Alle fünf Minuten ein Erdbeben auf Santorini – Was Experten jetzt raten

Seit dem 24. Januar bebt auf Santorini alle fünf Minuten die Erde. Forscher untersuchen die Ursache, während Tausende die Insel verlassen.

Dauerbeben auf Santorini: Seit dem 24. Januar Erschütterungen im Minutentakt, stärkstes mit Magnitude 5,2.

Dauerbeben auf Santorini: Seit dem 24. Januar Erschütterungen im Minutentakt, stärkstes mit Magnitude 5,2. © Wikimedia

Seit dem 24. Januar kommt es auf Santorini zu einer anhaltenden Serie von Erdbeben. Die Erschütterungen treten im Minutentakt auf, das stärkste bislang erreichte eine Magnitude von 5,2. Mehr als 9.000 Menschen haben die Insel bereits verlassen, viele versuchen, noch ein Ticket für eine Fähre oder einen Flug zu bekommen. Die griechische Regierung hat den Notstand ausgerufen, Schulen sind geschlossen, der Katastrophenschutz ist im Einsatz.

Die Situation sorgt für Unsicherheit – doch was steckt hinter den Beben, und welche Risiken bestehen für die Region? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum gibt es so viele Erdbeben auf Santorini?

Die seismische Aktivität konzentriert sich auf ein Gebiet etwa 25 Kilometer nordöstlich von Santorini, zwischen der Insel und Amorgos. Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung Potsdam vermuten, dass entweder tektonische Spannungen oder vulkanische Aktivität – oder eine Kombination aus beidem – für die Beben verantwortlich sind.

Solche Erdbebenschwärme sind nicht ungewöhnlich, besonders in tektonisch aktiven Zonen wie der Ägäis. In der Region bewegen sich Erdplatten langsam auseinander, was zu Spannungen im Gestein führt. Diese können sich plötzlich in Form von Erdbeben entladen. Eine weitere Theorie besagt, dass Magma aus der Tiefe aufsteigt und Risse in der Erdkruste verursacht.

Droht ein Vulkanausbruch?

Der Unterwasservulkan Kolumbo, der sich nahe Santorini befindet, wird intensiv überwacht. Bisher gibt es keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch. Dennoch bleibt die Lage ungewiss, da vulkanische Prozesse oft schwer vorherzusagen sind. Wissenschaftler untersuchen laufend die Aktivität im Untergrund.

Santorini selbst ist Teil eines größeren Vulkansystems, dessen Hauptkessel durch eine massive Eruption vor rund 3.600 Jahren entstanden ist. Auch wenn es derzeit keine eindeutigen Anzeichen für eine neue Eruption gibt, bleiben Wissenschaftler wachsam. Sollte es zu einem Magmaaufstieg kommen, könnten sich neue Spalten öffnen und zu einem Ausbruch führen.

Erdbebenserie auf den Kykladen, Griechenland © European Union, Copernicus Digital Elevation Model (Contains modified Copernicus Sentinel data 2025) / Seismic Swarm in the Cyclades Islands, Greece via Wikimedia unter EU law
Erdbebenserie auf den Kykladen, Griechenland © European Union, Copernicus Digital Elevation Model (Contains modified Copernicus Sentinel data 2025) / Seismic Swarm in the Cyclades Islands, Greece via Wikimedia unter EU law

Wie groß ist die Gefahr eines Tsunamis?

Rund 80 Prozent aller Tsunamis weltweit entstehen durch starke Erdbeben. In der Region gab es 1956 einen Tsunami mit Wellen von bis zu 22 Metern Höhe. Die aktuellen Beben sind deutlich schwächer, doch Experten schließen eine größere Erschütterung nicht aus. Ein Vulkanausbruch könnte ebenfalls einen Tsunami auslösen, beispielsweise durch unterseeische Explosionen oder Hangrutschungen.

Auch wenn ein massiver Tsunami derzeit unwahrscheinlich ist, gibt es ein Restrisiko. Besonders betroffen wären Küstenregionen nahe des Epizentrums sowie Gebiete, die niedriger liegen. Daher bleibt Wachsamkeit geboten, und die Behörden halten die Entwicklung genau im Blick.

Welche Maßnahmen werden getroffen?

Griechische Behörden haben eine Notfallwarnung ausgegeben und senden Warnhinweise per Cell Broadcast an Mobiltelefone. Das GEOMAR und das GFZ haben eine Rapid Response Mission gestartet, um zusätzliche Messgeräte auf dem Meeresboden zu installieren und die Erdbebenaktivität genau zu überwachen.

Zusätzlich wurden Sicherheitshinweise für die Bevölkerung veröffentlicht. Experten empfehlen, sich nicht in der Nähe von Steilküsten oder an Stränden aufzuhalten, da Erdrutsche oder Wellen durch unterseeische Erschütterungen möglich sind. Touristen und Einheimische werden gebeten, sich an offizielle Anweisungen zu halten und Notfallpläne zu beachten.

Sollten Urlauber ihre Reise nach Santorini absagen?

Wer in den kommenden Wochen eine Reise nach Santorini geplant hat, sollte sich über mögliche Stornierungs- oder Umbuchungsmöglichkeiten informieren. Einige Airlines und Fährgesellschaften bieten mittlerweile flexible Umbuchungsoptionen an.

Reisende sollten die aktuellen Entwicklungen genau verfolgen. Wer sich bereits auf der Insel befindet, sollte die lokalen Sicherheitsanweisungen beachten. Sicherheit steht an erster Stelle.

Wie könnte sich die Lage weiterentwickeln?

Ob sich die Erdbebenserie fortsetzt oder abschwächt, ist derzeit unklar. Die Forscher analysieren die Daten täglich, um mögliche Szenarien besser einschätzen zu können. Klar ist: Die Region bleibt ein seismisch aktives Gebiet, das auch in Zukunft immer wieder von Beben betroffen sein wird.

Sollte sich die seismische Aktivität weiter verstärken oder neue Anzeichen für vulkanische Unruhe auftreten, könnten zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich werden. Experten halten es für unwahrscheinlich, dass es zu einer unmittelbaren Katastrophe kommt – dennoch bleibt die Lage angespannt, und die Forschungseinrichtungen beobachten die Region genau.

Kurz zusammengefasst:

  • Seit dem 24. Januar kommt es rund um Santorini zu anhaltenden Erdbeben im Minutentakt, das stärkste erreichte eine Magnitude von 5,2.
  • Experten vermuten tektonische Spannungen oder vulkanische Aktivität als Ursache, während die griechische Regierung den Notstand ausgerufen hat.
  • Die Forschungseinrichtungen GEOMAR und GFZ überwachen die Lage, doch bisher gibt es keine eindeutigen Hinweise auf einen Vulkanausbruch oder einen Tsunami.

Übrigens: Nicht nur Santorini bebt – das gesamte Mittelmeer gilt als Tsunami-Risikogebiet. Forscher entwickeln Frühwarnsysteme, um Küstenregionen besser zu schützen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Milliped via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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