Wölfe als heimliche Klimaretter: Ihre Rückkehr könnte das Waldsterben stoppen – und tonnenweise CO2 binden

Rotwild zerstört Schottlands Wälder, doch Forscher haben eine Lösung: Wölfe sollen die Bestände regulieren – und das Klima retten.

Wölfe erweisen sich als unerwartete Klimaschützer. © Pexels

Wölfe erweisen sich als unerwartete Klimaschützer. © Pexels

In Schottland gibt es ein Problem: Die Rotwild-Population wächst unkontrolliert, weil ihre natürlichen Feinde fehlen. Die Hirsche fressen junge Baumtriebe, wodurch sich Wälder kaum noch regenerieren können. Gleichzeitig steht Großbritannien vor der Herausforderung, seine CO2-Emissionen zu reduzieren, um den Klimaschutz voranzutreiben. Eine neue Studie der University of Leeds kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis: Wölfe in den schottischen Highlands könnten gleich beide Probleme lösen – mehr Wald und weniger CO2 in der Atmosphäre.

Wie Wölfe den Wald zurückbringen könnten

Vor etwa 250 Jahren wurden Wölfe in Schottland ausgerottet. Seitdem haben sich die Rotwildbestände stark vermehrt, weil sie keine natürlichen Feinde mehr haben. Die Hirsche fressen große Mengen an jungen Baumtrieben, was verhindert, dass sich der Wald von selbst vergrößert.

Wissenschaftler der University of Leeds haben untersucht, wie sich die Rückkehr der Wölfe auf diese Dynamik auswirken könnte. Mit einem speziellen Modell simulierten sie, was passieren würde, wenn Raubtiere wieder in vier Regionen der schottischen Highlands leben würden. Ihr Ergebnis: Eine Wolfspopulation von etwa 167 Tieren könnte die Anzahl der Rotwild-Herden so stark reduzieren, dass sich die Wälder erholen könnten – ohne zusätzliche Eingriffe durch Menschen.

Wälder als natürliche CO2-Speicher

Wälder sind essenziell für den Klimaschutz. Bäume nehmen Kohlendioxid aus der Luft auf und speichern es langfristig. Die Studie der University of Leeds zeigt, dass sich mit der Rückkehr der Wölfe pro Jahr eine zusätzliche Million Tonnen CO2 binden ließe. Das entspricht rund fünf Prozent des CO2-Reduktionsziels, das Großbritannien für seine Wälder bis 2050 festgelegt hat.

Besonders bemerkenswert: Die Forscher haben berechnet, dass jeder einzelne Wolf zur Speicherung von 6.080 Tonnen CO2 jährlich beitragen würde. Basierend auf aktuellen Berechnungen zum Wert von CO2 wäre jedes Tier damit theoretisch rund 180.000 Euro „wert“.

Wölfe als Teil der Klimastrategie?

Laut Professor Dominick Spracklen von der University of Leeds zeigt die Studie, dass Klimaschutz und Artenschutz nicht getrennt betrachtet werden sollten.

Es gibt ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass die Klima- und Biodiversitätskrisen nicht isoliert voneinander bewältigt werden können.

Professor Dominick Spracklen

Die Forschungsergebnisse belegen, dass Raubtiere wie Wölfe eine entscheidende Rolle in der Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme spielen können. Ihre Rückkehr könnte dazu beitragen, degradierte Landschaften wieder fruchtbar zu machen und so langfristig einen positiven Einfluss auf das Klima zu haben.

Kontroverse um die Wiederansiedlung

Wölfe kehren in viele Regionen Europas zurück. Ihre Population hat in den letzten Jahren stark zugenommen – inzwischen leben mehr als 12.000 Tiere in West- und Mitteleuropa. In Ländern wie den Niederlanden haben sie sich sogar in stark besiedelten Gebieten angesiedelt.

Trotzdem bleibt das Thema umstritten. Besonders Landwirte und Jäger stehen der Wiederansiedlung kritisch gegenüber. Sie fürchten Angriffe auf Nutztiere und wirtschaftliche Einbußen. Die Wissenschaftler der University of Leeds räumen ein, dass eine breite gesellschaftliche Debatte notwendig ist, bevor eine Entscheidung über die Rückkehr der Wölfe getroffen wird.

Mehr als nur Klimaschutz

Die Rückkehr der Wölfe hätte nicht nur Auswirkungen auf den Wald und den CO2-Ausstoß. Die Studie nennt weitere mögliche Vorteile:

  • Weniger Wildunfälle auf Straßen, weil die Rotwildbestände sinken.
  • Weniger Verbreitung von Zecken und Borreliose, da sich weniger Hirsche in der Landschaft bewegen.
  • Ein wirtschaftlicher Schub für den Tourismus, da Wölfe viele Menschen anziehen könnten.

Co-Autor Lee Schofield betont jedoch, dass die Studie nicht als direkter Handlungsaufruf verstanden werden sollte. „Unser Ziel ist es, neue Informationen bereitzustellen, um die laufenden Diskussionen über Wolfsansiedlungen in Großbritannien und darüber hinaus zu informieren.“

Er ist sich sicher: Falls Wölfe zurückkehren sollen, muss der Prozess sorgfältig geplant werden. Politische Strategien müssten den Umgang mit Konflikten zwischen Mensch und Tier klar regeln – nur dann könne die Wiederansiedlung erfolgreich sein.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Wiederansiedlung von Wölfen in den schottischen Highlands könnte helfen, die unkontrollierte Rotwild-Population zu reduzieren, was das Wachstum natürlicher Wälder fördert.
  • Größere Waldflächen könnten pro Jahr eine Million Tonnen CO2 binden, was fünf Prozent des britischen Klimaziels für Wälder entspricht.
  • Die Studie zeigt, dass Wölfe nicht nur die Artenvielfalt unterstützen, sondern auch zum Klimaschutz beitragen können, wobei ihre Rückkehr jedoch gesellschaftlich und politisch sorgfältig abgewogen werden muss.

Bild: © Pexels

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