Cambridge-Studie: Airbnb schiebt Kriminalität in London an

Airbnb-Mieten in London führen offenbar zu steigender Kriminalität. Besonders Einbrüche und Raubüberfälle nehmen zu.

Mehr Airbnb-Vermietungen in London führen direkt zu höheren Kriminalitätsraten wie Einbrüchen und Raubüberfällen. © Pexels

Mehr Airbnb-Vermietungen in London führen direkt zu höheren Kriminalitätsraten wie Einbrüchen und Raubüberfällen. © Pexels

Eine aktuelle Studie der University of Cambridge zeigt: Die wachsende Zahl an Häusern und Wohnungen, die in London als Kurzzeitmieten über Airbnb angeboten werden, geht mit steigenden Kriminalitätsraten einher. Besonders Einbrüche und Straßenraub nehmen in Vierteln zu, wenn Airbnb-Angebote dort zunehmen. Diese Erkenntnisse stützen sich auf präzise Datenanalysen, die von Januar 2015 bis März 2018 durchgeführt wurden.

Airbnb-Mieten treiben Kriminalität in London an

Die Untersuchung der University of Cambridge zeigt, dass eine Zunahme der Airbnb-Mieten in London mit einem deutlichen Anstieg von Kriminalität verbunden ist. So führt ein Anstieg der Angebote um zehn Prozent zu etwa 1.000 zusätzlichen Raubüberfällen pro Jahr. In dem untersuchten Zeitraum von Januar 2015 bis März 2018 verzeichnete die Stadt rund 4,5 Millionen Airbnb-Gäste. Charles Lanfear, einer der leitenden Forscher, erklärt, dass die zunehmenden Angebote mehr Gelegenheiten für Straftaten bieten.

Analysiert wurden verschiedene Verbrechenskategorien wie Raub, Einbruch und Diebstahl. Besonders betroffen sind Raubüberfälle und Einbrüche, die durch das vermehrte Anbieten ganzer Wohnungen zur Kurzzeitmiete gefördert werden. Einzelne Zimmer, die über Airbnb angeboten werden, scheinen dagegen kaum Einfluss auf die Kriminalitätsrate zu haben.

Ganze Wohnungen locken Kriminelle an

Lanfear und sein Forschungspartner David Kirk von der University of Pennsylvania verglichen Airbnb-Daten mit den Kriminalitätsstatistiken Londons. Sie fanden heraus, dass besonders zentrale Stadtteile wie Soho, bekannt für sein Nachtleben, einen höheren Anstieg der Kriminalität aufweisen. In manchen Vierteln waren bis zu 30 Prozent der Wohnungen als Airbnb-Unterkünfte verfügbar, was die langfristigen Bewohner aus den Gegenden verdrängte.

Für ihre Analyse nutzten die Forscher die sogenannten „Lower Layer Super Output Areas“ (LSOAs), kleinere Stadtgebiete mit etwa 2.000 Einwohnern. Die Ergebnisse zeigten, dass in diesen Zonen jeder zusätzliche Airbnb-Eintrag die Raubüberfälle um zwei Prozent erhöhte. Ähnliche, aber geringere Effekte wurden auch für Einbrüche und Diebstähle festgestellt.

Andere Faktoren können Anstieg nicht erklären

Um sicherzustellen, dass der Zusammenhang nicht auf andere Einflüsse zurückzuführen ist, analysierten die Wissenschaftler Faktoren wie die Häufigkeit von Polizeistreifen, die Nähe zu Touristenattraktionen und Veranstaltungen wie Fußballspiele. Keiner dieser Aspekte erklärte den Anstieg der Kriminalität ausreichend. „Nichts änderte die Kernaussage, dass Airbnb-Mietobjekte mit höheren Kriminalitätsraten verbunden sind“, so Lanfear.

Auch soziale Faktoren wie der kollektive Zusammenhalt in den Vierteln wurden berücksichtigt. Doch die Ergebnisse zeigten, dass Kriminalität in dem Moment anstieg, in dem mehr Airbnb-Angebote in einem Viertel auftauchten – unabhängig von sozialen Veränderungen. Die erhöhten Kriminalitätsraten blieben stabil, solange die Angebote aktiv waren.

Sofortiger Anstieg der Kriminalität bei neuen Angeboten

Die Studie verdeutlicht, dass Airbnb-Angebote die Kriminalität sofort beeinflussen. „Verbrechen steigen unmittelbar, sobald neue Airbnb-Wohnungen verfügbar sind“, erklärt Lanfear. Diese schnelle Reaktion deutet darauf hin, dass nicht soziale Umwälzungen, sondern die Gelegenheiten für Straftaten die Hauptursache sind.

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Kurzzeitmieten bieten leichtere Ziele, da viele Immobilien zeitweise leerstehen. Ortsfremde Touristen werden zudem häufiger Opfer von Überfällen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der langfristigen Bewohner, die sich aktiv für die Sicherheit ihrer Nachbarschaft einsetzen könnten.

Airbnb-Maßnahmen gegen Kriminalität bisher wirkungslos

Airbnb hat bereits Präventionsmaßnahmen wie Hintergrundüberprüfungen und Einschränkungen für Buchungen an besonders beliebten Tagen eingeführt, um die Kriminalität einzudämmen. Dennoch zeigen die Daten, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um den Anstieg der Kriminalität zu verhindern. „Trotz der Bemühungen bleibt der Kriminalitätsanstieg offensichtlich“, betont Lanfear.

Die Forscher weisen darauf hin, dass nicht Airbnb oder die Vermieter selbst von den negativen Auswirkungen betroffen sind, sondern die Anwohner der betroffenen Stadtteile. Kurzzeitmieten fördern spekulative Immobiliengeschäfte, was auch die Stadtentwicklung beeinflusst. Daher fordern die Studienautoren stärkere Regulierungen, um die Sicherheit in städtischen Gebieten zu gewährleisten.

Was du dir merken solltest:

  • Die Cambridge-Studie zeigt, dass eine Zunahme der Airbnb-Mieten in London direkt mit steigenden Kriminalitätsraten wie Einbrüchen und Raubüberfällen verknüpft ist.
  • Besonders ganze Wohnungen, die über Airbnb vermietet werden, bieten Kriminellen mehr Gelegenheiten, während einzelne Zimmer kaum Auswirkungen haben.
  • Alternative Erklärungsansätze, wie Polizeipatrouillen oder Touristenattraktionen, konnten den beobachteten Anstieg der Kriminalität nicht ausreichend erklären.

Übrigens: Während in London die Kriminalität durch Airbnb-Mieten steigt, dominiert Wien, das aktiv gegen die Airbnb-Vermietungen ankämpft, weiterhin das „Economist“-Ranking als lebenswerteste Stadt der Welt. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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