Blick in die Natur lindert Schmerzen – Forscher belegen den Effekt
Schon das Betrachten von Naturbildern reduziert Schmerzen messbar. Forscher der Universität Wien belegen den Effekt mit fMRT-Daten.

Ruhe und Kraft aus der Natur: Ein stiller Blick ins Grüne, der Körper und Geist entspannt – ein natürlicher Weg, um Stress und Schmerzen zu lindern. © Pexels
Ein kurzer Blick in die Natur kann Schmerzen lindern – und das sogar, wenn es sich nur um ein Video handelt. Eine neue Studie der Universität Wien liefert überzeugende Beweise dafür, dass Naturbilder das Schmerzempfinden messbar reduzieren. Das könnte Millionen Menschen betreffen, die unter chronischen Schmerzen leiden oder regelmäßig Medikamente nehmen müssen.
Blick in die Natur lindert Schmerzen – Forscher liefern eindeutige Belege
49 Probanden wurden in einem Labor in Österreich untersucht, während sie leichte, aber unangenehme Elektroschocks erhielten. Gleichzeitig sahen sie verschiedene Videos – Naturaufnahmen, Stadtbilder oder Büroszenen. Das Ergebnis war eindeutig: Wer eine Naturlandschaft betrachtete, bewertete den Schmerz als weniger stark.
Aber nicht nur die subjektive Wahrnehmung änderte sich. Auch die fMRT-Scans zeigten eine deutliche Veränderung: In den schmerzverarbeitenden Gehirnregionen sank die Aktivität. Besonders betroffen waren der Thalamus, der sekundäre somatosensorische Kortex und die hintere Inselrinde – Bereiche, die für die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzsignalen zuständig sind.
Wie genau beeinflusst Natur den Schmerz?
Der Effekt geht tiefer, als viele vermuten würden. Studienautor Maximilian Steininger von der Universität Wien erklärt: „Der Natur-Effekt scheint weniger mit den Erwartungen und Emotionen der Teilnehmenden zu tun zu haben, sondern mehr mit der Veränderung von zugrundeliegenden Schmerzsignalen.“
Das bedeutet: Natur beeinflusst nicht nur unsere Stimmung, sondern greift direkt in die Verarbeitung körperlicher Schmerzen ein. Und das unterscheidet diesen Mechanismus von einem Placebo-Effekt, der eher auf Erwartungen beruht.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass unser Gehirn weniger auf den körperlichen Auslöser und die Intensität des Schmerzes reagiert“, ergänzt Professor Claus Lamm, einer der Studienleiter.

Virtuelle Natur als Therapie?
Besonders spannend: Selbst künstliche Natur, etwa in Form von Videos oder Virtual-Reality-Anwendungen, zeigte eine Wirkung. Das eröffnet neue Möglichkeiten für Schmerzpatienten – auch für diejenigen, die bettlägerig sind oder in einer Stadt ohne Zugang zu Parks oder Wäldern leben.
Übrigens: Nicht nur Schmerzen lassen sich durch Natur lindern – auch unsere Psyche profitiert. Eine neue Analyse zeigt, dass schon zehn Minuten im Grünen Depressionen und andere psychische Erkrankungen spürbar verbessern können. Mehr dazu in unserem Artikel.
Alternative zu Schmerzmitteln?
Die Wirkung von Natur auf das Schmerzempfinden beträgt laut den Forschern etwa 50 Prozent der Effektivität herkömmlicher Schmerzmittel. Natürlich ersetzt ein Waldspaziergang oder ein Naturvideo keine Medikamente – aber es könnte eine wertvolle Ergänzung sein, insbesondere für Menschen, die Schmerzmittel nicht vertragen oder diese reduzieren wollen.
Diese Erkenntnisse könnten langfristig sogar die Art und Weise verändern, wie Schmerztherapien gestaltet werden. Statt nur auf Medikamente zu setzen, könnten Krankenhäuser, Reha-Kliniken oder Altenheime vermehrt auf virtuelle Naturerlebnisse setzen.
Natur als Schlüssel zur Gesundheit
Die Studie der Universität Wien ist Teil eines größeren Forschungsprojekts, das sich mit den positiven Effekten der Natur auf Körper und Geist beschäftigt. Der interdisziplinäre Forschungsverbund „Umwelt und Klima“ der Universität bringt Experten aus Neurowissenschaften und Umweltpsychologie zusammen, um neue Ansätze für globale Gesundheitsprobleme zu finden.
Für Menschen, die unter Schmerzen leiden, könnten die Ergebnisse eine simple, aber wirksame Strategie liefern: Öfter raus ins Grüne – oder zumindest ein Naturvideo einschalten. Schon wenige Minuten Naturbeobachtung könnten helfen, den Schmerz spürbar zu lindern.
Kurz zusammengefasst:
- Blick in die Natur lindert Schmerzen: Eine Studie der Universität Wien zeigt, dass bereits das Betrachten von Naturvideos die Schmerzempfindung reduziert und die Aktivität schmerzverarbeitender Gehirnregionen senkt.
- Direkter Einfluss auf Schmerzsignale: Der Effekt beruht nicht nur auf einer veränderten Wahrnehmung, sondern beeinflusst nachweislich die frühen, körperbezogenen Schmerzsignale im Gehirn.
- Praktische Anwendung möglich: Virtuelle Naturerlebnisse könnten eine einfache und wirksame Ergänzung zur Schmerztherapie sein, insbesondere für Menschen ohne direkten Zugang zur Natur.
Übrigens: Nicht nur Schmerzpatienten profitieren vom Blick ins Grüne. Studien zeigen, dass Natur das Gehirn beruhigt und Stress reduziert – ein wichtiger Ausgleich für Menschen, die in der Stadt leben. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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