Satelliten orten Gefahr unter US-Metropolen – Millionen leben auf instabilem Boden

US-Städte sinken – in 28 Metropolen fällt der Boden um bis zu 10 mm pro Jahr. Satellitendaten zeigen das Ausmaß der Gefahr.

US-Städte sinken: Satelliten orten gefährliche Bodenbewegungen

In Houston sackt der Boden ab – in manchen Stadtteilen um bis zu zehn Millimeter pro Jahr. © Unsplash

US-Städte sinken – und das nicht punktuell, sondern flächendeckend. Eine neue Studie zeigt: In allen 28 untersuchten Metropolen wie New York, Dallas, Seattle oder Las Vegas verliert der Boden jährlich an Höhe. Zwischen zwei und zehn Millimeter pro Jahr misst der Abwärtstrend. Für rund 34 Millionen Menschen bedeutet das: Ihre Stadt rutscht langsam aber sicher nach unten.

Die betroffenen Städte gehören zu den größten und am dichtesten besiedelten des Landes. Besonders alarmierend: In 25 von 28 Städten sinken mindestens zwei Drittel der gesamten Stadtfläche. Die Veränderungen verlaufen lautlos und bleiben oft jahrelang unbemerkt. Doch sie setzen Gebäude, Straßen, Brücken und Versorgungsleitungen unter enormen Stress – bis es zu sichtbaren Schäden kommt.

US-Städte sinken – Satellitenmessungen offenbaren landesweites Muster

Ein Forschungsteam der Virginia Tech hat die Bodenabsenkungen erstmals flächendeckend vermessen – mit Hilfe von satellitengestützten Radarbildern. Die Daten stammen aus dem Zeitraum 2014 bis 2020. Sie wurden mit einer Auflösung von nur fünf Metern ausgewertet – eine bislang unerreichte Genauigkeit.

„Schon kleine Absenkungen des Bodens können mit der Zeit ernsthafte Schäden an Häusern, Straßen, Brücken oder Bahngleisen verursachen“, warnt Leonard Ohenhen, Hauptautor der Studie. In Städten mit alter oder schlecht gewarteter Infrastruktur können schon wenige Millimeter das Fundament von Häusern gefährden.

Besonders stark betroffen: Regionen mit Wasserknappheit

In Houston etwa sacken bestimmte Stadtteile jährlich um bis zu zehn Millimeter ab. In Dallas, Phoenix und Las Vegas zeigen sich ähnliche Extremwerte. Der gemeinsame Nenner: Übermäßige Grundwasserentnahme. Je stärker Wasser aus den tieferliegenden Schichten gepumpt wird, desto mehr verliert das Sedimentvolumen an Stabilität. Der Boden sackt ab – langsam, aber stetig.

„Anhaltende Grundwasserentnahme senkt den Porendruck in Grundwasserleitersystemen, was zu einer Verdichtung der feinkörnigen Sedimente führt, was wiederum Landabsenkungen zur Folge hat, die mit Hilfe von Satelliten festgestellt werden können“, erklärt Geowissenschaftlerin und Mitautorin der Studie Susanna Werth. Dieses Phänomen ist in den USA seit Jahrzehnten bekannt – doch in Kombination mit urbanem Wachstum wird es gefährlicher denn je.

Houston (links) sinkt stellenweise über 20 Millimeter pro Jahr – damit schneller als jede andere US-Stadt. Auch New York (rechts) rutscht langsam ab, besonders rund um den Flughafen LaGuardia. Warme Farben zeigen besonders betroffene Zonen. © Jeremy Hinsdale auf Grundlage von Ohenhen et al., Nature Cities 2025
Houston (links) sinkt stellenweise über 20 Millimeter pro Jahr – damit schneller als jede andere US-Stadt. Auch New York (rechts) rutscht langsam ab, besonders rund um den Flughafen LaGuardia. Warme Farben zeigen besonders betroffene Zonen. © Jeremy Hinsdale auf Grundlage von Ohenhen et al., Nature Cities 2025

Ungleichmäßige Senkungen destabilisieren ganze Stadtteile

Das Problem ist nicht nur die Absenkung an sich, sondern ihre Ungleichmäßigkeit. Wenn ein Stadtviertel schneller sinkt als ein anderes, entstehen Spannungen. Straßen reißen auf, Wasserrohre bersten, Fundamente verschieben sich. Infrastrukturen geraten aus dem Gleichgewicht.

Manoochehr Shirzaei, einer der leitenden Forscher der Untersuchung, erklärt: „Das Gefährliche hier ist, dass die Infrastruktur über Jahre unbemerkt Schaden nehmen kann – und man merkt es oft erst, wenn es ernst oder sogar gefährlich wird.“ Besonders gefährdet seien Städte, die stark wachsen, aber ihre Infrastruktur nicht an die neuen Risiken anpassen.

US-Städte sinken – und mit ihnen steigt das Hochwasserrisiko

In Küstenregionen kommt eine weitere Gefahr hinzu: der Meeresspiegelanstieg. Wenn sich der Boden senkt und gleichzeitig der Wasserspiegel steigt, nimmt das Überschwemmungsrisiko zu – oft sogar in Regionen, die früher als sicher galten. Besonders entlang der Atlantikküste erwarten Forscher bis 2050 Absenkungsraten von bis zu fünf Millimetern jährlich.

Diese Dynamik hat das Potenzial, einst stabile Gebiete in Risikozonen zu verwandeln. Ganze Stadtviertel könnten künftig häufiger überschwemmt werden – nicht nur durch Sturmfluten, sondern auch durch ganz normalen Regen, wenn Kanäle und Entwässerungssysteme überfordert sind.

Die Forscher der Virginia Tech fordern konkrete Maßnahmen, damit die Gefahr nicht weiter wächst:

  • Erstens: Der Grundwasserverbrauch muss überwacht und reduziert werden.
  • Zweitens: Neue Gebäude müssen auf Senkungen vorbereitet sein – mit flexibleren Fundamenten und stabileren Leitungen.
  • Drittens: Langfristige Messprogramme und Frühwarnsysteme sind nötig, um kritische Regionen frühzeitig zu erkennen.

Nur wenn jetzt gehandelt wird, lässt sich verhindern, dass Amerikas Metropolen buchstäblich den Boden unter den Füßen verlieren.

Kurz zusammengefasst:

  • In 28 großen US-Städten senkt sich der Boden jedes Jahr um zwei bis zehn Millimeter – betroffen sind rund 34 Millionen Menschen.
  • Dass viele große US-Städte sinken, hängt vor allem mit der übermäßigen Entnahme von Grundwasser zusammen.
  • Satellitendaten zeigen: Besonders gefährlich sind ungleichmäßige Senkungen, die Gebäude, Straßen und Infrastruktur langfristig schädigen können.

Übrigens: Nicht nur in den USA sinken Städte. Auch in China senkt sich fast die Hälfte der urbanen Flächen – durch Bauboom und Grundwasserentnahme drohen Millionen Menschen Überschwemmungen und instabile Böden. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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