Studie: Das passiert im Gehirn von männlichen Mäusen beim Sex

Was im Gehirn passiert, wenn Mäuse Sex haben, könnte Medizinern auch dabei helfen, sexuelle Funktionsstörungen bei Menschen zu behandeln.

Sex Gehirn

Wissenschaftler beschäftigten sich bislang oft nur mit dem Beginn des Sexualverhaltens – nicht mit dem, was danach kommt. Eine neue Studie füllt nun diese Wissenslücke. © Unsplash

Forscher haben untersucht, was im Gehirn männlicher Mäuse beim Sex passiert. Ihre Studie zeigt die Wechselwirkungen zwischen Dopamin und Acetylcholin und könnte zur Entwicklung neuer Behandlungen für sexuelle Funktionsstörungen beitragen. 

Dopamin und Acetylcholin steuern das Verhalten

Das Team um Qinghua Liu vom National Institute of Biological Sciences in Peking erforschte, wie verschiedene Neurotransmitter das sexuelle Verhalten beeinflussen. Bisher lag der Fokus wissenschaftlicher Studien auf dem Beginn des Sexualverhaltens. Unklar war, wie das Gehirn während der gesamten Sequenz von der Begattung bis zur Ejakulation reagiert.

Um das zu analysieren, injizierten die Forscher fluoreszierende Sensoren in das Nucleus accumbens, ein Gehirnareal, das für die Verarbeitung von Belohnung und Lust verantwortlich ist. Diese Sensoren leuchten auf, wenn Dopamin oder Acetylcholin freigesetzt werden. Diese Methode ermöglicht eine präzise Analyse der chemischen Vorgänge.

Rhythmische Freisetzung der Neurotransmitter

Die Ergebnisse zeigen, dass das Gehirn bereits vor dem ersten „Mounting“ (zu Deutsch „Aufsitzen“ oder „Aufreiten“) Acetylcholin ausschüttet. Etwa sechs Sekunden später folgt Dopamin. Während der „Intromission“ (der eigentlichen Begattung, also dem Eindringen des Penis in die Vagina) schwingen beide Neurotransmitter im Rhythmus der Beckenbewegungen der Mäuse.

Während der Begattung schwingen Dopamin und Acetylcholin im Rhythmus, kurz vor der Ejakulation ist dies jedoch nicht mehr der Fall. © Grafik via Neuron
Während der Begattung schwingen Dopamin und Acetylcholin im Rhythmus, kurz vor der Ejakulation ist dies jedoch nicht mehr der Fall. © Grafik via Neuron

Bei Tieren, die zur Ejakulation kamen, nahm die Dopaminfreisetzung vor dem Höhepunkt (der Ejakulation) zunächst stark ab, bevor sie wieder rapide anstieg. Dopamin scheint also eine zentrale Rolle beim Übergang zwischen den einzelnen Phasen des Sexualverhaltens zu spielen.

Wie Dopamin den Ablauf der Begattung steuert

Neben der zeitlichen Dynamik untersuchten die Forscher auch die Bedeutung von Dopaminrezeptoren. Sie fanden heraus, dass die Nerven, die die Rezeptoren D1R und D2R tragen, während der Begattung weniger aktiv sind.

Wurde D1R künstlich stimuliert, kehrten die Mäuse sofort zur Anfangsphase der Begattung zurück. Wurde hingegen D2R aktiviert, brachen die Tiere den Geschlechtsakt komplett ab. Laut den Forschern zeigen diese Ergebnisse, dass Dopamin sicherstellt, dass die sexuelle Handlung in der richtigen Reihenfolge abläuft.

Neue Ansätze für die Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei Männern

Die Forscher betonen, dass die Ergebnisse zwar an Mäusen gewonnen wurden, die zugrunde liegenden Mechanismen jedoch auch für den Menschen relevant sein könnten. Das Zusammenspiel der Neurotransmitter könnte neue Ansätze für die Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen wie vorzeitige Ejakulation bieten. Besonders die gezielte Beeinflussung der Dopaminfreisetzung wird als vielversprechender Ansatz betrachtet.

Erstautorin Ai Miyasaka von der University of Tsukuba erklärt: „Jetzt haben wir ein genaues Verständnis davon, wie Dopamin während des Geschlechtsverkehrs und der Ejakulation wirkt. Daher glaube ich, dass unsere Studie den Weg für die Entwicklung klinischer Behandlungen geebnet hat.“

Kurz zusammengefasst:

  • Forscher haben herausgefunden, dass die Neurotransmitter Dopamin und Acetylcholin den Ablauf des Sexualverhaltens bei männlichen Mäusen steuern.
  • Während der Begattung werden diese Botenstoffe in einem bestimmten Rhythmus freigesetzt, was den Übergang zwischen den einzelnen Phasen beeinflusst.
  • Die Erkenntnisse zu den Vorgängen im Gehirn von Mäusen während des Sex könnten helfen, neue Behandlungen für sexuelle Funktionsstörungen beim Menschen zu entwickeln.

Bild: © Unsplash

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