Lösung für Klimakrise? Weißer Wasserstoff könnte doppelt so viel Energie liefern wie Erdgas
USGS-Geologen schätzen, dass weißer Wasserstoff doppelt so viel Energie wie alle Erdgasreserven enthält. Er entsteht tief in der Erdkruste.
Weißer Wasserstoff, eine vielversprechende kohlenstoffarme Energiequelle, rückt immer stärker in den Fokus der Forschung. Geologen schätzen, dass weltweit immense Mengen dieses natürlichen Gases in der Erdkruste vorkommen. Nach Angaben des US Geological Survey (USGS) beläuft sich das Potenzial auf bis zu 5,6 Billionen Tonnen. Das Besondere: Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen entsteht bei der Nutzung von Wasserstoff lediglich Wasser.
Der „weiße“ oder „natürliche“ (geogene) Wasserstoff entsteht tief in der Erde. Er wird durch chemische Prozesse in Gesteinen gebildet und könnte, ähnlich wie Erdöl oder Erdgas, gefördert werden. Doch im Gegensatz zu diesen traditionellen Energieträgern gilt Wasserstoff als klimafreundlich – er hinterlässt keine CO2-Spuren. Ein erster systematischer Überblick über potenzielle Lagerstätten zeigt, dass viele Regionen, auch in den USA, bislang unterschätzt wurden.
Weißer Wasserstoff – Energiegehalt übertrifft Erdgasreserven
Die Zahlen beeindrucken: Die geschätzte Gesamtmenge an weißem Wasserstoff enthält rund doppelt so viel Energie wie alle derzeit bekannten Erdgasreserven der Welt. Selbst wenn nur ein kleiner Bruchteil dieser Ressource wirtschaftlich nutzbar wäre, könnte dies ausreichen, um die CO2-Emissionen global über zwei Jahrhunderte hinweg auf Null zu bringen.
Der jährliche natürliche Zufluss von Wasserstoff in die Atmosphäre wird auf rund 24 Megatonnen geschätzt. Davon wird ein Großteil durch Böden absorbiert – ein Faktor, der das Ressourcenpotenzial zusätzlich beeinflusst. Die Geologen sehen jedoch großes Potenzial, den Wasserstoff aus tieferen Reservoirs zu fördern, sofern diese geologisch geeignete Bedingungen aufweisen.
Neue Karte zeigt US-Lagerstätten
Eine kürzlich veröffentlichte Karte des USGS gibt erstmals einen detaillierten Überblick über mögliche Lagerstätten in den USA. Sie zeigt, dass Regionen wie Kansas, die Küste Kaliforniens oder die Four-Corners-Staaten Arizona, Colorado, New Mexico und Utah vielversprechend sind. Sarah Ryker, Expertin des USGS, erklärte: „Das war lange nicht denkbar, doch diese Karte zeigt, dass weißer Wasserstoff in nennenswerten Mengen vorkommen könnte.“
Die Forscher betonen jedoch, dass ein Großteil der Ressourcen wohl ungenutzt bleiben wird. Viele der Lagerstätten liegen vermutlich zu tief, zu abgelegen oder enthalten zu geringe Mengen, um wirtschaftlich förderfähig zu sein, erklären die Wissenschaftler. Dennoch sehen sie in der Veröffentlichung der Karte einen wichtigen ersten Schritt, um diese Energiequelle besser zu verstehen.
Modell zeigt weltweit enormes Potenzial
Die Forschungsergebnisse basieren auf einem Modell, das geologische Daten und Analogien nutzt, um das globale Potenzial zu berechnen. Trotz der damit verbundenen Unsicherheiten liefert das Modell wichtige Anhaltspunkte. Geoffrey Ellis, leitender Wissenschaftler der Studie, beschreibt die Bedeutung so: „Diese Karte ist ein wichtiger erster Schritt, um das Potenzial dieser wertvollen Energieressource zu verstehen.“
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Weitere Forschung ist notwendig
Die USGS-Wissenschaftler betonen, dass weitere Forschung nötig ist, um die Chancen und Herausforderungen von weißem Wasserstoff vollständig zu erfassen. Ihre Ergebnisse zeigen jedoch: Natürlicher Wasserstoff ist mehr als nur eine theoretische Energiequelle und hat das Potenzial, fossile Brennstoffe teilweise zu ersetzen. Fortschritte in der Technologie könnten zudem neue, nachhaltige Wege für die globale Energieversorgung eröffnen.
Was du dir merken solltest:
- Weißer Wasserstoff entsteht natürlich in der Erdkruste, hat ein geschätztes Potenzial von bis zu 5,6 Billionen Tonnen und gilt als klimafreundlich.
- Sein Energiegehalt könnte doppelt so hoch sein wie der aller nachgewiesenen Erdgasreserven, was eine langfristige CO2-neutrale Energieversorgung ermöglichen könnte.
- Eine neue Karte des USGS zeigt potenzielle Lagerstätten in den USA, doch viele Vorkommen sind schwer zugänglich; weitere Forschung ist nötig, um das Potenzial zu erschließen.
Bild: © HidayatOemar via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0
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