Globale Klimaprognose: Welt könnte bis 2029 erstmals 2-Grad-Marke reißen
Die neue globale Klimaprognose warnt: Bis 2029 könnte die Erderwärmung erstmals in einem Jahr die 2-Grad-Marke überschreiten.

Bis 2029 droht erstmals ein Jahr mit über 2 Grad globaler Erwärmung – ein gefährlicher Kipppunkt fürs Klima. © Wikimedia
Bis 2029 könnte die Erde erstmals ein Jahr lang mehr als 2 Grad wärmer sein als vor Beginn der Industrialisierung. Das wäre ein beispielloser Einschnitt – mit Folgen, die Millionen Menschen spüren würden: durch Hitzewellen, Ernteausfälle, Überflutungen oder Wassermangel. Das zeigt die neue globale Klimaprognose 2029, die der britische Wetterdienst für die Weltorganisation für Meteorologie Met Office erstellt hat.
Schon 2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die globale Durchschnittstemperatur lag bei 1,55 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Jetzt sagen Experten mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit voraus, dass in den kommenden fünf Jahren mindestens ein Jahr diesen Rekord bricht – und womöglich sogar die kritische 2-Grad-Schwelle erreicht.
Globale Klimaprognose bis 2029: 2-Grad-Marke in Sichtweite
Solche Extremwerte galten bislang als Szenario für die zweite Hälfte des Jahrhunderts. Nun rücken sie mit erschreckender Geschwindigkeit näher. Für die Jahre 2025 bis 2029 liegt die prognostizierte Temperatur im Schnitt zwischen 1,2 und 1,9 Grad – Tendenz steigend. Besonders betroffen ist die Arktis, die sich mehr als doppelt so schnell erwärmt wie der Rest der Welt.
Klimaforscher Leon Hermanson, der den Bericht leitete, warnt: „Selbst wenn sich das Klimaphänomen El Niño in den nächsten Jahren abschwächt, liegt der globale Fünfjahresdurchschnitt wahrscheinlich trotzdem über 1,5 Grad.“
Extremwetter trifft auch Deutschland – spürbar und konkret
In Brandenburg etwa trockneten im Sommer 2022 erneut die Böden aus. Auch 2023 setzte sich die Trockenheit fort – trotz zeitweiliger Regenfälle blieb der Wasserstand im Grundwasser vielerorts kritisch. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor anhaltend niedrigen Bodenwasserreserven, die die Landwirtschaft erheblich belasteten. Auch aktuell zeigt sich ein ähnliches Bild: Der fehlende Regen der vergangenen Wochen verschärft das Problem erneut.
Im Süden traf es im vergangenen Jahr Bayern: Zwischen dem 30. Mai und dem 4. Juni fielen regional bis zu 300 Liter Regen pro Quadratmeter – so viel wie sonst in zwei Monaten. In Teilen von Schwaben, Niederbayern und der Oberpfalz kam es zu schweren Überflutungen, Dammbrüchen und Evakuierungen. Über 3.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Solche Starkregen-Ereignisse nehmen mit der Erderwärmung zu – weil wärmere Luft mehr Feuchtigkeit speichert und bei Unwettern schlagartig freisetzt.
„Leider bietet dieser Bericht keinerlei Hoffnung auf Entlastung“, sagt Ko Barrett von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). „Die Auswirkungen werden unsere Wirtschaft, unseren Alltag und unsere Lebensräume zunehmend belasten.“
Wetterveränderungen treffen auch Europa
Auch in Europa werden sich die Auswirkungen deutlich zeigen. Die Prognose rechnet mit überdurchschnittlich viel Regen in Nordeuropa, aber mit Trockenheit in Brasilien. Solche Verschiebungen wirken sich auf Landwirtschaft, Wasserversorgung und Energieproduktion aus – auch bei uns.
Besonders problematisch: Die Eisbedeckung in Teilen der Arktis wird weiter abnehmen. Das schmelzende Eis verändert Meeresströmungen, hebt den Meeresspiegel – und verschärft die Erwärmung zusätzlich.
Paris-Ziel formal noch erreichbar – aber unter Druck
Trotzdem bleibt das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens formal in Reichweite. Denn es bezieht sich auf den langfristigen Mittelwert über 20 Jahre. Für den Zeitraum 2015 bis 2034 liegt dieser Wert laut Prognose bei 1,44 Grad.
Doch die Warnung ist klar: Wenn selbst das künftige Temperaturmittel fast durchgängig über der 1,5-Grad-Grenze liegt, wird es immer schwieriger, die Klimaziele noch zu erreichen – und die Folgen kontrollierbar zu halten.
Forscher fordern schnelles Handeln – jede Entscheidung zählt
Für die Klimaforscher ist klar: Das Zeitfenster für wirksames Handeln wird kleiner. Adam Scaife vom Met Office sagt: „Unsere Vorhersagen lagen bisher richtig – 2024 war wie erwartet das erste Jahr über 1,5 Grad. Jetzt deuten alle Daten auf noch höhere Werte hin.“
Und auch die globale Wissenschaftsgemeinschaft betont: Jedes Zehntelgrad zählt. Jeder Monat ohne politische Gegenmaßnahmen bringt die Welt näher an Kipppunkte, an denen sich das Klima kaum noch stabilisieren lässt.
Wer heute politische Entscheidungen trifft – über Energie, Verkehr oder Landwirtschaft – entscheidet mit über das Klima der nächsten Generation. Und darüber, ob wir eine Welt mit 1,5 oder 2 Grad mehr erleben.
Kurz zusammengefasst:
- Die Klimaprognose zeigt: Bis 2029 könnte die globale Durchschnittstemperatur erstmals in einem Jahr die 2-Grad-Marke übersteigen – mit spürbaren Folgen weltweit.
- Die Prognose zeigt: Extremwetter wie Dürren in Brandenburg und Überflutungen in Bayern werden häufiger – auch durch die zunehmende Erwärmung der Atmosphäre.
- Langfristig bleibt das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens formal erreichbar, doch jede weitere Verzögerung erhöht die Risiken für Mensch, Umwelt und Wirtschaft.
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