Nicht Helikopter-, nicht Rasenmäher-, sondern Leuchtturm-Eltern haben später selbstbewusste Kinder

Leuchtturm-Eltern geben die Kontrolle ab, damit sich ihre Kinder frei und unabhängig entwickeln können. Ist das der richtige Weg?

Kinder brauchen Freiheit, um selbstständig zu werden und zu wachsen. © Pexels

Eltern wollen ihre Kinder vor allem beschützen – hilfreicher wäre es jedoch, wenn sich Eltern einfach mal zurücknehmen und nicht in jeder Situation eingreifen, um Gefahren von ihren Kindern abzuwenden (im Volksmund geläufig als Helikopter-Eltern). Ein Beispiel: Wenn ein Kleinkind hinfällt, schaut es oft zu den Eltern, um zu sehen, ob es verletzt ist. Reagieren die Eltern ruhig, wird das Kind wahrscheinlich wieder aufstehen und weiterspielen. Zeigen die Eltern Angst, wird das Kind wahrscheinlich weinen.

In den 1960er Jahren beschrieb die Psychologin Diana Baumrind vier Erziehungsstile: autoritär, permissiv, unbeteiligt und autoritativ. Autoritäre Eltern treffen alle Entscheidungen für ihre Kinder ohne Spielraum für Diskussionen. Permissive Eltern setzen kaum Grenzen, was zu Disziplinproblemen führen kann. Unbeteiligte Eltern bieten wenig Unterstützung und Struktur. Der autoritative Stil kombiniert klare Erwartungen mit Flexibilität und Zuhören. Autoritative Eltern, oft als „Leuchtturm-Eltern“ bezeichnet, kombinieren klare Orientierung mit Freiheit und fördern so die Selbstständigkeit ihrer Kinder. Ein Beispiel dafür ist ein Junge, der seiner Mutter erzählt, dass ein Klassenkamerad gemein zu ihm war. Statt sofort einzugreifen oder für ihn die Situation zu regeln, fragt sie ihn, was er selbst tun möchte. Der Junge entscheidet, Abstand zu halten und in der Pause mit anderen Fußball zu spielen. Durch diese eigene Entscheidung lernt er, Probleme selbst zu lösen, was sein Selbstbewusstsein stärkt und ihn unabhängiger macht.

Laut The Atlantic liefert dieser Ansatz die besten Ergebnisse: Kinder werden selbstbewusster, emotional stabiler und sozial kompetenter. Dennoch fällt es vielen Eltern schwer, diesen Stil umzusetzen.

Warum zu viel Hilfe schaden kann

Vivek Murthy, der Leiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes der Vereinigten Staaten, wies kürzlich darauf hin, dass Elternschaft oft stressig ist. Sorgen um die Sicherheit der Kinder, die ständige Präsenz sozialer Medien und andere Faktoren belasten viele Eltern. Murthys Bericht schlägt diverse Lösungen vor, wie etwa mehr Kinderbetreuung und bezahlte Familienzeit. Ein wichtiger Punkt wird jedoch oft übersehen: Eltern sollten manchmal weniger eingreifen.

Viele Eltern versuchen, ihren Kindern jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, ob in der Schule oder im Alltag (bekannt als Rasenmäher-Eltern). Doch das nimmt den Kindern die Chance, an Herausforderungen zu wachsen. Ein Kind, das immer gerettet wird und dem alles abgenommen wird, beginnt zu glauben, es könne Probleme nicht alleine lösen. Stattdessen sollten Eltern wie ein „Leuchtturm“ sein: Sie zeigen den Weg und bieten Unterstützung, aber sie lassen ihre Kinder selbst den Kurs bestimmen. Nur so lernen Kinder, mit schwierigen Situationen klarzukommen.

Zuhören statt sofort Lösungen anbieten

Eltern neigen oft dazu, sofort Lösungen anzubieten, wenn ihre Kinder auf ein Problem stoßen. Doch es reicht häufig schon, einfach zuzuhören und das Kind eigene Ideen entwickeln zu lassen. So wird die Fähigkeit gestärkt, Probleme eigenständig anzugehen, und das Kind spürt, dass es in der Lage ist, Herausforderungen selbst zu meistern.

Mit zunehmendem Alter der Kinder sollten Eltern mehr Verantwortung abgeben. So lernen die Kinder, eigene Entscheidungen zu treffen und aus ihren Fehlern zu lernen. Das ist entscheidend, um selbstbewusste und eigenständige Erwachsene zu werden. Kinder brauchen die Möglichkeit, Fehler zu machen. Nur so können sie daraus lernen und wachsen. Eltern, die alles kontrollieren, nehmen ihren Kindern diese Chance.

Was du dir merken solltest:

  • Kinder entwickeln Selbstbewusstsein und Problemlösungsfähigkeiten, wenn Eltern sich zurücknehmen und ihnen Raum für eigene Entscheidungen lassen.
  • Der autoritative Erziehungsstil, bei dem Eltern klare Erwartungen setzen, aber flexibel reagieren, fördert laut Studien das emotionale und soziale Wachstum von Kindern am besten.
  • Eltern sollten nicht jedes Problem ihrer Kinder sofort lösen, sondern zuhören und sie eigene Ideen entwickeln lassen, damit sie Herausforderungen eigenständig bewältigen können.

Übrigens: Immer mehr Eltern weltweit leiden an Burn-out, besonders in Deutschland. Dieser sogenannte Eltern-Burn-out führt oft zur emotionalen Distanz und Selbstzweifeln. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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