EU will mit Lithium aus Zinnwald den Weltmarkt umgehen, doch es wächst Widerstand
Lithium aus dem Erzgebirge soll die EU unabhängiger machen, doch Proteste gegen die Abbaupläne werden lauter.
Durch das europäische Gesetz zu kritischen Rohstoffen (Critical Raw Material Act, CRMA) sollen Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Wolfram in Zukunft wieder verstärkt in der EU abgebaut werden. Laut dem MDR dürfte dabei das Erzgebirge mit seinen reichen Vorkommen zu einem wichtigen Schauplatz werden.
Ziel des CRMA ist es, zehn Prozent des EU-Bedarfs selbst zu decken und so unabhängiger vom Weltmarkt zu werden. Im Zentrum der Pläne steht Lithium. Bei Zinnwald im Erzgebirge liegt das zweitgrößte Lithium-Vorkommen auf dem europäischen Festland. In einem Ankündigungsschreiben für Investoren sprach die Zinnwald Lithium AG von geschätzten 429.000 Tonnen Lithium. Laut MDR will die AG ab 2028 jährlich 12.000 Tonnen Lithiumhydroxid fördern. Dies würde für die Produktion von etwa 800.000 Elektroauto-Batterien ausreichen.
Widerstand aus der Bevölkerung
Olaf Scholz bezeichnete dies als „Projekt höchster Priorität“, es gibt aber auch Widerstand. Der kommt insbesondere von der Bürgerinitiative Bärenstein, die Umweltverschmutzung und Einbußen im Tourismus befürchtet. Vertreterin Britta Weber warnte, dass die Region erneut dem „zerstörerischen“ Bergbau ausgesetzt werden könnte.
Wir hier im Osterzgebirge wissen aus der Vergangenheit von 500 Jahren Bergbau sehr genau, welch gravierende Auswirkungen dies auf Mensch und Umwelt hat. Seit 1991 wurde hart daran gearbeitet, der Region eine umweltverträgliche Entwicklungsrichtung zu geben. Wir werden unser natürliches, soziales und kulturelles Erbe nicht erneut dem zerstörerischen Bergbau überlassen.
Britta Weber, Vertreterin der Bürgerinitiative Bärenstein
Weitere Ressourcen im Erzgebirge
Auch wenn Lithium im Fokus steht, gibt es weitere Rohstoffe im Erzgebirge, die für die Energiewende und High-Tech-Industrien essenziell sind. Wolfram, ein hochwertiger Werkstoff, wurde bereits in der DDR-Zeit abgebaut. Heute plant die Saxony Minerals & Exploration AG (SME AG), in Pöhla Wolfram und Zinn zu fördern. Rund 6,5 Millionen Tonnen Wolfram- und 16 Millionen Tonnen Zinnerz sollen dort laut MDR lagern. Die Förderung soll ab 2026 beginnen, wurde aber mehrfach verschoben.
Wolfram kommt oft in Verbindung mit Zinn vor. Die SME AG möchte beide Metalle gemeinsam abbauen, um die Effizienz zu steigern. Besonders Wolfram wird zunehmend in der Elektronikindustrie nachgefragt. Gleichzeitig versucht man, durch Recycling und neue Technologien die Abhängigkeit von Rohstoffimporten zu reduzieren.
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Kein Abbau von Uran geplant
Uran, das sich ebenfalls im Erzgebirge befindet, bleibt dem MDR zufolge außen vor. In der Sowjetzeit wurde das radioaktive Material für Atomprojekte gefördert, heute ist der Abbau nicht mehr wirtschaftlich und alle Förderrechte schließen Uran aus. Die letzten Transporte verließen 2021 die Region, während alte Schächte weiterhin saniert werden. Stattdessen rücken andere Metalle in den Fokus, darunter Kobalt, das für Batterien benötigt wird.
Helikopter sollen neue Lagerstätten entdecken
Um die genauen Vorkommen zu bestimmen, sind umfangreiche Erkundungen nötig. Laut Prof. Dr. Daniel Günther vom DESMEX-REAL-Programm wären Messflüge mit Helikoptern im Erzgebirge sinnvoll, um tieferliegende Lagerstätten aufzuzeigen. Der Forscher betonte, dass das Erzgebirge noch viele unentdeckte Ressourcen beherbergen könnte. Allerdings fehlen bisher die finanziellen Mittel, um entsprechende Projekte zu starten.
Was du dir merken solltest:
- Das EU-Gesetz zu kritischen Rohstoffen (CRMA) fördert den Abbau von Materialien wie Lithium, Wolfram und Zinn, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
- Im Erzgebirge liegt Europas zweitgrößtes Lithium-Vorkommen, das ab 2028 jährlich 12.000 Tonnen Lithiumhydroxid liefern könnte.
- Neben politischer Unterstützung gibt es starken Widerstand, insbesondere Bedenken wegen Umweltverschmutzung und Tourismus.
Bild: © Aariuser I via Wikimedia unter CC BY-SA 2.0