Neuer Ansatz bei Alzheimer: KI-Modell überwindet die Schwächen alter Methoden

Ein KI-Alzheimer-Modell verbessert Medikamententests und löst Probleme älterer Methoden. Therapien könnten schneller verfügbar sein.

Ein KI-gestütztes Modell bringt neue Hoffnung für Alzheimer-Patienten: Es ahmt präzise menschliche Gehirnprozesse nach und verbessert die Therapieentwicklung.

Ein KI-gestütztes Modell bringt neue Hoffnung für Alzheimer-Patienten: Es ahmt präzise menschliche Gehirnprozesse nach und verbessert die Therapieentwicklung. © Pexels

Alzheimer ist eine der größten Herausforderungen der Medizin. Die Krankheit gehört zu den häufigsten Todesursachen weltweit und ist besonders schwer zu behandeln. Bis heute gibt es keine Therapie, die die Sterblichkeit nachweislich senken kann. Trotz jahrzehntelanger Forschung scheitern viele Medikamente: Was im Labor oder bei Tierversuchen Erfolg zeigt, versagt oft bei Studien mit Menschen. Der Grund? Alzheimer ist unglaublich komplex. Es gibt nicht „den einen“ Mechanismus, sondern ein Netz aus miteinander verbundenen Prozessen. Diese Komplexität macht es schwierig, zuverlässige Medikamente oder gute Testmodelle zu entwickeln. Nun könnte ein KI-gestütztes Modell diese Hürden im Kampf gegen Alzheimer überwinden und die Medikamentenentwicklung verbessern.

KI-Modell zeigt, warum Mausmodelle im Kampf gegen Alzheimer oft nicht ausreichen

Bisher wurden vor allem Mausmodelle genutzt. Doch sie können wichtige Aspekte der Alzheimer-Erkrankung beim Menschen nicht nachbilden. So entwickeln Mäuse beispielsweise keine Amyloid-β-abhängige Tau-Verklumpung – ein zentrales Merkmal der Krankheit.

Deshalb setzen Forscher zunehmend auf menschliche Modelle und moderne Technologien wie KI. Ein großer Fortschritt gelang vor zehn Jahren mit dem sogenannten „Alzheimer in der Petrischale“-Modell. In diesem 3D-Modell wachsen menschliche Nervenzellen in einem Gel und simulieren die Krankheitsentwicklung. Innerhalb von nur sechs Wochen bildet es Prozesse nach, die im menschlichen Gehirn über Jahre ablaufen.

KI-Analyse enthüllt 83 Signalwege

Eine wichtige Frage blieb aber: Wie genau bildet dieses Modell die Vorgänge im Gehirn von Alzheimer-Patienten tatsächlich ab? Forscher vom Mass General Brigham haben ein KI-gestütztes Analysewerkzeug namens „Integrative Pathway Activity Analysis“ (IPAA) entwickelt, um das zu prüfen. Dieses Tool vergleicht die Daten verstorbener Alzheimer-Patienten mit denen aus dem Modell und überprüft, ob molekulare und funktionale Veränderungen übereinstimmen.

Die Ergebnisse sind vielversprechend: 83 gestörte Signalwege konnten sowohl im Gehirn der Patienten als auch im Modell identifiziert werden. Diese Entdeckung beweist die Genauigkeit des Modells und eröffnet neue Möglichkeiten für die Medikamentenforschung. „Unser Ziel ist es, ein Modell zu finden, das die Aktivitäten im Gehirn von Alzheimer-Patienten möglichst präzise nachbildet“, erklärt Doo Yeon Kim, Neurologe am Massachusetts General Hospital.

KI analysiert Signalwege und beschleunigt Therapien enorm

Ein besonderer Fokus lag auf dem sogenannten p38 MAPK-Signalweg. Dieser war in den Daten sowohl aus dem Modell als auch aus den Patientenhirnen gestört. Die Forscher testeten ein Medikament, das diesen Signalweg hemmt, und stellten fest, dass es die Alzheimer-typischen Veränderungen im Modell deutlich reduzierte. Diese Ergebnisse könnten ein wichtiger Schritt in Richtung klinischer Studien sein.

Doch das Modell kann noch mehr. Mit der KI-Plattform IPAA lassen sich systematisch viele Signalwege und Medikamente gleichzeitig analysieren. So wurden bereits hunderte zugelassene Medikamente und Naturstoffe auf ihre Wirksamkeit hin getestet. Dies könnte die Entwicklung neuer Therapien erheblich beschleunigen.

Neurologen und KI-Experten überwinden Forschungsgrenzen gemeinsam

Der Fortschritt war nur durch die Zusammenarbeit von Neurologen und KI-Experten möglich. Forscher vom Mass General Brigham und dem Beth Israel Deaconess Medical Center kombinierten ihr Wissen, um die Grenzen der bisherigen Alzheimer-Forschung zu überwinden. „Die größte Herausforderung war es, Modelle zu entwickeln, die die Komplexität der Alzheimer-Erkrankung wirklich widerspiegeln“, erklärt Winston Hide, Mitautor der Studie.

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„Jetzt haben wir ein System, das nicht nur Medikamente schnell testen kann, sondern auch vorhersagt, welche die besten Erfolgschancen haben“, sagt Rudolph Tanzi, Direktor des McCance Center for Brain Health.

Mit jedem getesteten Medikament kommen die Forscher ihrem Ziel näher: wirksame Therapien für Alzheimer zu finden. Für Millionen von Betroffenen und ihre Familien bedeutet das vor allem eines – Hoffnung.

Was du dir merken solltest:

  • Ein neues KI-gestütztes Alzheimer-Modell überwindet die Schwächen von Mausmodellen, indem es menschliche Gehirnprozesse präzise nachahmt.
  • Mithilfe von KI wurden 83 gestörte Signalwege identifiziert, was die Entwicklung und Analyse neuer Medikamente erheblich beschleunigt.
  • Das Modell ermöglicht es, Medikamente systematisch zu testen und Therapien schneller zu entwickeln, wodurch Millionen von Betroffenen Hoffnung schöpfen können.

Übrigens: Schwimmen stärkt nicht nur die Muskeln, sondern fördert auch das Wachstum neuer Nervenzellen und kann das Alzheimer-Risiko senken. Wie genau diese Sportart das Gehirn trainiert, kannst du in unserem Artikel nachlesen.

Bild: © Pexels

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