Überraschung im Labor: Irdisches Leben erobert Asteroiden-Probe

Eine streng geschützte Weltraumprobe aus 300 Millionen Kilometern Entfernung wurde von irdischem Leben besiedelt.

483yabuta1

Die Hayabusa2-Raumsonde hat Proben von der Oberfläche des Asteroiden Ryugu entnommen. © Akihiro Ikeshita

Die Forschung zur Entstehung des Lebens führt uns an spannende Orte – sogar in den Weltraum. Doch eine Probe vom Asteroiden Ryugu, die mit viel Aufwand und strengen Sicherheitsmaßnahmen von der Raumsonde Hayabusa2 zur Erde gebracht wurde, sorgte für eine unvorhergesehene Überraschung: Sie wurde schnell von irdischen Mikroorganismen besiedelt. Diese Entdeckung wirft wichtige Fragen zur Analyse von Materialien aus dem All auf und zeigt, wie anpassungsfähig das Leben auf unserem Planeten ist.

Wie die Ryugu-Probe zur Erde kam

Die japanische Raumsonde Hayabusa2 startete 2014 mit dem Ziel, Proben vom Asteroiden Ryugu zur Erde zu bringen. Ryugu liegt etwa 300 Millionen Kilometer entfernt und gilt als einer der sogenannten kohlenstoffreichen Asteroiden. Diese Gesteinsbrocken enthalten möglicherweise Hinweise darauf, wie organische Moleküle, die Bausteine des Lebens, ins Sonnensystem gelangten.

2018 erreichte Hayabusa2 den Asteroiden und entnahm winzige Gesteinsproben von dessen Oberfläche. Nach einer Reise von zwei Jahren landete die Sonde schließlich 2020 auf der Erde. Die Proben wurden direkt in eine luftdichte, mit Stickstoff gefüllte Kammer gebracht, um eine Kontamination mit irdischen Mikroorganismen zu verhindern. Dennoch gelang es Bakterien, die Probe zu besiedeln – laut Live Science ein überraschender und zugleich lehrreicher Befund.

Asteroid Ryugu aus einer Entfernung von etwa 19 Kilometern fotografiert. © JAXA, University of Tokyo, Kochi University, Rikkyo University, Nagoya University, Chiba Institute of Technology, Meiji University, University of Aizu and AIST via NASA

Mikroorganismen trotz Schutzmaßnahmen

Die Forscher entdeckten die Bakterien, als sie die Proben in einem Labor in London weiter untersuchten. Zunächst wurden sie mit speziellen Röntgenmethoden durchleuchtet, ohne dass etwas Auffälliges entdeckt wurde. Doch nur wenige Wochen nach der Untersuchung tauchten winzige, fadenartige Strukturen auf der Oberfläche der Probe auf. Elektronenmikroskope zeigten schließlich, dass es sich dabei um Bakterien handelt, die in Böden oder Gestein häufig vorkommen.

Laut Space.com wuchs die Anzahl der Mikroben rasant: Innerhalb einer Woche vermehrten sie sich von elf auf 147. Die schnelle Ausbreitung deutet darauf hin, dass selbst eine minimale Kontamination ausreicht, um irdisches Leben auf solchen Proben entstehen zu lassen. Diese Beobachtung war für die Wissenschaftler besonders überraschend, da sie solche Kontaminationen trotz intensiver Sicherheitsvorkehrungen nicht erwartet hatten.

Bedeutung für die Suche nach außerirdischem Leben

Die Entdeckung irdischer Mikroorganismen auf der Probe erschwert die Analyse von Material aus dem Weltraum. Immerhin wollte die Mission klären, ob organische Moleküle wie Aminosäuren oder Nukleobasen – Bausteine des Lebens – auf Ryugu selbst entstanden sind oder später durch äußere Einflüsse hinzukamen. Bereits bei früheren Proben von Meteoriten war unklar, ob sie wirklich Hinweise auf außerirdisches Leben enthielten oder auf der Erde kontaminiert wurden.

Laut den Forschern zeigt die Besiedlung der Probe durch irdische Mikroorganismen die Anpassungsfähigkeit des Lebens auf unserem Planeten. Sie vermuten, dass die Bakterien nicht schon auf Ryugu existierten, sondern erst während der Untersuchung in Kontakt mit der Probe kamen. Wie Matthew Genge vom Imperial College London gegenüber Space.com erklärte: „Wir können nie ganz ausschließen, dass Proben nachträglich kontaminiert werden.“

Das könnte dich auch interessieren:

Strengere Schutzmaßnahmen bei Weltraummissionen nötig

Die Ergebnisse zeigen, dass selbst modernste Schutzmaßnahmen nicht immer ausreichen, um Kontaminationen zu verhindern. Diese Erkenntnisse haben wichtige Auswirkungen auf zukünftige Missionen, etwa zur Erforschung des Mars. Bakterien könnten nicht nur irdische Proben beeinflussen, sondern auch außerirdische Ökosysteme verändern.

Forscher fordern daher, die Sicherheitsstandards für solche Proben weiter zu verbessern. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie schnell Mikroorganismen außerirdisches Material besiedeln können“, erklärte Genge. Die Hoffnung bleibt, bei zukünftigen Missionen unkontaminierte Proben zu erhalten, um die großen Fragen nach der Entstehung des Lebens beantworten zu können.

Was du dir merken solltest:

  • Die Rückkehrprobe des Asteroiden Ryugu, gesammelt von der japanischen Sonde Hayabusa2, wurde trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen unerwartet von irdischen Mikroorganismen besiedelt.
  • Diese Entdeckung verdeutlicht die extreme Anpassungsfähigkeit von Mikroorganismen und zeigt, dass selbst minimale Kontaminationen außerirdisches Material beeinflussen können.
  • Strengere Schutzmaßnahmen bei Weltraummissionen sind nötig, um die Suche nach Spuren außerirdischen Lebens nicht zu verfälschen.

Übrigens: Die Hera-Mission untersucht einen Asteroiden, um herauszufinden, wie die Erde bestmöglich vor Einschlägen aus dem All geschützt werden kann. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Akihiro Ikeshita via Berkeley Lab

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert