Er kam über Sibirien – Was Forscher jetzt über T-Rex herausfanden

T-Rex entwickelte sich in Nordamerika – doch sein direkter Vorfahre kam aus Asien und überquerte vor 70 Millionen Jahren eine Landbrücke.

Er kam aus Asien – Was Forscher über T-Rex herausfanden

Am Ende der Kreidezeit beherrschten Tyrannosaurier wie T. rex die Tierwelt der Nordhalbkugel. © Pedro Salas and Sergey Krasovskiy

Jahrzehntelang galt der Tyrannosaurus rex als Paradebeispiel für nordamerikanische Urzeitgiganten. Doch jetzt zeigt eine neue Studie: Der direkte Vorfahre des T-Rex kam aus Asien – und überquerte vor mehr als 70 Millionen Jahren eine Landbrücke von Sibirien nach Alaska. Eine Entdeckung, die unser Bild vom König der Dinosaurier kräftig ins Wanken bringt.

Die Wissenschaftler des University College London (UCL) nutzten für ihre Analyse ein Modell, das Herkunft und Verbreitung ausgestorbener Arten berechnen kann – auch wenn wichtige Fossilien noch fehlen. Das Ergebnis: Die frühen Vorfahren des T-Rex lebten sowohl in Asien als auch in Nordamerika. Entscheidend ist: Seine nächsten Verwandten – wie Tarbosaurus – stammen aus Asien.

T-Rex kam aus Asien – und veränderte in Nordamerika die Nahrungskette

Für Paläontologen ist diese Erkenntnis ein Paukenschlag. Denn bisher deuteten viele Funde in Nordamerika darauf hin, dass T-Rex dort entstand. Doch wie Cassius Morrison, Erstautor der Studie, erklärt: „Unsere Modelle sprechen dafür, dass die ‚Großeltern‘ des T-Rex aus Asien kamen.“ Die bekannten nordamerikanischen Funde zeigen demnach nur das spätere Kapitel seiner Entwicklung.

Hinzu kommt: Ein Fossil namens Tyrannosaurus mcraeensis, das in New Mexico gefunden wurde und drei bis fünf Millionen Jahre älter als T-Rex sein soll, gerät durch die neue Studie ins Wanken. Die Forscher zweifeln an der Altersbestimmung. Der Streit über die wahre Herkunft des Dino-Königs dürfte also weitergehen.

Alte Funde neu bewertet – Fossilien allein reichen nicht mehr

Neben T-Rex untersuchten die Forscher auch seine entfernten Verwandten – die sogenannten Megaraptoren. Diese waren mindestens genauso beeindruckend: Sie wogen oft über eine Tonne, ihre Krallen konnten bis zu 35 Zentimeter lang werden – länger als ein DIN-A4-Blatt. Anders als T-Rex hatten sie lange Arme und schlanke Schädel.

Und: Sie waren viel weiter verbreitet als gedacht. Ursprünglich aus Asien stammend, breiteten sie sich offenbar bis nach Europa, Südamerika und sogar in die Antarktis aus. Ein erstaunlicher Befund, denn in vielen dieser Regionen hat man bislang noch gar keine Fossilien gefunden.

Megaraptoren eroberten die Welt – auch wenn wir ihre Spuren kaum sehen

In ihrer Evolution gingen Megaraptoren offenbar andere Wege als T-Rex. Während dieser sich auf einen brutalen Biss spezialisierte, jagten Megaraptoren wohl mit ihren scharfen Klauen. Auch ihre Beute war anders: In Südamerika oder Australien machten sie vermutlich Jagd auf junge Sauropoden – riesige Langhalsdinos.

In Asien dagegen setzten sich die Tyrannosaurier durch und verdrängten die Megaraptoren. Diese spezialisierten sich auf andere Lebensräume. Auch das zeigt: Die Zeit der Dinosaurier war geprägt von ständigem Wandel – und vom Überlebenskampf.

