Neue Hackordnung bei den Raubsauriern: Megaraptoren waren die wahren Herrscher der Kreidezeit
Forscher entdecken in Australien die weltweit ältesten Megaraptor-Fossilien. Eine freiwillige Helferin spielte dabei eine entscheidende Rolle.

Blick in die Kreidezeit: Australiens urzeitliche Landschaft, dargestellt in einem Kunstwerk von Jonathan Metzger. © Museums Victoria
Neue Fossilienfunde in Australien zeigen eine unerwartete Raubtierhierarchie der Kreidezeit. Wissenschaftler der Monash University und des Museums Victoria entdeckten die weltweit ältesten Megaraptor-Fossilien und erstmals Spuren von Carcharodontosauriern auf dem Kontinent. Ihre Forschungsarbeit verändert das Verständnis über die Raubsaurier der Kreidezeit grundlegend.
Megaraptoren als Herrscher – Carcharodontosaurier als Unterlegene
Die Raubsaurierhierarchie in Australien war völlig anders als in anderen Regionen der Welt. Normalerweise gehören Carcharodontosaurier zu den gefährlichsten Jägern, oft vergleichbar mit dem gefürchteten Tyrannosaurus rex. Doch in Australien blieben sie mit zwei bis vier Metern unerwartet klein. Stattdessen bestimmten Megaraptoren das Geschehen. Diese bis zu sieben Meter langen Raubsaurier dominierten die Nahrungskette.
Die Forscher vermuten, dass Umweltbedingungen und evolutionäre Anpassungen diese ungewöhnliche Verteilung begünstigten. Neben diesen Raubtieren fanden die Wissenschaftler auch Fossilien von Unenlagiinen, kleinen, schnellen „südlichen Raptoren“, die wahrscheinlich federleicht und wendig waren.
Australiens Schatzkammern für Fossilienfunde
Die Funde stammen aus zwei der bedeutendsten Fossilienregionen Victorias. Die obere Strzelecki-Gruppe lieferte Funde, die auf 121 bis 118 Millionen Jahre datiert sind. Die Fossilien der Eumeralla-Formation sind etwa 113 bis 108 Millionen Jahre alt.
Diese Regionen gelten als wahre Schatzkammern für Paläontologen. Immer wieder kommen hier spektakuläre Entdeckungen ans Licht.
Alte Verbindungen: Saurier wanderten einst zwischen den Kontinenten
Die Analyse der Forscher zeigt, dass Australien und Südamerika in der frühen Kreidezeit enger verbunden waren als bislang gedacht. Wahrscheinlich wanderten Raubsaurier damals über die Antarktis zwischen beiden Kontinenten. Diese Erkenntnis stellt die bisherigen Theorien zur Evolution der Theropoden auf den Kopf.
Unter der Leitung von Jake Kotevski, einem Doktoranden der Monash University, erarbeiteten die Forscher neue Erklärungsmodelle für diese einzigartigen Funde. Besonders der Nachweis der ältesten Megaraptoriden liefert wertvolle Hinweise auf die Ursprünge dieser Raubtiere.
Freiwillige helfen bei spektakulären Entdeckungen
Nicht nur erfahrene Wissenschaftler trugen zu dieser Entdeckung bei. Drei der fünf Fossilien wurden zwischen 2022 und 2023 von Melissa Lowery gefunden, einer engagierten freiwilligen Helferin. Ihr Einsatz zeigt, wie entscheidend die Zusammenarbeit zwischen Forschern und Laien für die Wissenschaft sein kann.
Die Untersuchungen gehen weiter. Neue Grabungen sollen weitere Fossilien aus diesen einzigartigen Fundstätten ans Licht bringen. Schon jetzt ist klar: Australien war während der Kreidezeit ein Ort einzigartiger Raubtiere, deren Geschichte erst jetzt langsam enthüllt wird.
Kurz zusammengefasst:
- In Australien wurden die weltweit ältesten Megaraptor-Fossilien entdeckt, die neue Erkenntnisse über die Raubsaurier der Kreidezeit liefern.
- Anders als in Südamerika dominierten in Australien Megaraptoriden, während Carcharodontosaurier überraschend klein blieben.
- Eine freiwillige Helferin entdeckte mehrere Fossilien, was die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Forschern und der Öffentlichkeit zeigt.
Bild: © Artwork by Jonathan Metzger. Quelle: Museums Victoria