenen Beweggründe bewusst ist und mögliche Verzerrungen ausgleicht.
Mehr Bewusstsein für bessere Entscheidungen
Die Erkenntnisse aus Donkors Forschung sind nicht nur für Anleger relevant, sondern für jeden, der Entscheidungen trifft – sei es im Alltag oder bei größeren Investitionen. Sie zeigen, wie eng Identität und Verhalten verknüpft sind, und regen dazu an, sich selbst kritischer zu hinterfragen. Wer das tut, kann nicht nur bewusster handeln, sondern auch vermeiden, in Identitätsfallen zu tappen.
Ob Fußballfan oder Anleger: Die Mischung aus Kopf und Herz macht jede Entscheidung einzigartig – aber manchmal auch ein wenig irrational.
Was du dir merken solltest:
- Unsere Identität prägt irrationale Entscheidungen im finanziellen und emotionalen Bereich stärker als die Vernunft – besonders deutlich bei Fußballfans.
- Menschen bevorzugen Investitionen, die zu ihren Werten und ihrem Selbstbild passen, selbst wenn diese finanziell nicht optimal sind.
- Bewussteres Hinterfragen persönlicher Motive kann helfen, rationaler zu handeln und unbewusste Verzerrungen bei Entscheidungen zu vermeiden.
Übrigens: Während Fußballfans in irrationale Entscheidungen investieren, stecken Longevity-Pioniere wie Bryan Johnson Millionen in den Traum von Unsterblichkeit. Wie Hightech, Diäten und Verjüngungsprogramme das Altern stoppen sollen, erfährst du in unserem Artikel.
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