Die meisten Sprachen haben eine überraschende Gemeinsamkeit

Eine Studie zeigt, dass selbst sehr unterschiedliche Sprachen oft eine Gemeinsamkeit haben. Sie betrifft das Markieren neuer Wörter.

Sprachen Gemeinsamkeit

Andere Sprache, gleicher Lösungsansatz: Mit der Länge des Anfangskonsonanten ein Wort zu markieren, hat sich in sehr vielen Sprachen etabliert. © Vecteezy

Weltweit gibt es etwa 7.000 verschiedene Sprachen, die völlig unterschiedlich klingen können. Doch wenn es um die Worttrennung im sprachlichen Gebrauch geht, haben viele Sprachen eine Gemeinsamkeit. Zu dieser Erkenntnis kam eine Studie, die Sprachen weltweit miteinander verglichen hat.

Die Sprachforscher fanden heraus, dass Wortanfänge in vielen Sprachen länger betont werden als andere Positionen innerhalb eines Wortes. Dies weist darauf hin, dass diese Phoneme eine wichtige Rolle bei der Segmentierung und Erkennung von einzelnen Wörtern spielen könnten. Die Ergebnisse der Studie wurden in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Ein Phänomen, das über Sprachfamilien hinausgeht

Von den untersuchten 51 Sprachen ließ sich bei 43 ein klares Muster erkennen: Die ersten Konsonanten eines Wortes werden im Durchschnitt 13 Millisekunden länger ausgesprochen als Konsonanten, die sich innerhalb des Wortes befinden. Für die Analyse bedienten sich die Forscher einer großen Datenbasis von über zwei Millionen Phonemen. Diese Phoneme stammten aus natürlichen Gesprächssituationen, die mit 393 Sprechern im Alter von 16 bis 100 Jahren aufgenommen wurden.

Im Gegensatz zu früheren Studien beschränkte sich diese nicht vorwiegend auf Sprachen sogenannter WEIRD-Gemeinschaften (Westlich, Erweitert, Industrie, Reich und Demokratisch), von denen waren lediglich zwei vertreten. Trotzdem zeigte nur eine geringe Anzahl von Sprachen keine solchen verlängerten Konsonanten zu Beginn eines Wortes, was die Annahme unterstützt, dass es sich um ein globales Sprachphänomen handelt und nicht um die Gemeinsamkeit weniger Sprachen oder einer Sprachfamilie.

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Wortanfänge entscheidend für Spracherkennung

Die Studie zeigt, dass Wortanfängen in der menschlichen Sprache eine besondere Bedeutung zukommt. Dies führen die Forscher auf den Mechanismus der Spracherkennung zurück: Wenn Menschen sprechen, senden sie kontinuierlich akustische Signale, die von Zuhörern in einzelne Worte und Segmente zerlegt werden. Die Segmentierung geschieht auf Basis von Faktoren wie dem Klangaufbau, dem Lexikon und der Grammatik der jeweiligen Sprache. Wortanfänge, so die Forscher, seien dabei oft entscheidend, um Wörter schnell und präzise zu erkennen.

Unterschiedliche Sprachen, ähnliche Muster

Die Verlängerung von Wortanfängen ist besonders in Sprachen mit komplexeren Silbenstrukturen zu beobachten. In diesen würden die Sprecher Konsonanten oft besonders stark artikulieren. In anderen Sprachen, die keine Konsonantencluster verwenden, sei das Phänomen weniger ausgeprägt, aber dennoch vorhanden.

Die y-Achse zeigt die Sprache an, die x-Achse das Ausmaß der Verlängerung von Konsonanten am Anfang von Wörtern (Quelle: Studie)

Dies impliziere laut den Autoren der Studie, dass es keine universelle Methode zur Segmentierung von Sprache gibt. Stattdessen habe jede Sprache unterschiedliche Lösungen entwickelt. Um individuelle Unterschiede zwischen den Sprechern herauszufiltern, verwendeten die Forscher ein bayessches Modell. Das habe es ihnen ermöglicht, individuelle Unterschiede in der Sprachproduktion zu berücksichtigen.

Übrigens: Bei der Bayesschen Statistik handelt es sich laut Data Basecamp um einen Zweig der Statistik, der die Integration von Vorwissen und Unsicherheit in die Datenanalyse ermöglicht.

Kein universelles Phänomen bei Satzanfängen

Während die Verlängerung von Konsonanten am Wortanfang in vielen Sprachen klar nachgewiesen werden konnte, haben die Forscher bei Satzanfängen keine einheitlichen Muster gefunden. In einigen Fällen seien die Konsonanten am Anfang eines Satzes verkürzt, in anderen verlängert worden. Die Forscher erklären dies damit, dass am Anfang eines Satzes meist eine Pause stattfinde, die den Beginn des Satzes bereits akustisch markiere. Daher seien zusätzliche Hinweise durch verlängerte Konsonanten weniger notwendig.

Was du dir merken solltest:

  • Sprachforscher entdeckten im Rahmen einer Studie mit 51 Sprachen, dass 43 davon die Gemeinsamkeit teilten, Wortanfänge durch verlängerte Konsonanten zu markieren.
  • Diese Verlängerung erleichtert die Erkennung und Trennung von Wörtern in der gesprochenen Sprache, da Zuhörer akustische Signale effizienter in Einheiten zerlegen können.
  • Bei Satzanfängen fanden die Forscher keine einheitlichen Muster der Verlängerung, da oft eine Pause am Satzbeginn bereits als Hinweis auf den Anfang dient.

Bild: © Vecteezy

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