Mikroplastik stört Photosynthese und raubt Pflanzen die Kraft – das kostet uns Millionen Tonnen Nahrung
Mikroplastik hemmt die Photosynthese in Pflanzen und Algen. Das führt weltweit zu Ernteverlusten von bis zu 360 Millionen Tonnen pro Jahr.

Winzige Plastikpartikel, große Wirkung: Mikroplastik bremst die Photosynthese – mit Folgen für Ernten, Meeresfrüchte und die weltweite Ernährung. © Wikimedia
Was viele für ein reines Umweltproblem halten, bedroht längst unsere Ernährung: Mikroplastik in Luft, Wasser und Böden schwächt die Photosynthese – den biologischen Motor hinter jeder Ernte und jedem Fischfang. Eine neue Studie zeigt, wie tief das Problem bereits reicht: Jedes Jahr gehen weltweit bis zu 360 Millionen Tonnen Nutzpflanzen und mehr als 24 Millionen Tonnen Fisch verloren.
Die winzigen Plastikpartikel bremsen Pflanzen und Algen direkt aus. Sie hemmen ihre Fähigkeit, Licht in Energie umzuwandeln – ein Prozess, ohne den kein Wachstum möglich ist. Der Chlorophyllgehalt, also der grüne Farbstoff für die Photosynthese, sinkt messbar. Das bedeutet weniger Ertrag, schlechtere Qualität – und am Ende weniger auf unseren Tellern.
Mikroplastik bremst Photosynthese: Die Gefahr beginnt unsichtbar im Boden
Die Zahlen sind alarmierend. Laut der Studie, die unter Leitung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) entstand, verringert Mikroplastik die Photosyntheseleistung von Pflanzen und Algen um bis zu zwölf Prozent. Dafür werteten die Forscher mehr als 3.200 Datensätze aus – aus Feldern, Gewässern und Küstenregionen weltweit.
Ergebnis: Weizen, Reis, Mais – die wichtigsten Grundnahrungsmittel verlieren bis zu 14 Prozent ihres Ertrags. Besonders kritisch ist das für Regionen, in denen die Ernten ohnehin knapp sind. Auch im Meer trifft es die Basis der Nahrungskette: Algen wachsen langsamer, Fische finden weniger Futter.
Milliarden Tonnen Verlust: Die Folgen spüren alle
Rechnerisch könnten durch Mikroplastik jedes Jahr bis zu 360 Millionen Tonnen Pflanzen verloren gehen – das entspricht fast dem Vierfachen der gesamten EU-Weizenernte. Beim Fisch und Meeresfrüchten summieren sich die Ausfälle auf bis zu 24 Millionen Tonnen pro Jahr.
Diese Mengen fehlen nicht nur in Supermärkten, sondern auch in ohnehin überlasteten Versorgungssystemen. In vielen Ländern steigen die Lebensmittelpreise – auch, weil die Erträge schrumpfen. Mikroplastik ist dabei ein unsichtbarer, aber messbarer Faktor.

Schon kleine Maßnahmen zeigen große Wirkung
Doch es gibt Hoffnung: Schon eine Reduktion der Umweltbelastung durch Mikroplastik um 13 Prozent würde laut Studie einen Unterschied machen. Der weltweite Verlust an Pflanzen könnte so um bis zu 115 Millionen Tonnen gesenkt werden, bei Meeresfrüchten wären es bis zu sieben Millionen Tonnen weniger Verlust.
„Mikroplastik beeinflusst die Photosynthese in einem Ausmaß, das wir bisher nicht auf dem Schirm hatten“, sagt Studienleiter Prof. Dang Fei. Seine Kollegen fordern, Plastikmüll nicht nur als Abfallproblem zu sehen – sondern als direkten Angriff auf die weltweite Ernährungssicherheit.
Politik muss handeln – nicht nur für die Umwelt
Für die Forscher steht fest: Ohne wirksame Plastikpolitik drohen Ernte- und Fangverluste weiter zu steigen. In die Kritik geraten vor allem Wegwerfprodukte, ungefilterte Kläranlagen und schlecht recycelbare Verpackungen. In Ländern mit hoher Umweltbelastung treffen diese Schwächen direkt die Lebensmittelproduktion.
Zugleich mangelt es an Daten. Viele Länder messen Mikroplastik in ihren Ökosystemen kaum – oder gar nicht. Dabei könnten moderne Fernerkundung, Bodentests und einheitliche Meldepflichten Klarheit schaffen. Prof. Zhong Huan, Mitautor der Studie, sagt: „Wir brauchen mehr echte Daten, keine Labormodelle – nur dann können wir gezielt gegensteuern.“
Mikroplastikpolitik schützt auch unseren Einkaufskorb
Die Folgen betreffen nicht nur ferne Regionen. Auch hierzulande steigt der Preisdruck auf Lebensmittel. Wenn globale Ernten einbrechen, verteuert sich die Versorgungskette. Mikroplastik verstärkt diesen Effekt – leise, aber stetig.
Deshalb rufen die Autoren dazu auf, Plastikvermeidung stärker in internationale Abkommen zu integrieren. Jeder Prozentpunkt weniger Mikroplastik in der Umwelt bringt messbaren Gewinn – nicht nur für Fische, Felder und Wälder, sondern für jede Familie, die Lebensmittel kauft und gesunde Ernährung braucht.
Wenn der Boden krank wird – was unsere mentale Gesundheit mit Mikroorganismen zu tun hat
Übrigens endet der Kreislauf nicht bei Mikroplastik. Auch der Zustand unserer Böden beeinflusst, wie gesund unsere Nahrung ist – und damit auch, wie gut es uns psychisch geht. Durch ausgelaugte Ackerflächen verschwinden Mikroorganismen, die für fruchtbare Böden und nährstoffreiche Pflanzen unverzichtbar sind. Das schwächt nicht nur die Ernten, sondern auch das menschliche Nervensystem.
Studien zeigen: Fehlen dem Körper bestimmte Mineralien und Vitamine, steigt das Risiko für Depressionen, Angststörungen und kognitive Probleme. Besonders betroffen sind Menschen, die ohnehin auf eine ausgewogene Ernährung angewiesen sind – von Kindern bis zu älteren Erwachsenen. Der indische Umweltaktivist Sadhguru warnt: „Wenn die Böden sterben, folgen wir.“
Kurz zusammengefasst:
- Mikroplastik hemmt die Photosynthese bei Pflanzen und Algen um bis zu 12 Prozent – dadurch sinken weltweit Ernteerträge und Fischbestände.
- Jährlich gehen dadurch bis zu 360 Millionen Tonnen Nutzpflanzen und mehr als 24 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte verloren.
- Eine Reduktion der Umweltbelastung durch Mikroplastik um 13 Prozent könnte diese Verluste um rund ein Drittel senken.
Übrigens: Nicht nur Mikroplastik entzieht Pflanzen ihre Kraft – auch der Klimawandel verändert sie grundlegend. Höhere CO2-Werte lassen sie zwar schneller wachsen, doch ihre Nährstoffe nehmen ab – mit Folgen für Nutztiere, Wildtiere und die Landwirtschaft. Mehr dazu in unserem Artikel.
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