Fahrradfahren war schon umweltfreundlich – jetzt wird es auch der Helm
Forscher entwickeln einen Fahrradhelm aus recycelbarem Kunststoff. Er schützt Köpfe und hat gleichzeitig einen deutlich kleineren CO2-Fußabdruck.
Ein Fahrradhelm rettet Leben, doch die Umwelt bleibt dabei oft auf der Strecke. Hergestellt aus schwer recycelbaren Kunststoffen, landet der Großteil dieser Helme nach ein paar Jahren im Müll – ein Problem, das Forscher am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) jetzt lösen wollen. Ihr Ansatz: ein Fahrradhelm aus dem nachhaltigen Kunststoff Polymilchsäure, kurz PLA, der nicht nur sicher ist, sondern auch vollständig recycelt werden kann.
Herkömmliche Helme bestehen aus mehreren Materialien, darunter Polycarbonat und Polystyrol. Diese Mischung macht eine Wiederverwertung nahezu unmöglich. Nach ihrer Lebensdauer von etwa drei bis fünf Jahren werden die Helme meist verbrannt – ein großer ökologischer Nachteil. PLA könnte hier den entscheidenden Unterschied machen.
Warum PLA der Umwelt hilft
PLA, also Polymilchsäure, ist ein Kunststoff, der aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt wird. Anders als erdölbasierte Kunststoffe ist PLA biologisch abbaubar und kann recycelt werden. Das macht PLA ideal für häufig ausgetauschte Produkte wie Fahrradhelme.
Im Projekt PIMMS, das vom Fraunhofer-Institut mit Unterstützung der Fraunhofer-Zukunftsstiftung durchgeführt wird, wurde PLA als Material für Sportartikel untersucht. Besonders interessant ist PLA, weil es im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen einen bis zu achtmal kleineren Materialfußabdruck hat – das bedeutet weniger CO2-Emissionen während der Produktion. Der neue Fahrradhelm zeigt, wie dieses Material in der Praxis eingesetzt werden kann.
Ein Helm, der neue Standards setzt
Ein Fahrradhelm muss leicht sein, den Kopf vor Verletzungen schützen und dabei auch noch bequem sitzen. PLA erfüllt laut konstruktionspraxis diese Anforderungen, wie erste Tests der Forscher zeigen. Wissenschaftler und Partnerunternehmen wie Comfil ApS und Polyola SAS entwickelten in einem eineinhalbjährigen Projekt PLA-Materialien weiter, die den Anforderungen eines Fahrradhelms gerecht werden. Sie schufen Partikelschäume, Folien und Fasern aus PLA, die sich in herkömmlichen Produktionsprozessen verarbeiten lassen.
Die PLA-Helme halten bereits üblichen Belastungen im Alltag stand, etwa bei Regen oder Sonneneinstrahlung. Nun steht noch eine externe Prüfung aus, die bestätigen soll, dass die Helme den offiziellen Sicherheitsnormen entsprechen. Das könnte den Weg für eine Markteinführung ebnen.
Nachhaltigkeit von der Produktion bis zur Entsorgung
Ein großer Vorteil der PLA-Helme liegt in ihrem gesamten Lebenszyklus. Von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung verursacht der Helm deutlich weniger Umweltbelastung als herkömmliche Modelle. Eine sogenannte Lebenszyklus-Analyse (LCA) wird diesen CO2-Vorteil in Zahlen belegen. Sollte der Helm die Sicherheitsprüfungen bestehen, könnte er nicht nur eine umweltfreundlichere, sondern auch eine wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative zu herkömmlichen Helmen werden.
Was du dir merken solltest:
- Forscher am Fraunhofer-Institut entwickelten einen sicheren Fahrradhelm aus Polymilchsäure (PLA), der vollständig recycelbar ist und aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr besteht.
- Im Vergleich zu herkömmlichen Helmen aus schwer recycelbaren Kunststoffen hat der PLA-Helm einen bis zu achtmal kleineren CO2-Fußabdruck und verursacht weniger Umweltbelastung von der Produktion bis zur Entsorgung.
- Erste Tests bestätigen die Widerstandsfähigkeit und Alltagstauglichkeit der PLA-Helme, während die externe Sicherheitsprüfung und eine Lebenszyklus-Analyse ihre Marktfähigkeit abschließend bewerten sollen.
Übrigens: Zigarettenkippen, unscheinbar und überall zu finden, sind mit 5,6 Billionen jährlich gerauchten Zigaretten weltweit – davon 106 Milliarden in Deutschland – das häufigste Abfallprodukt in der Natur und belasten die Umwelt erheblich. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Fraunhofer ICT