Boden unter der Antarktis steigt und könnte einen unerwarteten Effekt auf den Meeresspiegel haben

Neue Studien zeigen, dass das ansteigende Land unter der Antarktis den Meeresspiegelanstieg verlangsamen könnte.

Der Boden unter der Antarktis steigt und könnte den Meeresspiegel beeinflussen.

Der Boden unter der Antarktis steigt und könnte den Meeresspiegel beeinflussen. © Wikimedia

Das Eis unter der Antarktis schmilzt und das darunter liegende Erdreich steigt an – ein Phänomen, das nach neuesten Erkenntnissen bald einen wesentlichen Effekt auf den Meeresspiegel haben könnte. Laut einer aktuellen Studie der McGill University und der Ohio State University ist dieser Vorgang, bekannt als Landhebung, möglicherweise entscheidend dafür, wie stark der Meeresspiegel in Zukunft steigen wird.

Boden unter der Antarktis steigt und beeinflusst den Meeresspiegel

Das antarktische Erdreich, das unter dem immensen Gewicht des Eisschildes langsam nach oben drängt, könnte in den kommenden Jahrhunderten den Anstieg des Meeresspiegels verlangsamen. Doch diese positive Entwicklung hängt stark von unseren künftigen Emissionen ab. Steigen diese weiter an, könnte der Effekt ins Gegenteil umschlagen und den Meeresspiegelanstieg sogar noch verstärken, als es das schmelzende Eis alleine tun würde. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die in Science Advances vorgestellt wurde.

Modell zeigt deutlich: Emissionsreduktion bremst Meeresspiegelanstieg effektiv

Wissenschaftler entwickelten ein 3D-Modell des Erdinneren, um zu verstehen, wie sich die antarktische Landhebung auf den Meeresspiegel auswirken könnte. Ihre Simulationen zeigen, dass eine erfolgreiche Reduktion der Treibhausgasemissionen die Landhebung fördern und so den Meeresspiegelanstieg um etwa 40 Prozent reduzieren könnte. In diesem Szenario mit niedrigen Emissionen verlangsamt die Landhebung den Eisfluss von den Kontinenten in die Ozeane, was den Eisverlust minimiert.

Unterschiedlicher Untergrund beeinflusst Eisschmelze in der Antarktis

Die Forschergruppe um Natalya Gomez von der McGill University in Kanada hat ein innovatives Modell entwickelt, das erstmals genau zeigt, wie der Untergrund der Antarktis auf das Schmelzen des Eises reagiert. Dieses Modell berücksichtigt, dass sich der Erdmantel – also die Schicht unter der Erdkruste – in verschiedenen Teilen der Antarktis unterschiedlich verhält. Im Osten des Kontinents ist der Mantel zähflüssiger und die Erdkruste dicker, während im Westen, wo das Eis besonders schnell schmilzt, der Mantel flüssiger und die Kruste dünner ist.

Diese neue, detaillierte Sicht auf das Erdinnere basiert auf jahrzehntelangen präzisen Messungen der Eishöhenschwankungen und Daten zu den Eigenschaften des Mantels, die durch seismische Wellen von Erdbeben gewonnen wurden.

„Angesichts von fast 700 Millionen Menschen, die in Küstengebieten leben, und den potenziellen Kosten des Meeresspiegelanstiegs, die bis Ende des Jahrhunderts in die Billionen gehen könnten, ist es entscheidend, die Kettenreaktion des antarktischen Eisschmelzens zu verstehen“, erklärt Gomez, die Hauptautorin der Studie, in der Mitteilung der McGill University.

Verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Auswirkungen

Je nachdem, wie stark wir die Emissionen reduzieren, kann die Hebung des antarktischen Landes den Anstieg des Meeresspiegels stark beeinflussen. Bei sehr niedrigen Emissionen könnte die Hebung den Meeresspiegelanstieg bis zum Jahr 2500 um über einen halben Meter verringern. Selbst bei moderaten Emissionen könnte eine spürbare Verringerung schon ab 2100 beginnen.

In einem Szenario mit sehr hohen Emissionen jedoch führt die Landhebung paradoxerweise zu einem zusätzlichen Anstieg des Meeresspiegels um 0,8 Meter bis zum Jahr 2500. Dies passiert, weil das Eis schneller zurückweicht, als das Land nachkommen kann, und der ansteigende Meeresboden mehr Wasser in die Weltmeere drängt.

Emissionen bestimmen Meeresspiegelreaktion entscheidend

„Aus Modellsicht ist das ein sehr großer Fortschritt“, betont Alexander Bradley vom British Antarctic Survey laut New Scientist. Die Landhebung wurde immer als ein Faktor angesehen, der den Meeresspiegelanstieg reduziert, doch die hochauflösende Modellierung zeigt, dass der Effekt stark von den Emissionen abhängig ist. „Die Veränderungen, die im 21. und 22. Jahrhundert stattfinden, sind im Wesentlichen durch unsere heutigen Handlungen vorbestimmt“, erklärt Bradley.

Alexander Robel vom Georgia Institute of Technology lobt die Qualität der Simulation, merkt jedoch an, dass das Szenario, in dem die Landhebung den Meeresspiegelanstieg erhöht, auf Worst-Case-Annahmen bezüglich der Emissionen und des Rückzugs des Eisschilds basiert.

Was du dir merken solltest:

  • Landhebung der Antarktis: Das ansteigende Erdreich unter dem Eisschild könnte den Meeresspiegelanstieg deutlich verlangsamen.
  • Einfluss der Emissionen: Globale Treibhausgasemissionen steuern, wie stark die Landhebung den Meeresspiegel beeinflusst.
  • Fortschrittliche Modelle: Neue 3D-Simulationen des Erdinneren helfen, den Einfluss der Antarktis auf den Meeresspiegel genauer zu verstehen.

Übrigens: Die NASA hat kürzlich gewarnt, dass der Klimawandel noch verheerendere Auswirkungen auf unseren Planeten hat, als bisher angenommen. Ein besorgniserregendes Anzeichen ist der rapide ansteigende Meeresspiegel, verstärkt durch Phänomene wie El Niño. Experten prognostizieren nun, dass der Meeresspiegel bis 2050 noch stärker steigen könnte, als bisherige Modelle es vorhersagten. Mehr dazu in unserem Artikel!

Bild: © Andrew Shiva via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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