Rückkehr der Wölfe: Europas Raubtiere breiten sich rasant aus

Die Wölfe kehren zurück: Ihre Population in Europa wuchs in zehn Jahren um 58 Prozent. Das sorgt für Naturschutz-Erfolge – und Konflikte mit Bauern.

Wölfe auf dem Vormarsch: In Europas Wäldern schleichen heute rund 21.500 dieser Raubtiere – vor zehn Jahren waren es noch 12.000. Besonders in Deutschland und Frankreich wächst ihr Bestand rasant.

Wölfe auf dem Vormarsch: In Europas Wäldern schleichen heute rund 21.500 dieser Raubtiere – vor zehn Jahren waren es noch 12.000. Besonders in Deutschland und Frankreich wächst ihr Bestand rasant. © Wikimedia

Die Wölfe sind zurück – und zwar mit voller Kraft. In nur zehn Jahren ist ihre Population in Europa um 58 Prozent gewachsen. Mindestens 21.500 Tiere durchstreiften bis 2022 die Landschaften des Kontinents, so eine aktuelle Studie der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU). Noch 2012 waren es lediglich 12.000. Der Erfolg dieser Raubtiere zeigt, wie anpassungsfähig sie sind – und welche Herausforderungen ihre Rückkehr mit sich bringt.

Rückkehr der Wölfe Rudelbestände steigen

Forscher untersuchten die Entwicklung der Wölfe in 34 europäischen Ländern. In den meisten stiegen die Bestände, vor allem in Deutschland, Frankreich und Italien. Deutschland etwa zählte im Jahr 2000 nur ein einziges Rudel – 2022 waren es 184 Rudel und 47 Paare. Auch in Frankreich wuchs die Population rapide: Ende des Winters 2022/2023 lebten dort rund 1.104 Wölfe. Damit sind die Tiere in fast allen Regionen Europas zurück.

Doch die Wölfe kommen nicht ohne Konflikte. Jährlich reißen sie in der EU etwa 56.000 Nutztiere. Besonders betroffen sind Schafhalter, die ihre Herden oft auf offenen Weiden halten. Pro Wolf sterben im Schnitt drei Nutztiere im Jahr. Für Landwirte ist das ein wirtschaftlicher Verlust, der durch Entschädigungen von etwa 17 Millionen Euro pro Jahr abgefedert wird. Trotzdem bleibt das Risiko gering: Statistisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nutztier von einem Wolf getötet wird, bei nur 0,02 Prozent.

Mehr Schutz, mehr Wölfe aber reicht das Monitoring?

Europa investiert in den Schutz der Wölfe. Das Monitoring hat sich verbessert, doch die Qualität der Erhebungen schwankt. In 21 Ländern gibt es umfassende Zählungen, in 13 nur Teilstudien. Besonders präzise sind die genetischen Untersuchungen in Deutschland, Dänemark und Italien. Doch nicht überall sind die Bestände exakt erfasst, was eine fundierte Debatte erschwert.

Die steigenden Populationen heizen politische Debatten an. Wie viele Wölfe verträgt Europa? Welche Schutzmaßnahmen sind sinnvoll? Einige Länder fordern eine Begrenzung der Bestände, während Umweltschützer auf die EU-Habitat-Richtlinie und die Berner Konvention pochen. „Die Erholung der Wölfe in den vom Menschen dominierten Landschaften Europas hat sich im letzten Jahrzehnt fortgesetzt“, erklären die Studienautoren. „Zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zählen direkt durch Wölfe verursachte Schäden und umfassendere gesellschaftspolitische Probleme.“

Verkanntes Potenzial: Wölfe als natürliche Regulierer

Neben den Herausforderungen bringen Wölfe auch Vorteile. Sie regulieren die Wildtierpopulationen und könnten so die Zahl der Wildunfälle senken. Auch für den Waldschutz sind sie wichtig, da sie Rehe und Hirsche in Schach halten. Doch diese Effekte sind noch wenig erforscht. Sicher ist: Die Wölfe sind gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist nicht mehr, ob wir mit ihnen leben – sondern wie.

Kurz zusammengefasst:

  • Rückkehr der Wölfe: Die Population in Europa ist in zehn Jahren um 58 Prozent gewachsen und umfasst heute mindestens 21.500 Tiere – vor allem in Deutschland und Frankreich.
  • Jährlich töten Wölfe in der EU etwa 56.000 Nutztiere, die Entschädigungen kosten rund 17 Millionen Euro, doch das Risiko für einzelne Betriebe variiert stark.
  • Wölfe spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, sorgen aber für politische Debatten über Schutzmaßnahmen, Bestandsregulierung und Konfliktmanagement.

Übrigens: Wölfe könnten nicht nur die Natur, sondern auch das Klima retten. In Schottland sollen sie die wachsenden Rotwild-Bestände regulieren, damit Wälder sich erholen und mehr CO2 speichern. Warum Forscher darin eine Chance für den Klimaschutz sehen – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Arturo de Frias Marques via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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