Die Schmerzen von Frauen: Ein Kampf gegen Vorurteile
Frauen leiden häufiger unter Schmerzen als Männer, doch ihre Beschwerden werden oft abgetan: Dieses Phänomen nennt man „Gender Pain Gap“.
Frauen erleiden häufiger und intensiver Schmerzen als Männer, doch ihre Beschwerden werden oft nicht ernst genommen. Diese Problematik, bekannt als Gender Pain Gap, zeigt ein gravierendes Ungleichgewicht in der medizinischen Forschung und Behandlung. Es betrifft Frauen weltweit und hat erhebliche Folgen auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheitsvorsorge.
Seit Jahrzehnten hält sich die Annahme, Frauen hätten ein geringeres Schmerzempfinden: Doch die Realität sieht anders aus. Frauen leiden oft unter extremen Periodenkrämpfen, die fälschlicherweise als „normale“ Regelbeschwerden abgetan werden. Dieses Phänomen ist kein Einzelfall. Frauen auf der ganzen Welt berichten ähnliches: Ihre ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden werden oft mit Stress oder hormonellen Schwankungen erklärt und nicht adäquat behandelt.
Was heißt „Gender Pain Gap“?
Der Begriff bezieht sich auf das Phänomen, dass Schmerzen bei Frauen schlechter verstanden und behandelt werden als bei Männern. Die Ursache dafür können Forschungslücken oder aber auch frauenfeindliche Vorurteile der behandelnden Ärzte sein. So werden Frauen öfter als „hysterisch“ oder „emotional“ abgetan, wenn nicht sofort eine klare Ursache für ihre Schmerzen erkennbar ist (wie dies etwa bei einem Knochenbruch der Fall wäre), schreibt die Brigitte. Im Gegensatz dazu seien Männer eher „hart im Nehmen“, weswegen ihre Schmerzen häufig ernster genommen werden.
Dr. Elizabeth Losin, die Direktorin des Social and Cultural Neuroscience Laboratory der University of Miami, unterstreicht dies mit ihrer Forschung. Als Co-Autorin verfasste sie eine im „The Journal of Pain“ veröffentlichte Studie zu diesem Thema mit:
Unsere Daten deuten darauf hin, dass Menschen die Schmerzberichte von Frauen aufgrund weit verbreiteter kultureller Stereotype unbewusst abwerten.
Ein historisches Missverständnis
Interessanterweise dürfen Frauen erst seit 1993 an klinischen Studien teilnehmen. Eine Richtlinie der FDA aus dem Jahr 1977 verbot Frauen im gebärfähigen Alter bis zu diesem Zeitpunkt die Teilnahme an solchen Studien. Diese geschichtliche Entwicklung hat tiefgreifende Auswirkungen: Bis dahin basierte die medizinische Forschung hauptsächlich auf männlichen Probanden, was die Erkenntnisse über weibliche Gesundheitsprobleme stark limitierte. Dies ist eine der Ursachen dafür, dass die medizinische Wissenschaft immer noch von einem „männlichen Standard“ ausgeht.
Die Konsequenzen dieser Gender Pain Gap sind im wahrsten Sinne des Wortes spürbar: So haben Frauen eine um 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein Herzinfarkt bei ihnen fehldiagnostiziert wird. Zudem sind sie dreimal häufiger von Migräne betroffen als Männer. Die medizinische Forschung und Praxis bedarf also einer dringenden Anpassung, um die individuellen Bedürfnisse von Männern und Frauen adäquat befriedigen zu können.
Was du dir merken solltest:
- Die Gender Pain Gap beschreibt das Phänomen, dass Frauen häufiger und intensiver unter Schmerzen leiden als Männer. Ihre Beschwerden werden jedoch oft nicht ernst genommen.
- Frauen dürfen erst seit 1993 an klinischen Studien teilnehmen. Das führte dazu, dass in der medizinischen Forschung weibliche Gesundheitsprobleme oft ignoriert wurden.
- Frauen haben eine um 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit zur Fehldiagnose bei einem Herzinfarkt und sie sind dreimal häufiger von Migräne betroffen. Das zeigt, dass die medizinische Praxis dringend angepasst werden muss, um die Bedürfnisse von Frauen zu berücksichtigen.
Bild: © Danil Rudenko via Vecteezy
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