Krebsatlas enthüllt: So entstehen Tumore und widerstehen Behandlungen
Der weltweit größte Krebsatlas zeigt, wie Tumore entstehen und genetische Mutationen entwickeln, die sie resistent gegen Behandlungen machen.
Der bisher umfangreichste Krebsatlas zeigt, wie Tumore im Körper entstehen und sich entwickeln. Mithilfe dreidimensionaler, zellgenauer Karten haben Wissenschaftler Tumorstrukturen detailliert kartiert – darunter Bauchspeicheldrüsen-, Brust-, Dickdarm- und Eierstockkrebs. Die gewonnenen Erkenntnisse geben Aufschluss darüber, wie sich Tumore bilden und warum manche Tumore gegen Behandlungen resistent werden. Diese Forschungsergebnisse des Human Tumor Atlas Network könnten maßgeblich dazu beitragen, neue Therapien zu entwickeln, die auch bei bisher schwer behandelbaren Krebsarten helfen.
Krebszellen bilden genetisch einzigartige Mikroregionen
Die genetischen Analysen zeigen, dass Tumorzellen keineswegs homogene Ansammlungen sind. Stattdessen bilden sie sogenannte Mikroregionen mit genetisch einzigartigen Merkmalen. Diese Einblicke ermöglichen es, gezielter gegen spezifische Zelltypen im Tumor vorzugehen, was das Potenzial für personalisierte Therapien erhöht. „Tumore sind wie Ökosysteme, die nicht nur aus Tumorzellen, sondern auch aus Immun- und Stützzellen bestehen“, erklärt Daniel Abravanel vom Dana-Farber Cancer Institute laut dem New Scientist. Diese Komplexität zu verstehen, ist essenziell, um zukünftige Therapien auf molekularer Ebene maßzuschneidern.
Krebsatlas – Besseres Verständnis für die Resistenz von Tumoren
Die Entwicklung dieser detaillierten Zellkarten hilft zu verstehen, warum bestimmte Tumore unempfindlich gegenüber Therapien werden. Forschungen zeigen, dass Tumorzellen genetische Mutationen entwickeln können, um den Angriffen des Immunsystems zu entkommen und die Wirkung von Medikamenten abzuschwächen. Dies ermöglicht präzisere Ansätze, die verschiedene Zelltypen gezielt angreifen, um eine Resistenzbildung zu erschweren. Die Erkenntnisse könnten den Weg ebnen, um Tumorresistenzen besser zu kontrollieren.
Dreidimensionale Modelle liefern neue Therapieansätze
Durch die Verwendung von 3D-Modellen konnten Forscher die Strukturen und Interaktionen der Zellen innerhalb eines Tumors sichtbar machen. Diese räumliche Analyse ist entscheidend, da Tumorzellen in unterschiedlichen Gewebeschichten unterschiedlich auf Behandlungen reagieren können. Wissenschaftler um Li Ding von der Washington University in St. Louis analysierten etwa 131 Tumorregionen und identifizierten, welche Gene in jeder Zelle aktiv oder inaktiv sind. Das Wissen um die genaue Anordnung und Funktion einzelner Zellen im Tumor schafft die Grundlage für individuelle Therapien, die besser auf die jeweilige Tumorstruktur abgestimmt sind.
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Neue Entdeckung: Mehrzellige Entstehung von Darmkrebs
Eine bahnbrechende Erkenntnis dieser Forschung ist, dass Tumore im Dickdarm häufig von mehreren Zellen gemeinsam gebildet werden. In 40 Prozent der untersuchten Fälle stammten Darmkrebs-Tumore von einer Gruppe Zellen, die miteinander kooperierten, um benachbarte Zellen zu verdrängen. Bisher ging die Krebsforschung meist davon aus, dass Tumore von einer einzelnen mutierten Zelle ausgehen. Dieses Wissen bietet eine völlig neue Perspektive für die Früherkennung und die gezielte Bekämpfung solcher Tumore.
Algorithmus erleichtert Analyse der Tumorentwicklung
Um die Zusammensetzung und Interaktion von Tumorzellen besser zu verstehen, entwickelten Forscher von der Princeton University einen Algorithmus, der den Anteil von Krebs– und Nicht-Krebszellen im Tumor berechnet. Laut dem New Scientist hilft dies, das Tumorwachstum genauer zu verfolgen und könnte entscheidend sein, um präzise Therapien für individuelle Patienten zu entwickeln.
Was du dir merken solltest:
- Der Krebsatlas liefert detaillierte 3D-Karten, die zeigen, wie Tumore entstehen und sich im Körper entwickeln.
- Tumore bestehen aus genetisch einzigartigen Mikroregionen, was die gezielte Behandlung einzelner Zelltypen ermöglicht.
- Erkenntnisse über die Resistenzmechanismen der Tumorzellen könnten helfen, neue, präzisere Therapien für schwer behandelbare Krebserkrankungen zu entwickeln.
Übrigens: Handystrahlung und Krebs stehen immer wieder im Fokus, doch eine neue Studie entkräftet die Angst vor Hirntumoren durch Mobilfunknutzung. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Dr. Cecil Fox via Wikimedia unter Public Domain