Wenn Alexa mehr hört als gedacht – Sprachassistenten könnten bald vor Parkinson warnen

Ein Sprachtest der University of Rochester erkennt Parkinson mit 85,7 Prozent Genauigkeit – nur anhand von zwei gesprochenen Sätzen per Mikrofon.

Parkinson per Sprachtest erkennen – Alexa könnte künftig helfen

Künftig könnten Sprachassistenten wie Alexa genutzt werden, um per einfachem Sprachtest erste Anzeichen von Parkinson im Alltag zu erkennen (Symbolbild). © Pexels

Wenn die Stimme brüchiger wird, Sätze langsamer gesprochen werden oder einzelne Laute nicht mehr rund klingen, fällt das im Alltag oft kaum auf. Dabei können solche feinen Veränderungen mehr bedeuten als bloße Müdigkeit oder Stress. Eine Stimme verrät mehr über die Gesundheit, als viele denken – und könnte künftig ein wichtiges Frühwarnsignal liefern. Eine neue Studie der University of Rochester greift diesen Ansatz auf. Die Wissenschaftler haben einen digitalen Sprachtest entwickelt, der erste Anzeichen von Parkinson erkennen soll – schnell, einfach und ohne Arztbesuch.

Frühe Hinweise durch Parkinson-Sprachtest

Für den digitalen Parkinson-Sprachtest braucht es weder Wartezimmer noch Hightech. Ein Mikrofon genügt – zum Beispiel am Handy oder Laptop. Die eigentliche Prüfung dauert nur wenige Sekunden und basiert auf zwei kurzen Sätzen, die die Teilnehmer laut vorlesen müssen.

Diese beiden englischen Pangramme – also Sätze, die alle 26 Buchstaben des Alphabets mindestens einmal enthalten – standen im Mittelpunkt der Analyse:

  • The quick brown fox jumps over the lazy dog.
  • A quick movement of the enemy will jeopardize six gunboats.

Ein deutsches Beispiel für ein Pangramm ist: „Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern.“ Die KI prüft dabei, wie jemand spricht – nicht was gesagt wird. Entscheidend sind Aussprache, Sprechtempo, Pausen und Betonung. Aus den feinen Mustern kann das System ableiten, ob Hinweise auf Parkinson vorliegen. Die Auswertung erfolgt innerhalb weniger Sekunden.

KI trifft treffsichere Diagnose – Sprache liefert frühe Hinweise

Für die Studie wurden Sprachaufnahmen von 1.306 Personen ausgewertet, darunter 392 mit gesicherter Diagnose. Das System erreichte eine Genauigkeit von 85,7 Prozent – mehr als viele Hausärzte und vergleichbar mit Fachneurologen.

„Die Sprache ist ein idealer Ausgangspunkt für digitales Screening“, sagt Studienautor Tariq Adnan von der University of Rochester. Fast 89 Prozent der Erkrankten zeigen frühe Stimmveränderungen.

Kein Ersatz für den Arzt – Sprachtest liefert nur erste Hinweise

Fehlerfrei ist das System hingegen nicht. In rund neun Prozent der Fälle gab es eine falsche Warnung, obwohl keine Erkrankung vorlag. Ein Viertel der Betroffenen wurde nicht erkannt. Deshalb bleibt der Sprachtest ein Hinweis, kein Ersatz für eine ärztliche Abklärung und eine medizinische Diagnose. Vielmehr soll er ein Warnsignal liefern – ein Anstoß, sich untersuchen zu lassen.

Sprachassistenten als Frühwarnsystem – KI warnt vor ersten Anzeichen

In Zukunft könnte ein Sprachassistent wie Alexa oder Google Home regelmäßig nach den Test-Sätzen fragen. Sobald die Stimme vom persönlichen Normalwert abweicht, erfolgt eine Empfehlung: Bitte lassen Sie sich ärztlich beraten.

„Digitale Sprachsysteme können Menschen helfen, rechtzeitig ärztliche Hilfe zu suchen – besonders dort, wo Fachärzte fehlen“, bringt es Professor Ehsan Hoque auf den Punkt, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Die nächste Generation: Sprache trifft Mimik und Bewegung

Das Forschungsteam arbeitet bereits an der nächsten Ausbaustufe. Künftig sollen auch Gesichtsausdrücke, Bewegungsabläufe oder Reaktionszeiten erfasst werden. Ziel ist ein umfassender digitaler Check – ohne Klinik, ohne Wartezimmer. Die Vision: Eine App erkennt kleine Veränderungen frühzeitig und gibt eine klare Empfehlung, ärztlichen Rat zu suchen.

Auch die Spracherkennung soll international werden. Aktuell funktioniert der Test nur auf Englisch. Künftig sollen auch Deutsch, Französisch und andere Sprachen hinzukommen. Ein System, das weltweit verständlich ist, könnte Millionen Menschen erreichen.

Kurz zusammengefasst:

  • Ein KI-gestützter Sprachtest der University of Rochester kann frühe Anzeichen von Parkinson erkennen – allein durch das Sprechen zweier kurzer Sätze ins Mikrofon.
  • Die Methode erreichte in einer Studie mit 1.306 Personen eine Genauigkeit von 85,7 Prozent und könnte vor allem in Regionen mit schlechter medizinischer Versorgung wichtige Hinweise liefern.
  • Der Test ersetzt keine ärztliche Diagnose, kann aber als digitale Früherkennung dienen – auch über Sprachassistenten wie Alexa oder Google Home.

Übrigens: Auch ein simpler Sprachtest kann Hinweise darauf geben, wie viele Jahre einem statistisch noch bleiben – je mehr Tiernamen, desto länger das Leben. Warum ausgerechnet dieser Test so treffsicher ist und was das mit einem Bein zu tun hat, lesen Sie in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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