Von Alexander bis Hannibal: Wie wir Elefanten für den Krieg nutzten

Die Menschheit hat im Laufe ihrer Geschichte immer wieder Versuche gestartet, Tiere für den Krieg zu nutzen, darunter auch Elefanten.

Elefanten Krieg

Hannibal Barca bei der Überquerung der Rhône, von Henri Motte. © Wikimedia

Elefanten sind die mit Abstand größten Tiere, die je Verwendung im Krieg fanden. Doch trotz ihrer angsteinflößenden Statur blieben Kriegselefanten in der antiken Kriegsführung eine Seltenheit, bis sie mit der Zeit sogar „aus der Mode gekommen“ waren.

Die Menschheit hat im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Tiere domestiziert: Der Hund wurde zum treuesten Begleiter des Menschen, während Kühe, Schafe, Ziegen und Schweine ihn mit Milch, Wolle und Fleisch versorgen.

Pferde wiederum wurden wohl zuerst vor den Pflug gespannt, bevor jemandem aufgefallen ist, dass man zwei von ihnen auch einen Streitwagen ziehen lassen kann – das war vor über 4.000 Jahren. Mit der Zeit wurden Pferde gezüchtet, die groß und kräftig genug waren, dass man auf ihnen Reiten konnte und der Streitwagen fiel zum Großteil weg.

Der Beginn eines militärischen Wettrüstens

Um gegnerischer Kavallerie zu kontern, setzten manche Armeen auf Kamele, die durch ihre Größe Pferde in Panik versetzten. Doch das Tier, das alle anderen Tiere und sogar ausgebildete Soldaten in Angst und Schrecken versetzen konnte, war der Kriegselefant. Was auch nicht verwunderlich ist, gleichen sie doch auf den ersten Blick tonnenschweren Panzern mit Stoßzähnen wie Speeren, die alles in ihrem Weg zertrampeln.

Diese riesigen Tiere wurden erstmals um 326 v. Chr. von Alexander dem Großen nach seinen Feldzügen in Nordindien in die mediterrane Welt eingeführt, nachdem er in der Schlacht am Hydaspes gegen eine elefantengestützte Armee gekämpft und gewonnen hatte.

Alexanders Tod im Jahr 323 v. Chr. führte dazu, dass seine Nachfolger – die so genannten Diadochen – die Elefanten voller Enthusiasmus in ihre Armeen aufnahmen. Dies markierte laut einem Artikel von Michael B. Charles in „The Conversation“ den Beginn einer Ära, in der Elefanten regelmäßig im Krieg zwischen hellenistischen Reichen und später auch gegen die Römer eingesetzt wurden.

Pyrrhus, der Schrecken der Römer

Das erste Beispiel für die Nutzung von Kriegselefanten gegen Rom bietet Pyrrhus von Epirus. In der Schlacht bei Heraclea im Jahre 280 v. Chr. setzte er sie das erste Mal gegen die Römer ein und jagte den römischen Truppen damit einen nachhaltigen Schreck ein. Im darauffolgenden Jahr folgte bei Asculum ein weiterer Sieg gegen die Römer, dieser wurde jedoch zu einem hohen Preis errungen. Noch heute wird ein Sieg, bei dem große Verluste hingenommen werden mussten, als „Pyrrhussieg“ bezeichnet.

Als es im Jahr 275 v. Chr. zur Schlacht bei Beneventum kam, hatte der Schockeffekt der Elefanten laut Charles jedoch bereits nachgelassen: Aufgescheucht von römischen Geschossen, drehten die Kriegselefanten um und zertrampelten dabei Pyrrhus‘ eigene Armee.

Hannibals Alpenüberquerung und die Punischen Kriege

Der bei weitem bekannteste Einsatz von Kriegselefanten geht jedoch auf Hannibal Barca zurück, einem karthagischen General. Dieser überquerte im Jahr 218 v. Chr. mit einer Gruppe von 37 Kriegselefanten die Alpen, um Rom aus dem Norden anzugreifen. Dieses Manöver überraschte die Römer, da sie nicht damit gerechnet hatten, dass eine karthagische Armee – noch dazu mit Kriegselefanten im Schlepptau – über die Alpen einmarschieren würde.

Trotz der enormen logistischen Herausforderungen, die damit einhergingen, überlebten alle Elefanten die Alpenpassage. In der Schlacht am Fluss Trebbia setzte er sie das erste und einzige Mal in einer Schlacht ein – den darauffolgenden Winter überlebte nur sein persönlicher Elefant, der laut mehreren römischen Schriftstellern den Namen Surus („Der Syrer“) getragen haben soll. Vor der Schlacht von Cannae im Jahr 216 v. Chr. wurde er jedoch mit neuen Elefanten versorgt. Dort errang er auch einen seiner größten Siege.

Die Schlacht von Zama: Der Wendepunkt für den Kriegselefanten

Der Wendepunkt kam 202 v. Chr. in der Schlacht von Zama. Der römische General Scipio Africanus entwickelte nämlich eine spezielle Taktik gegen Hannibals Elefanten. Er ließ Gassen in seinen Linien frei, durch die die angreifenden Elefanten geleitet wurden, während sie von leichten Infanterieeinheiten unter Beschuss genommen wurden. So minimierte er den Schaden, den die Elefanten anrichten konnten, und trug maßgeblich zum römischen Sieg bei.

Warum Kriegselefanten rückblickend eine schlechte Idee waren

Trotz ihrer anfänglichen Schockwirkung und ihres Potentials, Schlachten entscheidend zu beeinflussen, zeigten die Kriegselefanten auch deutliche Nachteile. Ihr Unterhalt erforderte immense Ressourcen und nicht selten stellten sie eine ebenso große Gefahr für die eigene Seite dar wie für den Feind.

Aus diesen Gründen und wegen der wachsenden Erfahrung und Anpassungsfähigkeit der römischen Truppen entschied sich Rom letztendlich gegen eine Integration von Elefanten in ihre regulären Streitkräfte, wodurch sie von den Schlachtfeldern des Mittelmeerraums verschwanden.

Bis gleiches auch für Pferde gelten sollte, würde es übrigens noch über 2.000 Jahre dauern: Kavallerie wurde noch bis in den ersten Weltkrieg hinein eingesetzt.

Was du dir merken solltest:

  • Kriegselefanten wurden erstmals um 326 v. Chr. von Alexander dem Großen in den Mittelmeerraum eingeführt, wo sie eine Zeit lang viele historische Schlachten prägten.
  • Trotz ihrer anfänglichen Schockwirkung auf Feinde offenbarten Kriegselefanten bald auch gravierende Nachteile, wie hohe Unterhaltskosten und Risiken für die eigene Armee.
  • Der strategische Einsatz von Kriegselefanten erreichte in der Schlacht von Zama einen Wendepunkt, als die Römer unter Scipio Africanus eine effektive Taktik gegen sie entwickelten, was zu ihrem Rückgang im militärischen Einsatz führte.

Bild: © Hannibal crossing the Rhône (1878), von Henri-Paul Motte via Wikimedia unter Public Domain

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