Erstmals Person aus nordischer Saga bestätigt: 800 Jahre alter „Brunnenmann“ hat ein Gesicht
Forscher konnten den „Brunnenmann“ aus der altnordischen Sverris Saga identifizieren. Seine DNA offenbart Alter, Herkunft und Aussehen.
Forscher haben eine faszinierende Entdeckung im Zusammenhang mit einem historischen Text gemacht: Mithilfe antiker DNA haben sie den Körper eines Mannes in einem Brunnen identifiziert, der in einer altnordischen Saga beschrieben wird. Mit dem sogenannten „Brunnenmann“ ist erstmals eine Person aus einem solchen Text bestätigt worden.
Dieser „Brunnenmann“ taucht in der Sverris Saga auf: Einem altnordischen Text aus dem 12. Jahrhundert, der vom Aufstieg des norwegischen Königs Sverre Sigurdssonn handelt. Die Saga beschreibt unter anderem einen Angriff auf die Burg Sverresborg in Trondheim. Im Verlauf der Belagerung soll der Körper eines Mannes in einen Brunnen geworfen worden sein.
Wie Science Daily berichtet, hat ein Forschungsteam um Professor Michael D. Martin von der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) in Trondheim an diesem Fund gearbeitet.
Zum ersten Mal wurde eine Person, die in historischen Texten beschrieben wird, tatsächlich identifiziert.
Professor Michael D. Martin
Untersuchungen im Jahr 1938 brachten die Überreste zum Vorschein, doch damals fehlte es an technischen Mitteln für eine tiefere Analyse. Dank moderner Gen-Analysen stellten die Forscher inzwischen fest: Der „Brunnenmann“ hat vor rund 800 bis 900 Jahren gelebt, als der Angriff auf die Burg Sverresborg stattgefunden haben soll.
Gene verraten Alter und Herkunft
Eine Radiokohlenstoffdatierung ergab, dass der Mann zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 30 und 40 Jahre alt war. Weitere genetische Untersuchungen erlaubten es den Wissenschaftlern, seine äußerlichen Merkmale zu rekonstruieren. Laut Dr. Martin Rene Ellegaard, ebenfalls von der NTNU, hatte der Mann wahrscheinlich blaue Augen und hellbraunes oder blondes Haar.
Anhand eines gefundenen Zahns konnten die Wissenschaftler die DNA des Mannes analysieren. Dabei zeigte sich, dass seine Vorfahren vermutlich aus der Region des heutigen Vest-Agder im Süden Norwegens stammten. Laut Ellegaard waren diese Rückschlüsse auf die Herkunft nur dank einer umfangreichen Datenbank möglich, die auf Genom-Daten von heutigen Norwegern und anderen Europäern basiert. Solche Referenzdaten sind entscheidend, um genaue Analysen antiker Gene durchzuführen.
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Einschränkungen der angewandten Methode
Trotz der beeindruckenden Ergebnisse gibt es jedoch methodische Grenzen. Die Probenentnahme sei eine Herausforderung, da das Forscherteam die äußeren Schichten des Zahns des „Brunnenmanns“ abtragen mussten, um mögliche Kontaminationen durch frühere Kontaktpersonen zu vermeiden. Dies führte jedoch dazu, dass der Zahn anschließend für weitere Untersuchungen nicht mehr zur Verfügung stand. Dadurch lassen sich keine weiteren Details über mögliche Krankheiten des Mannes gewinnen.
Wir müssen genau abwägen, welche Tests wir durchführen, da dies zukünftige Untersuchungen einschränkt.
Dr. Martin Rene Ellegaard
Ein besseres Bild der Vergangenheit dank DNA
Diese Analyse-Methode könnte auch auf andere historische Figuren angewendet werden, betont Martin. Besonders die Überreste bedeutender Personen wie des norwegischen Heiligen Olaf sind von Interesse. Martin erklärt, dass der Heilige Olaf vermutlich in der Kathedrale von Trondheim bestattet liegt. Eine genetische Analyse könnte möglicherweise genauere Einblicke in sein Aussehen und seine Herkunft geben.
Was du dir merken solltest:
- Ein norwegisches Forscherteam hat mithilfe antiker DNA den „Brunnenmann“ aus der Sverris Saga identifiziert und Alter sowie Herkunft bestätigt.
- Der Mann lebte vor rund 900 Jahren, hatte vermutlich blaue Augen und blondes oder hellbraunes Haar, und seine Vorfahren stammen wohl aus Südnorwegen.
- Trotz technischer Einschränkungen liefert die Analyse wertvolle Erkenntnisse und könnte künftig auf weitere historische Figuren angewendet werden.
Bild: © Cell
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