Unterschiedliche Jagdmethoden sicherten das Überleben

Sowohl Tyrannosaurier als auch Megaraptoren wuchsen in einer entscheidenden Phase gigantisch – nämlich als das Klima nach einem extremen Hitzeschub wieder abkühlte. Riesige Fleischfresser wie die Carcharodontosaurier waren kurz zuvor ausgestorben. T-Rex und Co. füllten diese ökologische Lücke – und nutzten ihre Chance.

Ein klarer Zusammenhang zwischen Klima und Körpergröße ließ sich statistisch zwar nicht beweisen. Doch die zeitliche Nähe legt nahe, dass Giganten wie T-Rex besonders gut mit kühleren Bedingungen zurechtkamen. Möglicherweise halfen ihnen Federn oder eine „warmblütige“ Körperregulation, wie man sie von Vögeln kennt.

Riesige Körper halfen beim Überleben in kühlerem Klima

Am Ende der Dinosaurierzeit war T-Rex ein echter Koloss: bis zu neun Tonnen schwer, bis zu 13 Meter lang. Das entspricht dem Gewicht eines leichten Panzers oder eines großen Elefanten. Megaraptoren wurden ähnlich groß – auch wenn ihre Körperform deutlich graziler war.

„Sie wuchsen vermutlich so groß, um die Lücke zu füllen, die das Aussterben der bisherigen Spitzenjäger hinterließ“, sagt Charlie Scherer, einer der Studienautoren. Eine neue Generation von Raubdinosauriern trat an – und T-Rex wurde ihr Aushängeschild.

Tyrannosaurier nutzten die Chance – und wurden zum Giganten ihrer Zeit

Für viele Dino-Fans ist der T-Rex ein Mythos – ein Bild aus Filmen, Museen oder Schulbüchern. Doch die Forschung zeigt: Sein Aufstieg war kein Zufall. Er profitierte von klimatischen Umbrüchen, von Wanderbewegungen zwischen den Kontinenten – und davon, dass andere Giganten ausstarben.

Die spannendste Erkenntnis aber ist: Die Geschichte dieses Dinosauriers ist noch nicht zu Ende geschrieben. Denn wenn sein direkter Vorfahre aus Asien kam, könnten dort Fossilien liegen, die bislang unentdeckt geblieben sind. Wer weiß, welche Überraschungen noch in der Erde warten.

Neuer Raubsaurier entdeckt – Tameryraptor lebte vor 95 Millionen Jahren in Afrika

Auch in Bayern sorgt ein Dinosaurierfund aktuell für Aufsehen – obwohl das eigentliche Fossil längst zerstört ist. Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München identifizierten auf alten Fotos ein bisher unbekanntes Raubtier aus der nordafrikanischen Kreidezeit. Der etwa zehn Meter lange Fleischfresser lebte vor rund 95 Millionen Jahren – und wurde nun unter dem Namen Tameryraptor markgrafi wissenschaftlich beschrieben. Das Besondere: Die Entdeckung basiert ausschließlich auf Bildmaterial eines Skeletts, das 1914 in Ägypten gefunden und 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde.

Die Rekonstruktion gelang durch die sorgfältige Analyse historischer Fotos und Aufzeichnungen. Der Raubsaurier hatte symmetrische Zähne, ein markantes Nasenhorn und unterschied sich deutlich von bekannten Arten wie dem Carcharodontosaurus. Damit ergänzt Tameryraptor markgrafi das Bild einer Dinosaurierwelt, die weitaus vielfältiger war, als bislang angenommen – auch ohne neue Fossilien im Boden.

Kurz zusammengefasst:

  • Der direkte Vorfahr des Tyrannosaurus rex kam aus Asien und gelangte über eine Landbrücke nach Nordamerika.
  • T-Rex und seine Verwandten entwickelten sich nach dem Aussterben anderer Raubdinosaurier und wurden in einer Phase globaler Abkühlung besonders groß.
  • Megaraptoren, entfernte Verwandte des T-Rex, waren weltweit verbreitet und entwickelten andere Jagdstrategien als ihre nordamerikanischen Verwandten.

Bild: © Pedro Salas and Sergey Krasovskiy

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