Ein Bild, das zehn Jahre brauchte: Hubbles episches Andromeda-Projekt
Über 1.000 Umläufe und 10 Jahre Arbeit: Hubble zeigt die Andromedagalaxie in einem Bild mit 2,5 Milliarden Pixeln und einzigartigen Details.

Das größte Hubble-Mosaik zeigt die Andromeda-Galaxie in nie dagewesener Detailtiefe: 10 Jahre Arbeit, 200 Millionen Sterne und 2,5 Milliarden Pixel. © Science: NASA, ESA, Benjamin F. Williams and Zhuo Chen (University of Washington), L. Clifton Johnson (Northwestern). Image Processing: Joseph DePasquale (STScI)
Die Andromedagalaxie zählt zu den faszinierendsten Anblicken des Nachthimmels. Mit bloßem Auge wirkt sie wie ein zartes, ovales Licht – doch hinter dieser unscheinbaren Erscheinung verbirgt sich ein gewaltiges Sternenmeer. Dank des Hubble-Weltraumteleskops zeigt Andromeda, unser nächster großer galaktischer Nachbar, eine beeindruckende Detailfülle. Über ein Jahrzehnt arbeitete ein Forscherteam der University of Washington daran, das bisher umfassendste Panorama dieser Galaxie zu erstellen. Mehr als 1.000 Hubble-Umläufe waren nötig, um diese außergewöhnliche astronomische Leistung zu vollbringen.
Die Größe Andromedas machte die Aufgabe so besonders. Sie ist nicht nur fast dreimal so groß wie unsere Milchstraße, sondern auch so nah, dass sie den Himmel aus unserer Perspektive regelrecht dominiert. Die Astronomen mussten rund 600 separate Aufnahmen machen, um die gesamte Galaxie zu kartieren. Heraus kam ein Mosaikbild mit einer Auflösung von 2,5 Milliarden Pixeln – eine Dimension, die neue Maßstäbe für die Erforschung großer Spiralgalaxien setzt.
Hubble kartiert Andromeda: Ein Blick in die Vergangenheit
Die Andromedagalaxie ist etwa 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt, was sie zur nächsten großen Nachbarin der Milchstraße macht. Obwohl beide Galaxien vermutlich zur selben Zeit entstanden, könnten ihre Geschichten kaum unterschiedlicher sein. Andromeda scheint eine turbulente Vergangenheit zu haben, geprägt von Verschmelzungen mit anderen Galaxien. Dies zeigt sich besonders in der ungleichen Verteilung von Sternen und Strukturen zwischen dem nördlichen und südlichen Teil ihrer Scheibe.

Mit dem Panchromatic Hubble Andromeda Treasury-Programm begann die Reise in diese Vergangenheit. Das erste große Ziel: der nördliche Teil der Galaxie. Später folgte der südliche Bereich, der mit etwa 100 Millionen Sternen nicht nur beeindruckend detailreich ist, sondern auch Hinweise auf galaktische Fusionen liefert. Wie Astronomin Zhuo Chen von der University of Washington erklärte: „Die Asymmetrie zwischen den beiden Hälften – jetzt in diesem Bild visuell erkennbar – ist unglaublich faszinierend.“
Über eine Billion Sterne – doch Hubble sieht nur die hellsten
Die Andromedagalaxie ist eine gigantische Sterneninsel. Ihre geschätzte Gesamtbevölkerung: eine Billion Sterne. Doch selbst mit der beeindruckenden Technologie des Hubble-Teleskops konnten die Forscher „nur“ die hellsten davon auflösen – etwa 200 Millionen Sterne, alle heißer und heller als unsere Sonne. „Mit Hubble können wir enorme Details darüber erhalten, was auf einer ganzheitlichen Skala über die gesamte Scheibe der Galaxie hinweg passiert“, so Benjamin Williams, Astronom an der University of Washington.
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Dieses Detailniveau eröffnet den Forschern neue Möglichkeiten, Andromedas Geschichte zu rekonstruieren. Strukturen wie zusammenhängende Sternströme lassen darauf schließen, dass die Galaxie in ihrer jüngeren Vergangenheit mehrere kleinere Galaxien aufgesogen hat. Diese gewaltigen Ereignisse könnten auch der Grund für die ungewöhnlich vielen jungen Sterne in Andromeda sein – ein klarer Kontrast zur Milchstraße.
Über 1.000 Umläufe: Ein Meilenstein der Raumforschung
Die Erstellung des Panoramas war ein Kraftakt. Mehr als ein Jahrzehnt lang umkreiste Hubble über 1.000 Mal die Erde, um Andromeda in verschiedenen Wellenlängenbereichen zu fotografieren – von nahem Ultraviolett über sichtbares Licht bis hin zu infraroten Bereichen. Jede Umlaufbahn trug einen weiteren Baustein zu diesem beeindruckenden Mosaik bei. Für die Astronomen ist dies ein riesiger Schritt, um die Entwicklungsgeschichte nicht nur von Andromeda, sondern auch anderer Spiralgalaxien besser zu verstehen.

„Diese ambitionierte Fotografie der Andromedagalaxie setzt einen neuen Maßstab für Präzisionsstudien großer Spiralgalaxien“, sagte Zhuo Chen. Doch die Bilder sind mehr als nur eine technische Meisterleistung: Sie sind ein Fenster in die Vergangenheit des Universums und eröffnen neue Perspektiven auf die Entstehung und Entwicklung von Galaxien.
Was du dir merken solltest:
- Hubble zeigte Andromeda in nie dagewesener Detailtiefe: Über 1.000 Umläufe und zehn Jahre Arbeit führten zu einem Bild mit 2,5 Milliarden Pixeln.
- Die Andromedagalaxie, 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt, offenbart asymmetrische Strukturen und gibt Hinweise auf Fusionen und Sternentstehung.
- Mehr als 200 Millionen Sterne wurden sichtbar, wodurch Hubble neue Erkenntnisse zur Entwicklung großer Spiralgalaxien ermöglicht.
Bild: © Science: NASA, ESA, Benjamin F. Williams and Zhuo Chen (University of Washington), L. Clifton Johnson (Northwestern). Image Processing: Joseph DePasquale (STScI)