Mystisches Stonehenge: Wurde es gebaut, um die Menschen Britanniens zu vereinen?
Neue Studien deuten darauf hin, dass Stonehenge vor 5.000 Jahren als Symbol der Einheit für die Völker des alten Großbritanniens erbaut wurde.
Stonehenge – ein Ort, der seit Jahrtausenden Rätsel aufgibt und Menschen fasziniert. Jährlich pilgern Millionen nach Wiltshire, um den mystischen Steinkreis zu bestaunen. Doch eine Frage blieb hartnäckig unbeantwortet: Warum wurde dieses Monument vor 5.000 Jahren überhaupt errichtet? Jetzt sorgt eine Studie des UCL Institute of Archaeology und der Aberystwyth University für Aufsehen: Stonehenge könnte ein Symbol der Vereinigung gewesen sein.
Neue Erkenntnisse zum sogenannten Altarstein, einem sechs Tonnen schweren Monolithen, befeuern diese These. Analysen zeigen, dass dieser Stein aus Schottland stammt, rund 700 Kilometer von seinem heutigen Standort entfernt. Gemeinsam mit anderen Steinen, die aus Wales und der näheren Umgebung von Stonehenge transportiert wurden, belegt dies eine enorme kollektive Anstrengung. „Dass alle Steine von weit entfernten Orten stammen, macht Stonehenge zu etwas Einzigartigem unter den mehr als 900 Steinkreisen Großbritanniens“, sagt Professor Mike Parker Pearson.
Stonehenge – Eine Botschaft der Zusammengehörigkeit und Vereinigung
Die Forscher vermuten, dass Stonehenge nicht nur religiöse Zwecke erfüllte, sondern auch eine politische Botschaft hatte. „Es könnte als Denkmal der Einheit gedient haben, das die Gemeinschaften der damaligen Zeit zusammenbrachte und ihre Verbindung zu ihren Vorfahren und der kosmischen Ordnung feierte“, erklärt Parker Pearson. Auffällig ist die Ähnlichkeit des horizontal angeordneten Altarsteins mit den sogenannten „liegenden Steinkreisen“ Nordschottlands. Diese einzigartige Bauweise deutet auf eine enge Verbindung zwischen den Völkern im Süden und Norden der Insel hin.
Der Altarstein könnte als symbolisches Geschenk über Schottland hinausgebracht worden sein, um eine Allianz zu besiegeln oder eine Zusammenarbeit zu demonstrieren. Für die Neolithiker war dies ein starkes Zeichen: Der Transport der Steine über solch große Entfernungen zeigte, dass sie bereit waren, immense Kräfte für ein gemeinsames Ziel zu mobilisieren.
Ein Bauprojekt ohnegleichen
Die logistische Meisterleistung hinter Stonehenge lässt sich kaum überschätzen. Die größten „Sarsensteine“ transportierten die Erbauer von Stonehenge über mindestens 15 Kilometer. Die „Blausteine“ aus den Preseli Hills in Wales legten dabei sogar eine beeindruckende Strecke von über 225 Kilometern zurück. Und das alles, bevor das Rad in Großbritannien bekannt war. Die Forscher gehen davon aus, dass Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen beteiligt waren.
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Etwa 2.500 v. Chr. begann die zweite Bauphase von Stonehenge, in der auch der Altarstein als zentrales Element integriert wurde. Zu dieser Zeit formten die Erbauer von Stonehenge die bekannten Steinkreise und Hufeisenformationen. Diese beeindrucken nicht nur optisch, sondern sind auch präzise auf die Sonnenwenden ausgerichtet. Die Menschen feierten die Wintersonnenwende vermutlich mit Festen und großen Versammlungen, die eine zentrale Rolle spielten.
Wissen aus Deutschland beeinflusste Stonehenge
Die Bauzeit fiel in eine Epoche des Wandels. Neue Gruppen aus dem heutigen Deutschland und den Niederlanden brachten Wissen über Metallverarbeitung und das Rad nach Großbritannien. Diese kulturellen Einflüsse könnten die Neolithiker dazu motiviert haben, Stonehenge als ein Symbol der Einheit und des Widerstands gegen äußere Veränderungen zu errichten.
Die Forscher sehen in Stonehenge ein politisches Monument, das die indigene Bevölkerung in einer Zeit des Umbruchs vereinte. Es war weit mehr als ein Observatorium oder eine Kultstätte – es war ein Ort, an dem Identität gestärkt und Gemeinschaft gefeiert wurde.
Diese neue Perspektive macht deutlich: Stonehenge ist nicht nur ein Denkmal der Vergangenheit, sondern auch eine Botschaft an die Gegenwart. Es erzählt von der Kraft der Zusammenarbeit, von Einheit und der Fähigkeit, selbst größte Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Was du dir merken solltest:
- Vor 5.000 Jahren errichteten die Menschen Stonehenge vermutlich als Symbol der Vereinigung. Es sollte die Völker Großbritanniens verbinden, vermuten die Forscher.
- Der Transport der Steine über Hunderte Kilometer zeigt eine außergewöhnliche logistische Leistung und eine kollektive Anstrengung der damaligen Gemeinschaften.
- Neue Erkenntnisse legen nahe, dass Stonehenge nicht nur religiöse, sondern auch politische und kulturelle Bedeutung hatte.
Übrigens: Die berühmte Jurassic Coast, Englands UNESCO-Weltnaturerbe, könnte durch eine geplante Müllverbrennungsanlage in Gefahr geraten. Welche Folgen das Projekt für die einzigartige Küste und ihren Status haben könnte, liest du in unserem Artikel.
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