Spionage auf vier Rädern: USA wollen vernetzte Autos aus China verbieten

Die USA sehen in vernetzten Autos aus China eine Bedrohung für die nationale Sicherheit. Datenmissbrauch und Sabotage werden befürchtet.

Chinesische Firmen dominieren den Markt für CIMs, die zur Internetverbindung und Erfassung von GPS-Daten in vernetzten Fahrzeugen genutzt werden.

Chinesische Firmen dominieren den Markt für CIMs, die zur Internetverbindung und Erfassung von GPS-Daten in vernetzten Fahrzeugen genutzt werden. © Wikimedia

Vernetzte Fahrzeuge sind längst mehr als nur Transportmittel. Sie sammeln immense Mengen an Daten, sind ständig online und bieten potenzielle Angriffspunkte für Hacker. Diese Entwicklung hat auch in den USA Besorgnis ausgelöst, insbesondere in Bezug auf Autos aus China. Laut einem Artikel der NZZ plant die US-Regierung, vernetzte Fahrzeuge aus China zu verbieten. Die Begründung: Diese Autos stellen eine Bedrohung für die nationale Sicherheit dar. Neben China zählen auch Russland und andere sogenannte „fragwürdige Staaten“ zu den Ländern, die von diesem Verbot betroffen sein könnten.

Die Gefahr durch vernetzte Fahrzeuge liegt laut Experten in der Überwachung, Spionage und Sabotage. Diese modernen Autos sind mit Kameras, Mikrofonen und GPS-Tracking ausgestattet und ähneln immer mehr Smartphones, was sie zu einer wertvollen Datenquelle macht. Laut einer Studie von 2021 des Center for Strategic and International Studies (CSIS) könnten Staaten wie Deutschland oder Japan zwar ebenfalls Daten sammeln, doch sie hätten keinen geopolitischen Anreiz, diese zu missbrauchen. Bei China jedoch sei die Gefahr real, dass der Staat auf gesammelte Daten zugreifen und diese für Spionagezwecke nutzen könnte.

USA befürchten Sabotage durch vernetzte Autos aus China

Moderne E-Autos aus China sammeln umfassende Daten über ihre Nutzer. Standortdaten verraten, wo sich eine Person aufhält, und ermöglichen Rückschlüsse auf ihre persönlichen Kontakte und Aktivitäten. Zudem können Mikrofone im Innenraum Gespräche aufzeichnen, was die Privatsphäre weiter gefährdet. Wie die NZZ berichtet, könnten diese Informationen in den falschen Händen zur Identifizierung und Überwachung von Personen genutzt werden, möglicherweise auch zur Erpressung.

Das Problem betrifft jedoch nicht nur chinesische Autos. Eine Untersuchung der Mozilla-Stiftung ergab, dass moderne Autos generell problematisch für den Datenschutz sind. Doch bei chinesischen Herstellern befürchten die USA, dass diese Informationen direkt an die chinesische Regierung weitergegeben werden könnten, was die Bedrohung noch verstärkt.

Chinesische Autos könnten sensible Daten gezielt ausspionieren

Die Sorge, dass chinesische Autos für Spionage genutzt werden könnten, ist weit verbreitet. Der Telegraph verweist darauf, dass vernetzte Fahrzeuge dank ihrer Technologie zur Überwachung von Orten und Personen eingesetzt werden können. Mikrofone und Kameras in den Autos könnten nicht nur Gespräche abhören, sondern auch die Umgebung überwachen. Besonders sensibel wird es, wenn Fahrzeuge Informationen über militärische oder staatliche Einrichtungen sammeln.

Laut dem Telegraph plant die US-Regierung daher, nicht nur chinesische Autos, sondern auch Komponenten wie die von chinesischen Firmen hergestellten CIM-Module (Cellular Internet of Things Modules) zu verbieten. Diese Module werden in vielen vernetzten Fahrzeugen verwendet, um Daten wie GPS-Standorte zu erfassen und zu übertragen. Chinesische Firmen wie Quectel und Fibocom dominieren den Markt für diese Technologien, was die Gefahr verstärkt, dass westliche Autos von chinesischen Komponenten infiltriert werden.

Hacker könnten vernetzte Autos sabotieren

Neben der Überwachung besteht auch das Risiko der Sabotage. Hacker haben bereits demonstriert, dass sie die Kontrolle über Autos übernehmen können. Laut der NZZ gibt es zahlreiche Beispiele, bei denen Angreifer aus der Ferne die Bremsen eines Autos betätigen oder den Motor ausschalten konnten. Dies könnte im schlimmsten Fall genutzt werden, um gezielt Personen zu schaden oder ganze Regionen zu destabilisieren. Besonders besorgniserregend ist, dass Elektroautos durch ihre Verbindung zum Stromnetz auch die Energieversorgung beeinflussen könnten. Tausende gleichzeitig ladende Fahrzeuge könnten beispielsweise Stromausfälle verursachen.

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Auch der Telegraph betont dieses Risiko. Er verweist darauf, dass die US-Regierung besonders besorgt über die Möglichkeit ist, dass böswillige Akteure durch vernetzte Fahrzeuge kritische Infrastrukturen wie das Stromnetz sabotieren könnten. Ein gezielter Cyberangriff auf Fahrzeuge könnte daher weitreichende Folgen für die nationale Sicherheit haben.

Langfristige Maßnahmen geplant

Die US-Regierung plant, die Nutzung chinesischer Komponenten in Fahrzeugen bis 2029 schrittweise einzuschränken. Dies soll der westlichen Automobilindustrie genügend Zeit geben, alternative Lieferanten zu finden, wie der Telegraph berichtet. Auch europäische Hersteller wie Mercedes oder BMW sind betroffen, da sie in China produzierte Module verwenden. In Großbritannien wurde bislang ein weniger strenger Ansatz verfolgt, aber Experten erwarten, dass auch hier bald ähnliche Maßnahmen eingeführt werden könnten.

Der ehemalige Chef des britischen Nationalen Cyber Security Centers (NCSC), Ciaran Martin, warnt jedoch davor, dass das bloße Verbot chinesischer Komponenten nicht ausreiche, um die Sicherheit zu gewährleisten. Er betont, dass die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen weiterhin eine Sicherheitslücke darstellt, die über die Herkunft der Komponenten hinausgeht.

Was du dir merken solltest:

  • Vernetzte Autos aus China könnten laut den USA eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen, da sie Daten sammeln und Spionage ermöglichen.
  • Mikrofone, Kameras und GPS-Systeme in den Autos bieten potenzielle Angriffspunkte, die zur Überwachung und Sabotage genutzt werden könnten.
  • Die US-Regierung plant, chinesische Fahrzeugkomponenten bis 2029 schrittweise zu verbieten, um diese Risiken zu minimieren.

Übrigens: Nicht nur bei Autos und Daten stehen die USA und China im Wettstreit, sondern auch in der Raumfahrt. Beide Nationen kämpfen darum, wer als erstes eine dauerhafte Präsenz am Mond-Südpol errichtet – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Ethan Llamas via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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