Mäuse mit Mammut-Fell gezüchtet: Ist die Rückkehr der Eiszeit-Riesen jetzt realistisch?
Forscher haben Mäuse mit Mammut-Fell erschaffen. Ein erster Schritt zur Rückkehr der gigantischen Eiszeit-Tiere – doch wie realistisch ist der Traum?

Forscher züchteten Mäuse mit Mammut-ähnlichem Fell – durch gezielte Genveränderung, darunter zwei Gene aus dem Erbgut der ausgestorbenen Riesen. © Colossal Biosciences
Das Mammut ist seit Jahrtausenden ausgestorben. Doch ein US-Start-up träumt davon, es schon sehr bald zurückbringen. Ein erster Schritt: genetisch veränderte Mäuse mit typischem Mammut-Fell. Was steckt hinter diesem Projekt? Und wie nah sind die Forscher ihrem Ziel wirklich?
Genetisch veränderte Mäuse mit Mammut-Fell
Sechs bis sieben Wochen dauert es, bis das Fell der genveränderten Mäuse voll ausgeprägt ist. Doch dann wird es dicht, wollig und goldbraun – ähnlich dem des prähistorischen Riesen. Entwickelt wurde das Experiment von Colossal Biosciences, einem Unternehmen, das sich auf „De-Extinction“ spezialisiert hat, also die Rückholung ausgestorbener Arten.
Die Forscher haben neun Gene verändert, die Haarfarbe, -textur und -muster beeinflussen. Zwei dieser Gene stammen von Mammuts und sollen zum dichten Fell beitragen. Ein weiteres Gen steht im Zusammenhang mit dem Fettstoffwechsel und könnte die Kältetoleranz beeinflussen.
Ambitioniertes Ziel: Ein Mammut-Kalb bis 2028
Colossal Biosciences gibt sich ehrgeizig. Das Unternehmen plant, bis 2028 das erste Mammut-Kalb zur Welt zu bringen. Dazu modifizieren die Forscher das Erbgut asiatischer Elefanten, die nächsten lebenden Verwandten des Mammuts. Ihr Ziel: Elefanten zu erschaffen, die äußerlich und genetisch dem ausgestorbenen Riesen so ähnlich wie möglich sind.
Bisher gibt es keine Belege, dass die genetischen Veränderungen den Mäusen wirklich eine höhere Kältetoleranz verleihen. In den kommenden Monaten sollen Verhaltenstests zeigen, ob das neue Fell tatsächlich eine Anpassung an kältere Temperaturen ermöglicht.
Wissenschaftler zweifeln am Nutzen des Projekts
Nicht alle Experten halten das Mammut-Projekt für sinnvoll. Robin Lovell-Badge vom Francis Crick Institute in London äußert sich laut dem Guardian kritisch: „Meine größte Sorge ist, ob dies ein sinnvoller Einsatz von Ressourcen ist, anstatt das Geld für den Schutz bedrohter Arten auszugeben.“ Er hinterfragt, ob es klug ist, Millionen in die Wiederbelebung einer ausgestorbenen Art zu stecken, statt bedrohte Spezies zu schützen.
Dr. Tori Herridge von der Universität Sheffield sieht große wissenschaftliche Herausforderungen. „Die genetische Veränderung eines elefantenähnlichen Tieres mit Mammut-Eigenschaften ist eine viel größere Herausforderung: Die tatsächliche Anzahl der beteiligten Gene ist vermutlich viel höher, sie sind weniger gut erforscht – und müssen erst noch identifiziert werden,“ gibt sie laut Science Media Center zu bedenken. Sie glaubt nicht, dass die Wiederbelebung des Mammuts bald gelingen wird: „Die Rückkehr des Mammuts steht wohl nicht unmittelbar bevor.“
Mammut-Forschung als milliardenschweres Geschäft
Trotz der Kritik: Das Geschäftsmodell von Colossal Biosciences kommt an. Seit seiner Gründung 2021 hat das Unternehmen mehrere Hundert Millionen US-Dollar eingesammelt. Investoren glauben an das Potenzial der Technologie. Anfang 2025 wurde Colossal mit 10,2 Milliarden US-Dollar bewertet.

Neben dem Mammut-Projekt arbeitet das Unternehmen an der genetischen Wiederherstellung des Dodos und des Tasmanischen Tigers.
Was bedeutet das für den Artenschutz?
Die Idee, ausgestorbene Tiere wiederzubeleben, fasziniert. Doch sie wirft Fragen auf: Ist es ethisch vertretbar? Und vor allem – ist es ökologisch sinnvoll? Selbst wenn ein Mammut geboren wird: Wie würde es sich in der heutigen Welt zurechtfinden?
Naturschützer warnen davor, dass „De-Extinction“ Ressourcen von dringend benötigten Naturschutzprojekten abzieht. Statt ausgestorbene Arten zurückzubringen, sei es wichtiger, bestehende Lebensräume zu schützen und bedrohte Spezies zu erhalten.
Colossal Biosciences will weiterforschen. Ob das Mammut tatsächlich eine Zukunft hat oder ob es bei genetisch veränderten Mäusen bleibt, wird sich zeigen.
Kurz zusammengefasst:
- Forscher haben genetisch veränderte Mäuse mit Mammut-ähnlichem Fell gezüchtet, indem sie neun Gene modifizierten, darunter zwei, die von Mammuts stammen.
- Das US-Unternehmen Colossal Biosciences plant, bis 2028 ein Mammut-ähnliches Elefantenkalb zu erschaffen, doch die tatsächliche Umsetzung bleibt fraglich.
- Experten warnen, dass die Wiederbelebung ausgestorbener Arten wissenschaftlich und ethisch umstritten ist und Ressourcen von dringenden Naturschutzprojekten abziehen könnte.
Übrigens: Colossal Biosciences will nicht nur das Mammut zurückbringen – auch der Tasmanische Tiger steht auf der Liste des US-Start-ups. Forscher haben seine DNA aus einem 110 Jahre alten Schädel nahezu vollständig rekonstruiert und träumen von einer Wiederauferstehung. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Colossal Biosciences