Bestattung von Holz, um CO2 zu speichern: Zu einfach, um wahr zu sein – oder die Lösung für den Klimaschutz?

Ein 4.000 Jahre alter Baumstamm zeigt: Unter den richtigen Bedingungen könnte die Bestattung von Holz eine Lösung gegen CO2-Emissionen sein.

Bestattung von Holz: Effektive CO2-Speicherung durch Vergraben unter sauerstoffarmen Bedingungen.

Bestattung von Holz: Effektive CO2-Speicherung durch Vergraben unter sauerstoffarmen Bedingungen. © Wikimedia

Die Idee klingt fast zu einfach, um wahr zu sein: Holz unter der Erde zu begraben, um Kohlendioxid zu speichern. Doch eine neue Entdeckung zeigt, dass genau das funktionieren könnte – und das Potenzial ist riesig. Ein internationales Forscherteam um Ning Zeng von der University of Maryland hat einen fast 4.000 Jahre alten Baumstamm entdeckt, der unter einer Lehmschicht begraben wurde und kaum Zersetzung aufweist. Diese Entdeckung, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, unterstützt die umstrittene Theorie der „Bestattung von Holz“. Dabei wird totes Holz, das normalerweise CO2 freisetzen würde, unter den richtigen Bedingungen vergraben, um diese Freisetzung zu verhindern.

Bestattung von Holz als CO2-Speicher

Bäume sind von Natur aus wahre CO2-Speicher. Sie absorbieren große Mengen Kohlendioxid während ihres Wachstums. Doch wenn sie sterben und verrotten, wird dieses CO2 wieder freigesetzt. Holzbestattung könnte eine Lösung bieten: Die Idee ist, Holz, das nicht kommerziell verwertbar ist, wie Abfallholz oder Holz von Waldbränden, zu begraben, bevor es sich zersetzt.

Laut Zeng könnte Holzbestattung jährlich schätzungsweise zwischen 2 und 10 Gigatonnen CO2 speichern, wenn die Methode weltweit umgesetzt wird. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden weltweit etwa 36,8 Gigatonnen CO2 durch menschliche Aktivitäten freigesetzt. Der untere Wert dieser Schätzung ließe sich allein durch das Vergraben von Holzabfällen erreichen. Im großen Stil müssten jedoch ganze Wälder gezielt angepflanzt, geerntet und vergraben werden.

„Es ist ein einfacher und kostengünstiger Weg, CO2 zu speichern“, sagt Zeng. Er schätzt die Kosten pro Tonne gespeichertes CO2 auf unter 100 Dollar – weit weniger als andere Methoden zur CO2-Entnahme.

Ein unterirdischer Schatz aus Holz

Der Durchbruch gelang, als das Team einen 3.775 Jahre alten Östlichen Rot-Zedernbaum in Kanada entdeckte, der etwa zwei Meter tief in lehmigem Boden lag. Nach fast vier Jahrtausenden hatte der Baum weniger als 5 Prozent seines ursprünglichen Kohlenstoffgehalts verloren. Dies deutet darauf hin, dass unter den richtigen Bedingungen die Zersetzung stark verlangsamt werden kann.

Die Forscher analysierten die Zellstruktur des Holzes und stellten fest, dass diese fast vollständig intakt war. Dies gab wichtige Hinweise darauf, wie eine effektive „Holzbestattung“ gestaltet werden könnte. „Der Schlüssel ist der Boden“, erklärt Zeng. Lehmböden mit geringer Durchlässigkeit schaffen eine sauerstoffarme Umgebung, die verhindert, dass Mikroben und Pilze das Holz zersetzen. Ohne Sauerstoff bleiben die Kohlenstoffreserven des Baumes über Jahrtausende hinweg erhalten.

Klimawandel bekämpfen mit „Holzbestattung“

Holzbestattung könnte nicht nur CO2 speichern, sondern auch bei der Bewältigung anderer Probleme helfen. In den USA gibt es zum Beispiel eine Vielzahl an Waldflächen, die regelmäßig durch Brände zerstört werden. Das verbrannte Holz kann oft nicht genutzt werden und zersetzt sich mit der Zeit, wobei es CO2 freisetzt. Indem dieses Holz in speziellen „Holztresoren“ vergraben wird, könnte man dieses Problem lindern.

Zeng nennt dies eine „hybride Natur-Ingenieur-Lösung“, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich sinnvoll sei. Holzbestattung könnte zudem eine günstige Alternative zur CO2-Speicherung bieten, da die notwendigen Ressourcen – Lehmböden und Abfallholz – in vielen Teilen der Welt verfügbar sind. Doch nicht jedes Holz ist für diese Methode geeignet, und die Bedingungen müssen sorgfältig gewählt werden.

Das Potenzial der Holzbestattung

Ein weiterer Vorteil der Holzbestattung liegt darin, dass sie mit anderen Klimaschutzmaßnahmen kombiniert werden kann. Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hat das Ziel gesetzt, bis 2050 weltweit Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Holzbestattung könnte helfen, dieses Ziel zu erreichen, indem es eine praktische und sofort umsetzbare Methode zur CO2-Speicherung darstellt.

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Es bleibt jedoch die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, das Holz anders zu nutzen – etwa im Bauwesen. Doch Zeng betont, dass viel Holz einfach nicht verwendbar sei. „Es gibt Unmengen an Holzabfällen, wie zum Beispiel Schnittabfälle aus städtischen Gebieten oder Reste von Waldbränden, die sich wirtschaftlich nicht sinnvoll verwerten lassen“, erklärt er. Auch Bauschutt könne am Ende seines Lebenszyklus vergraben werden, um CO2 zu speichern.

Übrigens: Wie viel CO2 können Bäume speichern?

Eine 100 Jahre alte, 35 Meter hohe Fichte mit 50 cm Durchmesser speichert laut wald.de 2,6 Tonnen CO2.

Eine Buche mit dem gleichen Holzvolumen speichert rund 3,5 Tonnen CO2 – fast eine Tonne mehr. Der Grund: Laubhölzer wie Buchen haben eine höhere Holzdichte als Nadelhölzer wie Fichten, wodurch sie mehr Kohlenstoff binden können.

Was du dir merken solltest:

  • Bestattung von Holz kann eine effektive Methode sein, um CO2 zu speichern und Emissionen zu reduzieren, besonders unter sauerstoffarmen Bedingungen.
  • Eine 4.000 Jahre alte Entdeckung zeigt, dass unter Lehm begrabenes Holz nur minimal zersetzt und Kohlenstoff langfristig speichert.
  • Diese Technik könnte weltweit zwischen 2 und 10 Gigatonnen CO2 pro Jahr speichern, indem ungenutztes Holz in geeigneten Böden vergraben wird.

Bild: © W.carter via Wikimedia unter CC0 1.0

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